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Klimaveränderung beeinflusst tierische Rhythmen  
  Die zunehmend gestörten Biorhythmen vieler Organismen sind Ausdruck einer verstärkten Klimaveränderung. Zugvögel müssen ihre Eier früher legen, um sich an die wärmeren Frühjahrstemperaturen in ihren Brutregionen anzupassen.  
Christian Both, von der Universität Groningen in Holland, und Marcel Visser vom holländischen Institut für Ökologie untersuchten das Brutverhalten der Trauerschnäpper, in Holland, während des Zeitraums von 1980 bis 2000. Das Ergebnis erschien in der neuen Ausgabe des Fachmagzins ''Nature''.
Drei Grad mehr - zehn Tage früher
In dieser Zeit stieg die Frühjahrstemperatur in den Niederlanden um etwa drei Grad Celsius an, wodurch das Maximum der Insektenpopulationen, von denen sich die Vögel ernähren, vorverlegt wurde. Die Eiablage der Trauerschnäpper erfolgt zwar nun 10 Tage früher als 1980, jedoch kehren sie nicht frühzeitiger in ihre Brutgebiete zurück. Dadurch verpassen viele Spätankömmlinge das maximale Nahrungsangebot. Denn der Zeitpunkt ihres Abfluges in Afrika hat sich nicht geändert.
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Ficedula hypoleuca ¿ der Trauerschnäpper
Der Vogel überwintert in den trockenen, tropischen Wäldern in Nordwest-Afrika und brütet in den gemäßigten Klimazonen der europäischen Wälder. Die Männchen kommen vor den Weibchen an und werden von diesen nach der Qualität ihres Territoriums ausgewählt. Die Brutzeit ist liegt zwischen dem 16.April und dem 15.Mai.
->   Der Trauerschnäpper
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Nicht nur geänderte Klimabedingungen sind schuld
Die zeitliche Veränderung der Eiablage ist allerdings nicht nur auf die geänderten Klimabedingungen zurückzuführen. So findet die frühzeitige Eiablage nur in Regionen statt in denen die Temperaturen zu Beginn des Frühlings nicht so stark zugenommen haben wie die Temperaturen am Ende des Frühlings.

Die Anpassung des Zeitpunktes der Eiablage an die geänderten klimatischen Bedingungen scheint besonders schwierig für Arten zu sein deren Migrationsverhalten von endogenen Rhythmen oder umweltbedingten Stimuli, die nichts mit der Temperatur zu tun haben, wie z. B die Länge des Tages, abhängig sind.
Je länger die Reise umso leichter zu beeinflussen
Besonders Zugvögel die eine besonders lange Strecke zurücklegen, wie z. B. der Trauerschnäpper, sind durch das Zusammenspiel von Temperaturänderung und unveränderten Einflüssen besonders leicht zu verwirren. Denn der Zeitpunkt für den Beginn der Frühlingsmigration ist von Einflüssen abhängig die nichts mit der Klimaverschiebung an ihren Brutstätten zu tun habe. Der Zeitpunkt der Eiablage ist aber abhängig vom Zeitpunkt der Ankunft.
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Bedrohung der Population
Wandernde Tiere müssen ihren Lebenszyklus mit den Umgebungen abstimmen, in denen sie sich aufhalten. Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass die Auswirkungen der Klimaveränderung einheitlich sein werden, oder dass alle Aspekte ihres Verhaltens von gleichen Umweltsignalen bestimmt werden. Dies macht die Tiere besonders anfällig und kann bei manchen Arten eine ernsthaft Bedrohung für die Population werden.
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Je kürzer die Reise umso besser
Zugvögel die kurze Strecken auf ihren Reisen zurücklegen, können auf die geänderten Umstände flexibler reagieren als andere. Denn durch die Bedingungen an ihren Überwinterungsplätzen können sie den optimalen Zeitpunkt ihrer Ankunft an ihren Brutplätzen besser bestimmen. Außerdem sind einige ihrer Charakteristika für ihre Wanderung genetisch verankert.
Große Klimaschwankungen wirken sich daher vor allem auf Arten aus, die von tropischen Überwinterungsplätzen in klimatisch gemäßigte Brutplätze ziehen. Denn diese Vogelarten kommen zu einem Zeitpunkt an, an dem sie die Ressourcen ihrer Umwelt nicht mehr optimal nützen können und sich außerdem einer größeren Konkurrenz heimischer Tierarten erwehren müssen.

Dies mag teilweise eine Erklärung für den Rückgang dieser Vogelarten in West-Europa sein.

(red)
->   Universität Groningen
->   Das holländischen Institut für Ökologie
Der Originalartikel in ''Nature''(kostenpflichtig)
->   Adjustment to climate change is constrained by arrival date in a long-distance migrant bird
 
 
 
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01.01.2010