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Dem Weißen Hai auf der Spur  
  Welche Wanderrouten benutzen Weiße Haie und wie sind ihre Futtergewohnheiten angelegt? Ein australisches Forschungsprojekt soll jetzt mittels Satellitentechnologie helfen, die vom Aussterben bedrohten Meeresräuber besser zu verstehen und zu schützen.  
Sender auf dem Hairücken
Biologen der australischen "Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation" (CSIRO) wollen mit der neuen Technologie mehr Informationen über Futtergewohnheiten und Wanderbewegungen von Weißen Haien ausfindig machen.
Ein junges Exemplar jener hocheffizienten Meeresräuber wurde mit einem Sender ausgestattet, der an seiner Rückenflosse befestigt ist. Die von dem Haisender ausgehenden Signale werden von einem Satelliten aufgefangen, sobald sich der Hai der Wasseroberfläche nähert.
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Der Weiße Hai
Carcharodon carcharias, ein durchschnittlich bis zu sieben Meter langer Makrelenhai. Er lebt in warm-gemäßigten, subtropischen und tropischen Meeren und jagt hauptsächlich Meeressäuger wie Robben und kleinere Wale. Der Weiße Hai kann auf Grund seines Beutespektrums auch dem Menschen gefährlich werden. Die Form von Surfbrettern ähnelt stark der Form von Robben und ähnlich gebauten Meeressäugern.
->   Mehr zum Weißen Hai
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Haifütterung per Käfig.
Alarmiert durch Haiattacken
Der Sender liefert Stevens und Berry Bruce von der CSIRO in erster Linie detailliertere Informationen über das Wanderungsverhalten von Haien innerhalb und zwischen verschiedenen Territorien.

Erste Ergebnisse liegen bereits vor: Der Hai ist seit März über 800 Kilometer weit geschwommen und hat sich in einer durchschnittlichen Entfernung von 75 Kilometern vor der Küste von Victoria bewegt. Anschließend schlug er einen Kurs in Richtung Tasmanien ein.

Weiße Haie waren in Australien zuletzt in die Schlagzeilen geraten: Zwei von ihnen angegriffene Surfer und zahlreiche Attacken in den letzten Wochen hatten die australische Küstenbevölkerung alarmiert. Seit November 2000 starben drei Menschen durch Haiattacken.
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Biologie der Haie
Knorpelfische mit etwa 300 Arten. Haie haben einen torpedoförmigen, abgeplatteten Körper mit asymmetrischer Schwanzflosse. Vor den Bauchflossen sitzen fünf bis sieben Kiemenspalten. Das Gebiss besteht aus mehreren Reihen meist scharfer Zähne, wobei die hinteren unterschiedlich weit entwickelt sind und als Ersatzzähne dienen, die bei Bedarf nach vorne rücken. Haie können in ihrem Leben über 20.000 Zähne verbrauchen, sie müssen ununterbrochen schwimmen, um nicht zu sinken. Die Jungen werden lebend geboren. Einige Arten legen befruchtete Eier ab. Die Größe der Haie reicht von 15 Zentimetern beim Zwerghai bis 18 Meter beim Walhai. Die größten Haie sind harmlose Planktonfresser. Die übrigen ernähren sich vor allem von Fischen, Tintenfischen und Robben. Besonders Blauhai, Tigerhai und Menschenhai können dem Menschen gefährlich werden.
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Comeback in Südafrika
Der Weiße Hai erlebt derzeit auch in Südafrika ein Comeback. Sensationslüsterne Filmproduktionen aus Hollywood hatten vor allem in den 70er und 80 Jahren dazu begetragen, dass die weltweiten Bestände durch Überjagung stark dezimiert wurden - in einem Ausmaß, dass der Weiße Hai nach Meinung mancher Experten dem Aussterben ernsthaft nahe war.
Vom Aussterben bedroht
Len Compagno vom Museum im südafrikanischen Kapstadt war wissenschaftlicher Berater bei Spielbergs berühmter Hollywood-Verfilmung. Seiner Meinung nach wäre heute eine gewisse Erholung in den Beständen des Weißen Hais zu beobachten, doch das könnte möglicherweise schon zu spät sein. "Viel zu wenig wissen wir noch über Lebensdauer, Fanggründe oder Fang- und Abschussraten," bilanziert Compagno.

Der Große Weiße Hai, der bis zu sieben Meter lang, vier Tonnen schwer und wahrscheinlich 25 bis 50 Jahre alt werden kann, steht in den meisten Gebieten der Erde inzwischen unter Schutz.

 


Das Geschäft mit Paranoia und Tod
Professionelle Jäger und Trophäensammler jagen trotz Fangverboten in den Hauptverbreitungsregionen vor den Küsten Kaliforniens, Südafrikas und Westaustraliens regelmäßig den Meeresräuber. Ziel sind die monströsen Kiefer der Tiere, denn die werden lukrativ verkauft.
Jagd auf Weibchen zerstört Populationen
Vor Spielbergs Film, so Compagno, konnte man Haikiefer quasi für nichts bekommen. Nach dem Film stieg der Preis für ein vollständiges, großes Gebiss um bis zu 50.000 US-Dollar (knapp 800.000 ATS) - kleinere bringen immerhin um die 15.000 Dollar (235.000 ATS). Das Hauptproblem bestand nach Ansicht Compagnos darin, dass vor allem die großen Exemplare, die weiblichen, gejagt wurden.

Diese erreichen ihre Geschlechtsreife jedoch erst nach dem 15. Lebensjahr und werden nur wenige Male in ihrem Leben trächtig. Dadurch wirkt sich besonders die Jagd auf weibliche Tiere für eine bestandssichernde Nachkommenschaft verheerend aus. Nach einem dramatischen Rückgang in den 80er Jahren scheinen momentan wieder mehr weibliche Tiere heranzuwachsen.

Craig Ferreira vom "South African White Shark Research Institute" hofft, dass diese auch die Geschlechtsreife erreichen werden.
Fütterung als Rettung?
Der südafrikanische Wissenschaftler sieht den Weißen Hai als stark gefährdet an. Er entdeckt aber auch Hoffnungsvolles in der Entwicklung bestehender Populationen. Eine Möglichkeit besteht seiner Meinung nach darin, die Futterversorgung der Tiere zu sichern. Dann, so Ferreira, werden sich auch die Bestände wieder erholen.

Ob der weiße Hai einer besseren Zukunft entgegenschwimmt als bisher, ist noch nicht abzusehen. Bestimmen werden seine Zukunft aber nicht ausschließlich neue Projekte, die sein Verhalten besser verstehen lernen.

Entscheidend wird sein, die durch irrationale Ängste geschürte und durch sensationsheischende Filmproduktionen entstandene Wilderei zu beenden. Nichts kann dem Weißen Hai in Zukunft mehr nutzen als die "Wertlosigkeit" seines Gebisses.

(red)
->   Das südafrikanische 'Whiteshark-Project'
->   South African White Shark Research Institute
->   CSIRO
 
 
 
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01.01.2010