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Der Konsument im Paradigmenwechsel  
  Leopold März, der Rektor der Universität für Bodenkultur Wien, nahm sich in seinem Vortrag zum Ö1-Symposion ''Zukunft Europas'' der Rolle der Konsumenten in den Bereichen Gesundheit, Umwelt und Ernährung an. Diesen würde in Hinkunft eine Schlüsselfunktion zukommen, um die Qualität ihres täglichen Lebens zu bestimmen.  
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Ö1-Symposion ''Zukunft Europas''
9. und 10. Mai
RadioKulturhaus, Argentinierstraße 30 A, 1040 Wien
Beginn: jeweils 16.30 Uhr, Eintritt frei
Auskünfte: Ö1-Servicenummer 01 501 70 371
->   Programm des Ö1-Symposions ''Zukunft Europas''
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Aggressives Gesundheits-Marketing
Ausgehend von den großen Krisen wie BSE, Antibiotikaskandal oder Maul- und Klauenseuche, die Landwirtschaft wie Konsumation schwer beeinträchtigt haben, stellte er die fundamentale Frage: "Bekommen wir, was wir brauchen oder was uns als begehrenswert präsentiert wird?"

Leider, so März, sei kaum etwas so anfällig für aggressives und zum Teil "hinterhältiges" Marketing wie unsere Gesundheit. Und: Gerade auf dem Sektor der Ernährung bestimme immer noch das Angebot die Nachfrage und nicht umgekehrt.
Wichtige Bedeutung der Medien

Leopold März
Über die per Werbung konditionierten Konsumenten würden die Nahrungsmittelproduzenten, also die Bauern, von den Handelskonzernen unter Druck gesetzt. Und die Bauern in der Öffentlichkeit mit der Verantwortung für die daraus erwachsenden Probleme belastet.

Den Medien käme in diesem Zusammenhang eine ungeheuer wichtige und positive Bedeutung zu. Sie könnten die Zusammenhänge darstellen und zur Verständlichkeit des komplexen Problemes beitragen. Leider, so März, haben sie in der Vergangenheit sehr oft keine besonders rühmliche Rolle gespielt.

Die Zukunft Europas werde jedenfalls auch davon abhängen, ob es durch verantwortungsbewusste, öffentlich geführte Diskussionen verständige und informierte Konsumenten geben wird.
Paradigmenwechsel des Konsumenten
Die "schmerzhaften" Krisen hätten aber auch einen positiven Nebeneffekt: Die Konsumenten werden sich der Zusammenhänge von Gesundheit, Umwelt und Ernährung langsam bewusster, ja es stünde geradezu ein "Paradigmenwechsel" an, der sie befähigt, "Standards zu setzen, welche in Hinkunft für die Qualität ihres täglichen Lebens und damit letztendlich für ihre Gesundheit entscheidend sind".
Qualitätskontrolle bei gesamter Lebensmittel-Kette
Die in den letzten Monaten oft geforderte "gläserne Produktion" samt Herkunftsdokumentation von Lebensmitteln werde dazu alleine nicht ausreichen. Qualitätskontrolle müsse in der gesamten Lebensmittel-Kette geschehen: von der Primärproduktion in der Landwirtschaft über die Verarbeitungs- und Transporttechnologien, den Versorgungswegen bis zum Konsumenten bis zu den Entsorgungstechnologien und der Qualitätssicherung im Handel.

Gesundheit, Umwelt und Ernährung bilde in diesem Sinne eine Triade. Für die Politik bedeute dies eine "Zusammenschau der Kompetenzen", eine Idee, hinter der etwa die Europäische Agentur für Lebensmittelsichertheit stehe.
Hat auch seinen Preis
Der beginnende Paradigmenwechsel habe, so März, aber auch seinen Preis. Es sei seltsam, dass "ausgerechnet die Quintessenz unseres täglichen Lebens und Überlebens kostenmäßig hinter wesentlich weniger essenziellen Ansprüchen zurückgeblieben ist". Dazu beigetragen hätten unter anderem "verfehlte Werbestrategien", etwa für den EU-Beitritt, die massive Verbilligungen versprachen.

März schätzt den für eine nachhaltige Sicherung der Lebensmittelqualität notwendigen Preisanstieg auf 20 bis 25 Prozent. Verglichen mit den gestiegenen Kosten in anderen Branchen sei das nicht allzuviel.

Lukas Wieselberg, science-Redaktion
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Leopold März ist seit 1993 Rektor der Universität für Bodenkultur Wien. Zudem ist er Gründungspräsident der Österreichischen Gesellschaft für Biotechnologie und Vorsitzender des ORF-Kuratoriums. Sein Publikationsschwerpunkt: Hochschulpolitik.
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01.01.2010