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Gegen Ökonomisierung der Wissenschaft  
  Werner Welzig, der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, warnt vor einer Ökonomisierung der Rede über Wissenschaft und den Konflikten, die sich in Zukunft zwischen Kultur und Wirtschaft ergeben könnten.  
Zauberwort "Hebelwirkung"
Das "Zauberwort Hebelwirkung" stand im Mittelpunkt einer Rede Welzigs, die er am Mittwoch bei der traditionellen feierlichen Sitzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien gehalten hat.

Im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Forderung, bei wissenschaftlicher Arbeit auf die jeweilige Hebelwirkung bedacht zu sein, warnte er vor einer "nachhaltigen Ökonomisierung der Rede über Wissenschaft" und einem "folgenschweren Konflikt zwischen kultureller und wirtschaftlicher Ordnung".
Wissenschaftliche Spekulationsgeschäfte?
Welzig räumte in seiner Ansprache ein, die "mahnenden Aufforderungen, beim Tun und Planen auf die Hebelwirkung bedacht zu sein", nicht verstanden zu haben. Deshalb habe er sich auf die Suche nach dem Sinn des Wortes gemacht, sei aber weder in einem Physik-Lehrbuch für technische Berufe, noch im Grimm'schen Wörterbuch oder dem Duden fündig geworden.

Erst im Brockhaus habe er unter "Hebelwirkung" den Querverweis auf "Leverage-Effekt" gefunden. Dort stehe aber nur etwas von Eigen- und Fremdkapital, Rendite und Risiko. "Das kann doch nicht der Sinn der regierungsamtlichen Mahnungen sein, uns in Spekulationsgeschäfte hineinzutreiben", so Welzig.
Nur-Ökonomie ist Fehlentwicklung
Der Akademie-Präsident plädierte dafür, das Wort "Hebelwirkung" ernst zu nehmen, "auch wenn es uns zuwider ist". Die Messung dessen, was die Wirtschaft zur Teilnahme an wissenschaftlicher Arbeit herausfordert, sei durchaus notwendig im Sinne des Gemeinwohls.

"Als generelle forschungspolitische Orientierung führt die Forderung nach Hebelwirkung jedoch in einen folgenschweren Konflikt zwischen kultureller und wirtschaftlicher Ordnung", warnte Welzig.

Statt über Qualität von Wissenschaft zu sprechen, werde über Hebelwirkung geredet. Es sei anzuerkennen, von den aus öffentlichen Mitteln dotierten wissenschaftlichen Institutionen Leistung zu verlangen. "Diese Leistung nur ökonomisch zu messen, zeigt eine Fehlentwicklung an", betonte Welzig.

(APA/red)
->   Österreichische Akademie der Wissenschaften
 
 
 
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01.01.2010