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Spielsucht: Veränderungen im Gehirn nachgewiesen  
  Deutsche Forscher haben eine Grundlage der Spielsucht im Gehirn aufgeklärt. Wie bei anderen Abhängigkeiten wurde vermutet, dass die Spielsucht auf einer Veränderung des Belohnungssystems im Gehirn basiert.  
Eine Forschergruppe um Christian Büchel von der Klinik für Neurologie des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE) haben nun eine solche Veränderung nachgewiesen, teilte das UKE mit.
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Die Studie "Amygdala-prefrontal coupling depends on a genetic variation of the serotonin transporter" ist in "Nature Neuroscience" (Bd. 8, Ausgabe vom 10. Jänner 2005) erschienen.
->   Original-Abstract in "Nature Neuroscience"
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Beweis dank Kernspintomographie
Mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomographie konnte die Forschergruppe um Christian Büschetief in das Gehirn von Spielsüchtigen blicken, während diese im Kernspintomographen in eine Art Glücksspiel verwickelt waren. Diese Aufgabe machten auch gesunde Kontrollpersonen.
Änderung des Belohnungssystems
Beim Vergleich der Hirnaktivitäten beider Gruppen zeigte sich laut UKE bei den Spielsüchtigen im Vergleich zur Kontrollgruppe eine geringere Aktivität des Belohnungssystems.

Liege eine zu geringe Aktivierbarkeit dieses Systems durch alltägliche Situationen - wie etwa Essen - zu Grunde, griffen diese Menschen zu stärkeren Belohnungsreizen wie Glücksspiel oder auch Kokain.
Österreich: Ein bis zwei Prozent sind spielsüchtig
In Österreich gelten laut Anton-Proksch-Institut Wien ein bis zwei Prozent der Bevölkerung als spielsüchtig, weitere drei bis vier Prozent als problematische Spieler.

Roland Mader im ORF-Radio: "Die Spielsucht steht auf mehreren Säulen und die biologische ist nur eine davon. Man hat mit dieser Studie einen Beweis gefunden - therapeutisch hat das keine Auswirkungen, weil wir uns auf die sozialen und die persönlichen Seiten der Entstehung konzentrieren müssen und diese auch behandeln."
Mehrere Faktoren führen zur Sucht
Welchen Anteil nun die einzelnen Faktoren (biologisch, sozial oder persönlich) haben, das sei individuell unterschiedlich, meint Roland Mader weiter: "Im Groben kann man diese Anteile dritteln: ein Drittel ist eine biologische Voraussetzung, eine Sucht zu entwickeln; ein Drittel ist sozialer Einfluss und ein weiteres Drittel sind persönliche Situationen, Persönlichkeitsstörungen usw."

[science.ORF.at/Ö1-Wissenschaft/dpa, 10.1.05]
->   UKE
->   Anton-Proksch-Institut
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Fett "im Gehirn": Belohnungszentren leuchten auf (5.4.04)
->   Sportsüchtige Mäuse: Belohnungszentrum in Aufruhr (1.12.03)
->   Forscher entschlüsseln Auslöser für Sucht (9.4.03)
 
 
 
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01.01.2010