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Hoffnung für Alzheimer-Patienten  
  Das in Österreich entwickelte Medikament ''Galanthamin'' wirkt bei Alzheimer - Patienten über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren. Bisher gab es für solche Arzneimittel vor allem Wirksamkeitsstudien mit einer Dauer von bloß sechs Monaten.  
Die Langzeitstudie über den Wirkstoff ''Galanthamin'', er stammt ursprünglich aus Schneeglöckchen und wird mittlerweile synthetisch hergestellt, wurde von Dr. Rachelle Doody vom Baylor College for Medicine in Houston organisiert.
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Es handelt sich dabei um einen so genannten Cholinesterasehemmer. Das bedeutet, dass das Medikament den Abbau des anregenden Nervenbotenstoffs Acetylcholin im Gehirn der Betroffenen hemmt. Das erfolgt über die Blockade des Enzyms Acetylcholinesterase. Für Galanthamin gibt es auch Hinweise auf eine zusätzlich positive Wirkung auf die Nikotinrezeptoren im Gehirn. Das Arzneimittel ist in Österreich, den USA und anderen Ländern zugelassen.
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Der Versuch
Bei der wissenschaftlichen Untersuchung wurde von 636 Alzheimer-Patienten ausgegangen, die ''Galanthamin'' zunächst im Rahmen einer Placebo-kontrollierten Studie sechs Monate lang erhalten hatten. Eine Gruppe bekam das echte Medikament, die zweite ein Scheinmedikament. Nach dem Ende dieser ersten wissenschaftlichen Untersuchung wurden dann möglichst alle Patienten auf das echte Medikament umgestellt und weitere 18 Monate lang überwacht.
Das Ergebnis
Bei jenen Alzheimer-Kranken, die insgesamt zwei Jahre lang das aus Österreich stammende Medikament bekamen, war die Gehirnleistung nach zwei Jahren besser als innerhalb des ersten Jahres.

Im Vergleich zu den Werten, die bei anhaltender Einnahme eines Scheinmedikaments (Placebo) zu erwarten gewesen wären, vergrößerte sich der Effekt der echten Behandlung ständig.
Ursachen unklar
Dr. Rachelle Doody: ''Wir wissen noch nicht, ob diese verlängerte Wirkung von Galanthamin auf den Effekt der zusätzlichen Hemmung der Nikotinrezeptoren neben der Hemmung der Cholinesterase zurück zu führen ist.'' Das werde aber jetzt untersucht, erklärte die Expertin.
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Weltweit wird mit elf bis 22 Millionen Alzheimer-Patienten gerechnet. Eine erst vor kurzem erschienene Studie ergab für Österreich im Jahr 2000 eine Zahl von rund 90.500 Demenzpatienten, von denen 60.400 an Morbus Alzheimer litten. Die Zahl der Erkrankten steigt international dramatisch an. Das liegt an der Bevölkerungsentwicklung. Derzeit leben allein in den USA rund vier Millionen Alzheimer-Patienten. Im Jahr 2050 sollen es 14 Millionen sein.
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Noch keine Heilung
Die derzeit vorhandenen Arzneimitteln können das Fortschreiten der Erkrankung vor allem hinausschieben. Doch auch das hilft den Betroffenen, länger zu Hause leben zu können und entlastet die Angehörigen.

(APA)
 
 
 
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01.01.2010