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Ein Vordenker der Renaissance  
  Ein Nichtwissen, das belehrt? Am Beginn der Neuzeit begründete der Philosoph und Theologe Nikolaus von Kues ein bis heute bemerkenswertes philosophisches Denken.  
Der 1401 in Kues geborenen Nikolaus Krebs, oft "Cusanus" oder "der Cusaner" genannt, war ein Mensch der anbrechenden neuen Zeit. Seine alles umfassende Wissbegierde, die Vorliebe für Mathematik und Naturwissenschaft, wie auch seine Neigung zu alten Manuskripten antizipieren die erst Hundert Jahre später eintretende Renaissance.
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In guter Gesellschaft
Sein erstes philosophisches Werk "de docta ignorantia"(deutsch: von der gelehrten bzw. belehrten Unwissenheit), stellt den Cusaner in eine lange Tradition, die vom sokratischen Wissen des Nichtwissens über Aristoteles, Augustinus bis in die Spätscholastik und Mystik reichte.
->   Die belehrte Unwissenheit
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Stets entzieht sich das Unbegreifliche
Zentrales Thema seines Werkes ist die alte philosophisch-theologische Frage, was der Mensch verlässlich wissen könne. Und daraus ableitend: wie ist es um die Erkennbarkeit oder Nicht-Erkennbarkeit dessen bestellt, das nicht von jedermanns Augen offen zutage liegt oder sich der logischen Herangehensweise entzieht.
Das Nichtwissen als Weg zur Unendlichkeit
Das Unbegreifliche entzieht sich dem Verstand, lässt ihn, aber auch nicht los. Cusanus weist einen Weg aus diesem Dilemma und erhebt das Nichtwissen zur belehrten Unwissenheit.
Indem sich die Vernunft des Nichtwissens des Verstandes bedient, wird sie über jenen hinausgetrieben, um in nichtwissender Weise das Unendliche zu berühren.
Moderne Erkenntniskritik?
Der Begriff des Nichtwissens mit seinem Verweis auf die Unendlichkeit überschreitet jedoch die theologische Dimension. Es ist ebenso der damals selbstverständliche Zugang zur Forschung und Erkenntnis, den Nikolaus von Kues problematisiert.

So gäbe es keine Erkenntnis, die unbedingt und übertrefflich gelte. Denn jede Erkenntnis beruht auf bereits Bekanntem, vertrauenswürdig Anderem. Ereignisse, Mechanismen oder auch Gebrauchsgegenstände, mit denen man zuvor nichts anzufangen wusste, werden fortwährend mit solchen verglichen, die diesen ähnlich scheinen.
Etabliertes Wissen herausgefordert
Die Unendlichkeit und der Drang, absolute Wahrheiten in Zweifel zu ziehen machten den Cusaner zu einem Skeptiker etablierten Wissens und vorherrschender Werte.

So gelang es ihm, die sogenannte "Konstantinische Schenkung", ein angebliches Schreiben Kaiser Konstantins des Großen an Papst Silvester I, auf das die Kirche Jahrhunderte lang ihre weltlichen Machtansprüche stützte, als Fälschung auszuweisen.
In der Astronomie sprach er zukunftsweisende Gedanken aus:

Das Weltall hat keinen Mittelpunkt, insbesondere ist die Erde nicht sein Zentrum, und die Erde steht auch nicht still. Er bestreitet, dass die Himmelskörper von grundsätzlich anderer Beschaffenheit sind als Erde und Mond. Er erklärt, das Universum habe keine Grenzen.

Agnieszka Dzierzbicka
->   Nikolaus von Kues Webographie
->   Das Cusanus-Jahr 2001
 
 
 
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01.01.2010