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125 Jahre Otto-Motor  
  Die Entwicklung des Otto-Motors vor 125 Jahren durch Nicolaus August Otto löste eine technologische und automobile Revolution aus. Selbst Anfang des dritten Jahrtausends ist der Otto-Motor nicht aus unserem hochtechnisierten Alltag wegzudenken.  
"Der Otto-Motor ist die Wiege der Weltmotorisierung. Er hat eine unendliche Leistungsexplosion ausgelöst." Der Sprecher der Kölner Deutz AG, Richard Backhaus, ist zu Recht Stolz auf jene Maschine, die Firmengründer Nicolaus August Otto am 9. Mai 1876 erfunden hat.
Bis heute sind die nach Otto benannten Vier-Takter von großer Bedeutung: "Vom Formel 1-Renner bis hin zum Rasenmäher arbeiten fast alle Motoren nach diesem Modell", betonte Backhaus in einem Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur.
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Die Welt im Viervierteltakt
Am 9. Mai 1876 wurde erstmals ein Arbeitsdiagramm des neuen Motors aufgenommen. Dieses Datum gilt damit auch als seine "Geburtsstunde", die Funktionsweise ist auch heute noch gültig:
1. Ansaugen: Der niedergehende Kolben saugt das Treibstoff-Luft-Gemisch in den Zylinder.
2. Verdichten: Der hochgehende Kolben komprimiert das Gemisch.
3. Verbrennung: Das komprimierte Gemisch wird mittels Zündkerze zur Explosion gebracht. Der starke Druck treibt den Kolben nach unten.
4. Auspufftakt: Der sich wieder aufwärts bewegende Kolben drückt das verbrannte Gas aus dem Zylinder.
->   Wie ein Vier-Takter funktioniert
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Die Ursprünge
Die Ursprünge des Verbrennungsmotors lassen sich bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits 1673 hat der Niederländer Christian Huygens eine Pulvermaschine gebaut, die als Vorläufer des atmosphärischen Motors bezeichnet werden kann.

Es hat dann aber bis 1860 gedauert, bis das erste wirklich brauchbare Exemplar entstanden ist: Der Franzose Jean Joseph Etienne Lenoir hat in diesem Jahr seine mit Leuchtgas betriebene Maschine der Öffentlichkeit vorgestellt.
Französische Inspiration
Zu diesem Zeitpunkt war Nicolaus August Otto 28 Jahre alt und als Handlungsreisender tätig. Aber schon als Teenager war er von Technik fasziniert. Anhand von detaillierten Zeitungsberichten über die Lenoirsche Maschine hat Otto ein funktionstüchtiges Modell nachbauen lassen und damit experimentiert.
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Nicolaus August Otto
wurde am 14. Juni 1832 in Holzhausen an der Heide in der Nähe der Stadt Wiesbaden geboren. In seinem Geburtshaus ist heute ein kleines Museum untergebracht. Die dort ausgestellten Fotos, Briefe, Konstruktionszeichnungen und Verbrennungsmotoren verschaffen einen Einblick in das Leben und Schaffen des Erfinders.
->   Nicolaus August Otto-Museum
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Erste Versuche
1862 erfolgten Ottos erste Versuche mit einem Viertaktmotor. Die Probleme, die durch die explosionsartige Verbrennung entstanden sind, konnte er jedoch nicht in den Griff bekommen und so hat er sich wieder dem Gasmotor zugewandt.

1864 hat Otto die erste Motorenfabrik der Welt gegründet. Drei Jahre später wurde sein atmosphärischer Gasmotor bei der Pariser Weltausstellung als wirtschaftlichste Antriebsmaschine mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Wirtschaftlicher Aufschwung
1872 ist das Gründungsjahr der Gasmotoren-Fabrik Deutz in Köln. Mit dem Eintritt von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach erlebt das Unternehmen einen enormen Aufschwung. Sechs Jahre später, wirtschaftlichen Zwängen gehorchend, setzt sich Otto wieder mit dem Vier-Takt-Motor auseinander - diesmal allerdings mit Erfolg.
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3 Pferdestärken
"Ottos neuer Motor" ¿ wie er im Prospekt genannt wurde ¿ hatte eine für damalige Zeit geradezu sensationelle Leistung: 2,2 kW (3 PS) bei 180 Umdrehungen pro Minute. 1877 wurde Otto das Deutsche Reichspatent (DRP) 532 erteilt, demzufolge die Deutz-Werke das weltweite Monopol für die Herstellung des Verbrennungsmotors hatte. Karl Benz und Gottlieb Daimler (nach seinem Ausscheiden aus der Deutz AG) haben 1883 schließlich einen Motor gebaut, der auch mit Benzin betrieben werden konnte.
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Patentanfechtungen
Doch "Ottos neuer Motor" wurde im Laufe der folgenden Jahre Gegenstand mehrer Prozesse. In seinem umstrittenen abschließenden Urteil vom 30. Januar 1886 hat das Leipziger Reichsgericht schließlich das Patent aufgehoben. Lediglich in der von Deutz hergestellten Bauweise war der Motor weiterhin rechtlich geschützt.
Zahlreiche Ehrungen
Für seinen Viertakter erhielt Otto zahlreiche Ehrungen: 1882, aus Anlass des 300-jährigen Bestehens der Universität Würzburg, wurde ihm das Ehrendoktorat verliehen, 1884 der Preußische Kronenorden IV. Klasse.

Auf Anregung des Verbandes deutscher Ingenieure werden seit 1936 alle Viertakt-Verbrennungsmotoren offiziell als Otto-Motoren bezeichnet. Auch die USA haben den Erfinder gewürdigt: 1996 wurde er in die "Automotive Hall of Fame" in Detroit aufgenommen.

Johannes Stuhlpfarrer
->   Automotive Hall of Fame
 
 
 
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01.01.2010