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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Wie Asien Afrika austrocknete  
  Vor drei Millionen Jahren verwandelte sich das warme Ostafrika unserer Vorfahren in eine trockene Savannenlandschaft. Für die Ausbreitung der Vorfahren des Menschen hatte das entscheidende Bedeutung. Die Ursachen jener einschneidenden Klimaveränderung sind nach neuen Studien nicht, wie bisher gedacht, im Nordatlantik, sondern im Pazifik zu suchen.  
Bisher wurde die Austrocknung Ostafrikas vor etwa drei Millionen Jahren als Folgeerscheinung der ersten Eiszeit betrachtet. Die neue Studie der Forscher Mark Cane vom "Lamon-Doherty Earth Observatory" in New York und Peter Molnar vom Massachusetts Institute of Technology in Boston erläutert jetzt die Gründe für die Klimaveränderung von asiatischer Seite aus in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Nature".
Neues Erklärungsmodell
Die weit verbreitete These, die Eiszeit sei für die globalen Klimaveränderungen der Urgeschichte verantwortlich, wird auf die Abkühlung des Atlantiks zurückgeführt. Schmelzende Eisschichten der nördlichen Hemisphäre haben eine Abkühlung des nördlichen Atlantiks bewirkt. Das hat die Verdunstung über dem Meer verhindert und den Niederschlag über Afrika verringert.

Cane und Molner hingegen machen tektonische Bewegungen im Erdinneren für den klimatischen Wechsel in Ostafrika verantwortlich. Sie gehen noch einen Schritt weiter und führen die Eiszeit auf die Veränderungen in der Erdkruste zurück.
El-Nino-Phänomene
Auf Grund der tektonischen Verschiebungen vor zwei bis vier Millionen Jahren wurde Indonesien nordwärts gedrängt. Das beeinflusste den Richtungsverlauf der Meeresströme dermaßen, dass aus dem einst tropischen, von Regenwäldern bedeckten Ostafrika eine trockene Grassteppe wurde.

Statt warmen Wassers aus dem Südpazifik drang nun kaltes Wasser des Nordpazifiks durch den indonesischen Seeweg. Die Oberflächentemperatur des indischen Ozeans begann zu sinken und veränderte die Luftfeuchtigkeit wie auch das vorherrschende Windsystem. Ergebnis war eine drastisch gesunkene Niederschlagsmenge in Ostafrika.
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El Nino
warmer Küstenstrom, der zur Weihnachtszeit vor der peruanischen Küste auftaucht und der auch dem unregelmäßig stattfindenden massiven Einbruch von tropischem Warmwasser in den kalten Humboldtstrom seinen Namen gibt. Er wird für viele Klimaphänomene verantwortlich gemacht.
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Droht eine neue Eiszeit?
Die Verschiebung Indonesiens lässt sich mit der geologisch prekären Lage Australiens und Neuguineas begründen. Beide befinden sich auf einer tektonischen Platte, die mit 70 km pro Million Jahre nordwärts drängt. Cane und Molnar sagen nun eine ähnliche klimatische Entwicklung voraus, wenn Neuguinea nördlich verschoben wird.

Die von den Tropen in die höheren Breitengrade transportierte Luft würde demnach ausbleiben und eine neue Eiszeit auslösen.
Klimaveränderungen lassen Homo-Arten entstehen
Die prähistorische Klimaveränderung ist für die Erforschung der menschlichen Stammesgeschichte wesentlich. Jüngste archäologische Funde lassen schließen, dass ungefähr zeitgleich mit der Versteppung Ostafrikas die Spaltung des Hominidenstammes in zwei Linien stattgefunden hatte. Aus diesen Linien entstand der Homo sapiens und der Australopithecinen. Ersterer konnte sich durchsetzen, Letztere starben vor rund einer Million Jahren aus.
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Die ersten Homo-Arten
Homo habilis lebte vor etwa 2,6 bis 1,6 Mio. Jahren. Von Australopithecus abstammend, besitzt Homo habilis ein größeres Gehirn (über 600 cm3), erstmals mit Entwicklung der Sprachzentren, einem mehr gerundeten Hirnschädel und kleineren Backenzähnen. Homo habilis stellte als erste Menschenform einfache Steinwerkzeuge her und ernährte sich von Pflanzen und Fleisch. Das umfangreiche Fossilmaterial des Homo habilis zeigt eine so große Variation, dass es möglicherweise zwei eng verwandte frühe Homo-Arten umfasst, Homo habilis und eine größere Form, Homo rudolfensis. Es ist unklar, aus welcher dieser beiden frühen Homo-Arten der weiter entwicklete Homo erectus entstanden ist.
->   Mehr zum Homo habilis
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Mögliche Gründe für diese Ausdifferenzierung werden in Zusammenhang mit den klimatischen Bedingungen gesehen. Demnach brachten die prähistorischen Klimaveränderungen Wanderungen der Vormenschen mit sich, die neue Homo-Arten entstehen ließen.

Richard Potts, Leiter des "Human Origins Program at the Smithsonian Institute" (Washington DC), spricht von den für die menschliche Evolution notwendigen Einflüssen.
Überleben durch Klimaanpassung
Die Entfaltung der Verschiedenartigkeit sei die wichtigste Phase in der menschlichen Evolution. Veränderte Klimabedingungen brachten unterschiedliche Arten auseinander und wieder zusammen. Und das führte erst zur nötigen Spezialisierung.

Dass sich der Homo sapiens nach allen Spaltungen durchsetzen konnte, liegt in seiner großartigen Anpassungsfähigkeit an die Umwelt, argumentiert Pott. Im Gegensatz zum kältegewohnten Homo neanderthalensis konnte dieser die ständig wechselnden Klimabedingungen der Vergangenheit überleben.

(red)
->   Artikel zur Klimaveränderung in Afrika im Nature Science Update
->   Lamont-Doherty Earth Observatory of Columbia University
Originalartikel in "Nature" (Nature 411, 157 - 162 , kostenpflichtig) unter dem Titel "Closing of the Indonesian seaway as a precursor to east African aridification around 3¿4 million years ago"
->   Originalartikel
Lesen sie mehr zur "Out-of-Africa"-Hypothese auf science.orf.at
->   Asiaten stammen aus Afrika
 
 
 
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01.01.2010