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Kaffee: Gut gegen Parkinson?  
  Je mehr Kaffee von Menschen getrunken wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Parkinson erkranken. Neue Untersuchungen geben Aufschluss, wie Koffein den für die Krankheit verantwortlichen Mangel an Dopamin bekämpft.  
Koffein rettet Dopamin
Forschungen am Massachussetts General Hospital in Boston zeigen am Beispiel von Laborratten, wie das im Kaffee enthaltene Koffein den Verlust von Dopamin verhindern kann. Dopamin ist jene Substanz im Gehirn, deren mangelnde Produktion die Parkinsonsche Krankheit auslöst.

Dennoch, so "Science" in seiner Online-Version, sei es noch ein langer Weg, bis zwei Tassen Melange täglich als wirksamer Schutz gegen die Krankheit gelten können.
Langzeitstudie bewies Zusammenhang
Bereits im vergangenen Jahr war eine 30-Jahres-Langzeitstudie in Honolulu präsentiert worden, die bei 8.000 Männern einen starken Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und Parkinson feststellte - und früheren epidemiologischen Studien Recht gab. Koffein reagiert den Untersuchungen zufolge mit den Rezeptoren in jenen Gehirnregionen, die von der Krankheit betroffen sind.
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Parkinsonsche Erkrankung
Parkinson (Paralysis agitans) ist die häufigste neurologische Erkrankung älterer Menschen. Bei ihr werden Nervenzellen in einer bestimmten Gehirnregion (Substantia nigra) abgebaut, die den hemmenden Botenstoff Dopamin produzieren. Da im sensiblen Gleichgewicht der Neurotransmitter des Gehirns deshalb eine wichtige hemmende Komponente fehlt, ist die ausgewogene Steuerung der willkürlichen Bewegungsabläufe gestört. Die wichtigsten Krankheitszeichen sind eine Verlangsamung aller Bewegungen, erhöhte Muskelspannung und -versteifung sowie ein feines Zittern in Ruhe, insbesondere der Hände und Füße, das bei Bewegung sofort verschwindet. Die Krankheit ist nach dem englischen Arzt James Parkinson benannt, der sie 1817 erstmals beschrieb.
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An Laborratten erprobt
Wie die jüngste Ausgabe des "Journal of Neuroscience" berichtet, gingen Michael Schwarzschild, Jiang-Fan Chen und Kollegen vom Massachussetts General Hospital in Boston einen Schritt weiter, um diesen Zusammenhang zu verstehen: Sie fügten Laborratten Parkinson-ähnliche Verletzungen zu, indem sie ihnen das Neurotoxin MPTP in ihr Gehirn injizierten.

Innerhalb einer Woche sank der Dopamingehalt in jenen Gehirnregionen um bis zu 85 Prozent. Sobald den Ratten aber vor der Verabreichung von MPTP eine geringe Menge Koffein injiziert wurde - umgerechnet auf den Menschen entsprach sie etwa eineinhalb Tassen Kaffee -, verringerte sich das Dopamin-Niveau nur mehr um etwa 60 Prozent. Bei höheren Koffeindosen konnte die MPTP-Vergiftung komplett vermieden werden.
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Dopamin
Dopamin ist ein Neurotransmitter (Botenstoff), mit dem im Gehirn Informationen übertragen werden. Ist zu wenig Dopamin in Bereichen des Gehirns vorhanden, wird die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen gestört. Die Kontrolle über die Muskeln nimmt ab, da Befehle, sie zu bewegen, nicht mehr korrekt weitergeleitet werden. Klassische Symptome der Parkinson-Krankheit, die ihr auch ihren ersten Namen gaben: Schüttellähmung.
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Hemmung von Rezeptoren
Schwarzschild und Chen fanden heraus, dass Koffein offensichtlich die so genannten A2A-Adenosin-Rezeptoren hemmten, vor allem an Neuronen im Striatum - einem zu den Basalganglien gehörenden Komplex des Endhirns, das von Parkinson besonders betroffen ist.

Noch nicht klar ist es nach Auskunft der Wissenschaftler aber, wie das Hemmen dieser Rezeptoren die Dopamin produzierenden Nervenzellen schützt.
Neue Substanzen könnten Parkinson aufhalten
Schwarzschild meinte, dass neue Substanzen, die auf die A2A-Rezeptoren abzielen und bereits klinisch untersucht werden, nicht nur die Krankheitssymptome lindern, sondern tatsächlich den Krankheitsverlauf verzögern könnten. Dennoch betonte er, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine rationale Basis dafür gebe, "die Einnahme von Koffein zu verändern".

(red)
->   Massachussetts General Hospital, Boston
->   Science Now
->   Journal of Neuroscience
 
 
 
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01.01.2010