News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 
Parlamentsparteien für verstärkte Embryonen-Forschung  
  Ein Vorstoß des Wiener Gynäkologen und
Endokrinologen Johannes Huber für die Freigabe der Embryonenforschung hat laut der Wiener Tageszeitung "Der Standard" bei allen vier Parlamentsparteien ein positives Echo gefunden.
 
Sowohl Erwin Rasinger (ÖVP) als auch Manfred Lackner (SPÖ), Alois Pumberger (FPÖ) und Kurt Grünewald (Grüne) könnten sich demnach vorstellen, diese aufzugreifen und "überzählige" Embryonen aus künstlichen Befruchtungen, die laut geltendem Recht nach einem Jahr vernichtet werden müssen, der Forschung zur Verfügung zu stellen.
'Streng geregelte Bedingungen'
Rasinger plädiert - so eine Vorausmeldung der Zeitung - für
"streng geregelte Bedingungen" und eine "begleitende ethische Kontrolle". Die ÖVP plane außerdem für Anfang Juli einen Bioethik-Kongress, auf dem Grundlagen für diese "scharfe Gratwanderung" erarbeitet werden sollen. Ein Positionspapier zur Bioethik stellt auch Lackner in Aussicht.

In 14 Tagen werde eine SPÖ-Expertengruppe an die Öffentlichkeit gehen, man dürfe davon ausgehen, dass darin eine "sehr offene Haltung gegenüber Wissenschaft und Forschung" zum Ausdruck kommen werde.

Pumberger kann sich die Freigabe der Embryonenforschung
vorstellen, wenn man "Missbrauch weitgehend ausschließen" könne. Im FPÖ-Klub gebe es dazu allerdings noch keine fixe Meinung.
'Sehr aufgeschlossen'
Grünewald zeigte sich "sehr aufgeschlossen" gegenüber dem
Argument, dass es besser sei, an den Embryonen zu forschen, als sie einfach nur zu vernichten. Er meldete aber laut der Tageszeitung deutliche Bedenken gegen die Art des Vorstoßes des Gynäkologen an: Es reiche nicht, wenn einzelne Wissenschafter über die Medien Vorschläge machten, es bedürfe eines "breiten Dialogs", nicht zuletzt mit den Parlamentsklubs. Bisher habe es noch keine "offiziellen Gespräche gegeben".

Uneingeschränkte Zustimmung findet demnach der Vorschlag Hubers, die Frist für die Aufbewahrung von Embryonen von einem auf fünf Jahre zu verlängern. Ein schon 1999 eingebrachter Antrag verfiel mit Auslaufen der Legislaturperiode 1999. Er müsste also neu eingebracht werden, berichtet die Tageszeitung.
...
Rigides Fortpflanzungsgesetz
In der Vergangenheit haben vor allem österreichische
In-vitro-Fertilisierungsexperten (IVF) immer wieder darauf
hingewiesen, dass das geltende "Fortpflanzungsmedizingesetz" ausgesprochen rigide ist. Es stammt aus dem Jahr 1992. Damals waren Begriffe wie "Klonen" etc. noch echte Zukunftsmusik. In Paragraph 9 heißt es in dem Gesetz beispielsweise: "Entwicklungsfähige Embryonen dürfen nicht für andere Zwecke als für die medizinische Fortpflanzung verwendet werden." Das gilt auch für alle Eingriffe im Rahmen von Untersuchungen und therapeutischen Maßnahmen. Außerdem heißt es in dem Gesetz: "Eingriffe in die Keimzellbahn sind unzulässig." Das verbietet auch zweifelsfrei eine Gentherapie an Keimzellen.
...
Kritik an Ein-Jahres-Frist
Die österreichischen IVF-Experten kritisierten immer wieder auch besonders die Ein-Jahres-Frist für die Aufbewahrung von Embryonen. Das verhindert auch, dass unfruchtbare Paare Embryonen länger aufbewahren lassen können.

Zuletzt wurde über diese Themen vor allem im Umfeld der Zulassung des therapeutischen Klonens in Großbritannien auch in Österreich im August bzw. Dezember vergangenen Jahres diskutiert. "In Österreich gibt es eine grundsätzlich ablehnende Haltung", hatte damals Sektionschef Gerhard Hopf vom Justizministerium erklärt. Trotzdem gibt es die Bestrebungen zu einer vorsichtigen Novellierung des Gesetzes.

(APA/red)
->   Auszüge aus dem Fortpflanzungs-Medizingesetz
->   Gentechnik-Site des Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010