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Europa - aber welches ?  
  Zehn Jahre nach dem Kollaps des gesamten politisch-militärischen Ostblocks steht die Integration dieser Länder, Kulturen und Gesellschaften in die Europäische Gemeinschaft in dieser oder jener Form vor der Tür. "Erweiterung Europas" ist eine Fehlbezeichnung für diesen Prozess - Rückkehr nach Europa, nach Jahrzehnten des Ausgesperrtseins, ist eine bessere.  
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Ö1-Symposium "Zukunft Europas"
Der folgende Text ist ein Original-Beitrag von Jens Reich zum Ö1-Symposium "Zukunft Europas" am 9. und 10. Mai im RadioKulturhaus. Der Professor an der Medizinischen Fakultät der Humbold-Universität Berlin wird im Rahmen des Symposiums einen Vortrag zum Thema halten.
->   Programm des Ö1-Zukunftssymposiums "Zukunft Europas"
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Optimismus und Befürchtungen
Die Zeiten der euphorischen Begeisterung sind vorbei. Gedämpfter Optimismus und ahnungsvolle Befürchtungen halten sich die Waage. Wird Westeuropa, das über Jahrzehnte eine mühevolle wirtschaftliche Einigung unter Beibehaltung der kulturellen und politischen Verschiedenheiten erreicht hat, durch den Zuwachs gefördert oder gesprengt?
Für die rasche Eingemeindung der Nachbarn
Ich selbst bin aus der DDR, dem Vorposten des kommunistischen Ostens, in die östliche Region der Bundesrepublik Deutschland geraten, lebe in der Nähe der neuen Grenzposten des Westens nach Osten.

Euphorisch macht mich die neue Situation nicht, aber ich bin für die rasche Eingemeindung der Nachbarn, die seit Jahrhunderten zu unserem Kulturkreis gehören und so viel zu unseren Errungenschaften beigetragen haben.
Schwierigkeiten können überwunden werden
Meine Traumvorstellungen der 80er Jahre, von einer neuen basisdemokratischen Bürgergesellschaft im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts, sind der Realität gewichen. Ich habe keine Illusionen. Ich bin aber optimistisch, dass die Länder, die zu uns stoßen werden, ihre unleugbar großen gesellschaftlichen Probleme meistern können.

Ich halte die Länder, die ich gut kenne, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, die baltischen Länder, für fähig, das zu erreichen (wenn auch unter Schwierigkeiten).

Und ich sehe nicht, dass die Alternative, sie auf lange Zeit draußen zu halten, uns glücklicher machen würde. Eine gelungene Integration dieser ersten Beitrittskandidaten könnte darüber hinaus segensreichen Einfluss auf die Ambitionen und inneren Entwicklungen bei den Anderen haben.
Ökonomischer Druck verbindet
Das Europa, das so entsteht, wird sehr vielgestaltig sein, und es wird großer Anstrengungen bedürfen, es handlungsfähig zu halten. Hier nun glaube ich, dass der globale ökonomische Druck uns zusammenbinden kann. Er wird dafür sorgen, dass die Regionalismen auf das notwendige Maß beschränkt bleiben.
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Jens Reich, geb. 1939 in Göttingen, Professor an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, Universitätsklinikum (Charité). Arbeitsgruppenleiter Bioinformatik, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Berlin. 1989 Mitbegründer des "Neuen Forum".
->   Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität Berlin
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Mehr zum Thema auf science.orf.at
->   Die Demokratisierung Europas: Eine fruchtlose Nabelschau?
 
 
 
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01.01.2010