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Grenzen des Wohnens  
  Die Grenzen der Architektur und des Wohnens sind heute nur mehr Grenzen des Medialen, so eine zentrale These des Architekturhistorikers Georges Teyssot, der am Donnerstag beim Lifescapes-Symposion im Wiener Künstlerhaus sprach.  
Der Einbruch des Medialen ins "traute Heim"
Der eigentlich nie verwirklichte Traum vom "stabilen und sicheren trauten Heim" des 19. Jahrhunderts wird empfindlich durch mediale Errungenschaften gestört.
"Das brutale Geklingel" des Telefons
Der Einbruch des Öffentlichen in das Private beginnt zum einen mit der Erfindung des Telefons. "Das brutale Klingeln" des Fernsprechapparates in der Moderne ist die Ankündigung des Einbruches der Außenwelt in die Privatsphäre der eigenen vier Wände.

Viele Filter des "Schutzes vor unliebsamen Störungen" fallen durch ebenjenen Einbruch der Außenwelt weg.
Von der "Laterna magica" zum "Reality-TV"
Zum anderen entfaltet sich in der klassischen Moderne die Entwicklung der Massenmedien. Was unter dem flackernden Licht der Laterna magica beginnt, endet als permanente "Penetration" des Privaten in der Mischung aus 24-stündigem Voyeurismus und Überwachung in den so genannten "Reality-TV-Shows", so Teyssot.
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George Teyssot
George Teyssot ist Professor für Architekturgeschichte und ¿Theorie an der Princeton University. Sein Studieninteresse liegt vor allem auf der Geschichte der Stadt und des Hauses sowie der Theorie der Häuslichkeit (theory of domesticity).
->   Princeton University, School of Architecture
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Die Umkehr von Innen und Außen
Diesen Einblick in das mittlerweile ebenfalls medial abhängige Private sieht der Architekturhistoriker als Umkehrung der lange geltenden Dichotomie des Inneren und Äußeren, also der "schützenden vier Wände" und der "geschäftigen Außenwelt".
Die unendliche Kapazität des Blickes
In dieser gegenseitigen Durchdringung des Privaten und Öffentlichen sieht Teyssot mit dem Wort Walter Benjamins "Transparenz": Die Kapazität des Blickes (sei es auf oder in Architektur in realen, sei es in den von elektronischen Medien geschaffenen Räumen), schafft es, immer neue Schichten dieses "immensen Raumes" freizulegen und zu durchdringen.
Die neuen Grenzen ausloten
Das Private wird unter diesen Voraussetzungen als Pluralität, aber auch als Fragmentierung und Teilung empfunden. Doch auch das Öffentliche und der öffentliche Raum sind kein einzelner, konsistenter Platz mehr, weder in der Realität noch im Denken, sondern ein "multipler", konstatiert der Architekturhistoriker.

Die daraus resultierenden neuen Grenzen zwischen Privat und Öffentlich gilt es mehr denn je auszuloten, so Teyssot.

Peter Bauer, ORF ON
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Lifescapes: Zukünftiges Wohnen zwischen privat und öffentlich
Das internationale, interdisziplinäre Symposion Lifescapes analysieren, welche Prozesse zukünftige Wohnformen bestimmen.

Ort: Künstlerhaus Wien, Karlsplatz 5

Zeit: 17. bis 19. Mai 2001, Beginn jeweils 9.00 Uhr

Das genaue Programm finden Sie in www.lifescapes.at
->   www.lifescapes.at
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->   Österreichische Gesellschaft für Architektur
 
 
 
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01.01.2010