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Der chronische Schmerz als Warnsignal  
  Sind chronische Kopfschmerzen in der Jugend ein Zeichen für ernste gesundheitliche Probleme im Erwachsenenalter? Ja sagen britische Mediziner. Kinder, die an chronischen Kopfschmerzen leiden, entwickeln später eine größere Neigung zu verschiedenen physischen wie psychischen Erkrankungen.  
Zu dieser Schlussfolgerung kommen britische Mediziner, die ihre Ergebnisse jetzt im "British Medical Journal" vorstellten.
Nach diesen Ergebnissen entwickeln Kinder, die unter chronischen Kopfschmerzen leiden, als Erwachsene häufiger psychosoziale Probleme.

Sie wachsen mit einer ständigen Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität durch chronisches Kopfwehleiden und anderen daraus entstehenden physischen wie psychischen Beschwerde-Symptomen auf.
Über 11.000 Kinder untersucht
Die Wissenschaftler des Imperial College of Medicine untersuchten eine vorhandene Datenbank, in der Gesundheitsdaten von über 11.000 britischen Kinder gespeichert waren.

Schwerpunktmäßig fanden sich die psychischen wie physischen Beschwerden vor allem bei Frauen und im Arbeiterklasse-Milieu.
Eine breite Palette an Beschwerden
Alle 11.00 Kinder wurden im Alter von 11, 16, 23 und 33 als Teil einer nationalen "Kinder-Entwicklungs-Studie" untersucht.

Im Alter von 33 beklagten 10 Prozent der Untersuchten, die in ihrer früheren Jugend unter Kopfschmerzen litten, über verstärkt auftretende Symptome wie Rückenschmerzen, schwere Kopfschmerzen, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt sowie schmerzende Augen, Herzrasen, Rheumatismus oder Arthritis.
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"Chronische Kopfschmerzen als Risikofaktor"
Laut dem Leiter der Studie, dem Psychiater Paul Fearon, "ist es nicht unbedingt so, dass alle Kinder, die unter chronischen Kopfschmerzen leiden, ständig von physischen wie psychischen Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklung begleitet werden. Aber die Wahrscheinlichkeit, später mit ernst zu nehmenden Gesundheitsproblemen konfrontiert zu sein, ist höher als bei Kindern, die ohne Kopfweh aufwachsen".
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"Kinder beoabchten"
"Wenn Kinder gegenüber Lehrern oder Eltern über chronische Kopfschmerzen klagen, dann sollte man diesen Leiden verstärkte Aufmerksamkeit widmen, um eventuell später auftretende Gesundheitsprobleme zu vermeiden", folgert Paul Fearon.

Geht es nach dem Psychiater Fearon, dann kann man vielen Erwachsenen ein höheres Maß an Lebensqualität verschaffen, wenn sich Beschwerden und Symptome bereits in der Kindheit erfolgreicher minimieren lassen.
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Kopfschmerzen - Ursachen und Symptome
Kopf-Schmerzen haben ihre Ursache in einer Drucksteigerung innerhalb der Schädelhöhle, in Krampfzuständen der Gefäßmuskulatur der Gehirngefäße oder in Reizungen der Gehirnhaut. Daneben kann es sich um fortgeleitete Schmerzen vom Ohr, den Nebenhöhlen oder den Augen handeln. Einfache Kopfschmerzen sind meist Zeichen einer nervösen Überbelastung oder Erschöpfung. Jedoch auch aufgenommene Gifte (Narkotika, Alkohol, Rauschgifte), Infektionsgifte und Gifte aus den Verdauungswegen bei Verstopfung können Ursache der Kopfschmerzen sein. Eine gezielte Therapie kann erst nach der Ursachenklärung stattfinden.
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Kollegen skeptisch
Psychiater-Kollegen von Fearon beurteilen jene Ergebnisse distanzierter und kritischer. Für Anne McGregor, Forschungs-Direktorin an der London Migraine Clinic ist unklar, ob Kopfweh als Symptom psychologischer Störungen gewertet werden kann, bzw. ob die Anfälligkeiten für Kopfschmerzen mit der Anfälligkeit für psychische Probleme in Verbindung gebracht werden kann.

"Es ist nicht gut, hinaus zu gehen und den Leuten zu erzählen, dass ihre Neigung zu Migräne in ihrem späteren Leben zu psychologischen Beschwerden führen wird", kommentiert Migräne-Spezialistin McGregor die Aussagen von Paul Fearon.
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Andere Faktoren beachten
"Finnische Studien konnten zeigen, dass Migräne und chronische Kopfschmerzen bei Kindern insgesamt stark im Zunehmen sind", so die britische Medizinerin. Man müsse für die Interpretation und weitere Untersuchung jener Phänomene auch andere Kriterien wie z.B. Umweltfaktoren verstärkt miteinbeziehen.
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Ansteigende Neigung zu chronischem Kopfweh
1974 zeigten von knapp 2000 7-Jährigen 1.9 Prozent eine Neigung zu Migräne. In einer ähnlichen Studie, 1992 durchgeführt von den selben Autoren in der selben Schule, lag die Migräne-Häufigkeit bei Schulkindern bereits bei 5.7 Prozent.

Für Paul Fearon stellen diese Untersuchungen allerdings durchaus einen Ergänzung zu seinen jetzt veröffentlichten Ergebnissen dar. "Diese Daten zeigen uns, dass sehr wohl ein Zusammenhang zwischen jugendlichen Kopfweh-Neigung und späteren Beschwerden bestehen kann. Und die Zunahme jener Leidensanfälligkeit sollte uns veranlassen, uns diesem Problem stärker zu widmen", ergänzt der Psychiater.

(red)
->   British Medical Journal
->   The Headache Group - Institute of Neurology, London
->   Imperial College of Science, Technology and Medicine
 
 
 
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01.01.2010