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Das nächste Beben kommt bestimmt...  
  Auch wenn in Österreich starke Erdbeben eher selten sind, befinden sich fast 20 Prozent des Bundesgebietes in den höchsten seismischen Gefahrenzonen.  
My home is my castle?
Die schweren Beben der letzten Zeit sind noch in schrecklicher Erinnerung. El Salvador, Indien und Indonesien waren betroffen. Ein Hauptproblem ist die schlechte Baustruktur in vielen Ländern.

Bei Erderschütterungen, die gut gebaute Häuser durchaus mit leichten Schäden überstehen könnten, fallen manche Gebäude zusammen, als wären sie aus Papier. Der Grund: die Bauvorschriften reichen oft nicht aus, und selbst die Minimalanforderungen werden von Bauspekulanten und Firmen aus Profitgier oft umgangen.
Österreich: Insel der Seeligen?
Auch wenn in Österreich die Baustruktur recht gut ist und starke Erdbeben relativ selten vorkommen, sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen. "In jedem Jahrhundert werden in unserer Region ein bis zwei größere Beben registriert, die zu schweren Gebäudeschäden führen können", so Rainer Flesch von arsenal research. Das letzte große Erdbeben ereignete sich 1927 im niederösterreichischen Schwadorf.
->   Größere Erdbeben in Österreich
Mini-Erdbeben simulieren
Die Bauordnung ist in Österreich ohnehin streng. Ein Problem stellen aber alte Gebäude dar. Denn sie sind nach älteren, weniger strikten Normen gebaut, und genaue technische Vermessungen fehlen oft. Man weiß also nicht genau, wie stabil sie im Falle eines starken Erdbebens sind.

Eine Möglichkeit, das herauszufinden, ist "Mini-Erdbeben" zu simulieren. Dabei wird mit einem 2,5 Tonnen schweren Gerät der Boden in Schwingung versetzt. So kann die Stabilität jedes einzelnen Stockwerkes eines Gebäudes vermessen werden.

 

Die eigene Schwingung anregen
Mit dem Gerät wird die Eigenschwingung des jeweiligen Stockwerksbodens angeregt. Wird ein Bauwerk mit seiner Eigenschwingung angeregt, können sich bei schlechter Bauweise diese Schwingungen immer mehr aufschaukeln, der Fußboden fängt an, wie eine Gitarrensaite zu vibrieren.

Wird bei einem Erdbeben diese Eigenschwingung getroffen, kann es zur Katastrophe kommen, wenn auch nur ein Stockwerk von dem Problem betroffen ist.
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Verstimmte Häuser
Kennt man nach den Messungen diese Parameter für ein Gebäude, kann man entweder mit zusätzlichen Trägern und Stützen das Stockwerk verstärken. Oder man "verstimmt" das Gebäude, man verändert also die Eigenschwingung mit baulichen Maßnahmen so, dass sie nicht im Frequenzspektrum heimischer Beben vorkommt. Eine Methode, die zum Beispiel beim Brückenbau ganz selbstverständlich ist.
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Lebenswichtige Stabilität
Mit der Methode sollen, so fordern die Experten, jene Bauwerke getestet werden, die während und nach einem Erdbeben funktionstüchtig bleiben müssen, also zum Beispiel Spitäler oder die Wasserversorgung.
Sicheres uns stabiles Wohnen in der EU
Aber auch an den Normen wird weiter gebastelt und verbessert. Nach den schweren Beben in der Türkei und in Griechenland 1999, haben sich europaweit Forscher vernetzt, um an dem sogenannten Eurocode 8 mitzuarbeiten.

Er soll sicheres und stabiles Wohnen in der gesamten EU garantieren. Die Frage bleibt allerdings: zu welchem Preis. Denn die höheren Sicherheitsstandards erhöhen auch die Baukosten dramatisch. Ein Nebeneffekt, den man als Konsument wohl akzeptieren wird müssen.

Niki Popper, ZIB-Wissenschaft
->   Magnitude und Richter-Skala
->   Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
->   arsenal research
 
 
 
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01.01.2010