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Hohe Dioxinwerte bei Vietnamesen  
  Drei Jahrzehnte nach dem Einsatz des überaus giftigen Entlaubungsmittels "Agent Orange" durch die US-Armee im Vietnamkrieg sind nach einer neuen Studie noch immer alarmierend hohe Dioxinwerte im Blut von Vietnamesen festzustellen.  
Bei Einwohnern der Stadt Bien Hoa im Süden Vietnams lagen laut Studie die Werte bis um das 135-Fache höher als bei Einwohnern von Hanoi, wo die US-Streitkräfte keine Herbizide versprühten.
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Die Ergebnisse der Studie werden in der neuesten Ausgabe der medizinischen Zeitschrift "Journal of Occupational and Environmental Medicine" veröffentlicht.
->   Journal of Occupational and Environmental Medicine
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Erschreckende Ergebnisse
Als erschreckend wertet die Studie von amerikanischen Wissenschaftern, dass einige der betroffenen Einwohner von Bien Hoa während des Krieges nicht einmal dort lebten und dass auch Kinder betroffen sind. Daraus ist zu schließen, dass sie noch in jüngerer Zeit einer verseuchten Umgebung ausgesetzt sein mussten.
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Agent Orange
Das dioxinhaltige Pflanzengift "Agent Orange" wurde von der US-Army im Vietnamkrieg als Entlaubungsmittel eingesetzt. Der Name, unter dem es "weltberüchtigt" wurde, ist eigentlich ein Code, der durch die orangefarbene Verschnürung der Pakete entstand. Zwischen 1961 und 1971 versprühten die US-Streitkräfte in Südvietnam etwa 40 Millionen Liter des Herbizids. Schätzungsweise 170 Kilogramm Dioxin gingen auf mehr als zehn Prozent der Fläche Südvietnams nieder.
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(Spät)Folgen der Vergiftung
Nach Angaben des vietnamesische Roten Kreuzes leiden heute mehr als eine Million Menschen an den Spätfolgen des chemischen Kriegs, davon mehr als 100.000 Kinder.

"Agent Orange" wird mit Krebs, Missbildungen und Fehlgeburten in Verbindung gebracht. Weiterhin treten bei Neugeborenen schwere Erbschäden auf, die Krebsraten sind um ein Vielfaches höher als in anderen Ländern.
Systematische Zerstörung der Lebenswelt
Insgesamt haben die USA mehr als 72 Millionen Liter Herbizide und Chemikalien versprüht. Die Hälfte der Waldfläche und landwirtschaftlich genutzten Fläche im Süden Vietnams wurde durch den chemischen Krieg vernichtet.

Mit dem "Ökozid" - den Ausdruck prägten US-Wissenschaftler - wurde der Kriegsgeschichte ein neues Element zugefügt: die systematische Zerstörung des Lebensumwelt eines Volkes.

Die Bemühungen Vietnams um Entschädigungszahlungen der USA für die Folgen des "Agent Orange"-Einsatzes sind im Übrigen bisher erfolglos geblieben.

(APA/AP/AFP)
 
 
 
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01.01.2010