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Mars: Neue Bilder zeigen mutmaßliches Eismeer  
  Die heute sichtbare Oberfläche des Mars dürfte von flüssigem Wasser, Eis und Vulkanausbrüchen geformt worden sein. Das bestätigen eindrucksvoll jüngste Auswertungen der High Resolution Stereo Camera (HRSC) an Bord der europäischen Sonde "Mars Express".  
An der Auswertung und Verteilung der von der HRSC einlangenden Daten sind auch Wissenschaftler des Instituts für Photogrammmetrie und Fernerkundung der Technischen Universität (TU) Wien um Karl Kraus beteiligt.
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Die Ergebnisse der Datenauswertung wurden in drei Artikeln am 17. März 2005 in "Nature" veröffentlicht: "Discovery of a flank caldera and very young glacial activity at Hecates Tholus, Mars" von Ernst Haber und Kollegen DOI:10.1038/nature03423); "Tropical to mid-latitude snow and
ice accumulation, flow and glaciation on Mars" von J. W. Head und Kollegen (DOI:10.1038/nature03359); "Evidence from the Mars Express High Resolution Stereo Camera for a frozen sea close to Mars¿ equator" von John B. Murray und Kollegen (DOI:10.1038/nature03379);
->   Nature
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Drastischer Klimawandel
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich das Klima auf dem Mars in - aus geologischer Sicht - relativ kurzen Zeiträumen dramatisch veränderte. Als Ursache dafür wird die unterschiedliche Neigung der Rotationsachse des Roten Planeten angenommen.

In der Zeit bis vor rund fünf Millionen Jahren war die Achse mit bis zu 35 Grad wesentlich stärker geneigt als heute. Dadurch waren die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten geringer, Gletscher waren bis in Äquatorbereiche des Mars vorgedrungen.

Seither wird die Neigung wieder geringer, heute beträgt sie 25 Grad. Damit sind die Unterschiede zwischen den Jahreszeiten größer geworden, Gletscher haben sich weitgehend an die Pole zurückgezogen.
Reste der Vergletscherung noch vorhanden
 
Bild: Nature

Nun haben die Marsforscher anhand der HRSC-Bilder unter anderem herausgefunden, dass die Reste der ehemaligen Vergletscherung durchaus noch vorhanden sind. In einem der "Nature"-Artikel beschreibt das Wissenschaftlerteam so genannte "Schuttfächer" in Äquatornähe, die durch den Gletschervorstoß geformt wurden.

Der Großteil des Eises ist zwar abgetaut, die Oberfläche besteht heute aus Schutt, Reste der ehemaligen Gletscher sind aber zu finden.

Bild oben: Perspektivisches HRSC-Bild einer Bergformation, die unseren Gletschern stark ähnelt. Das Eis hat in den Senken und Rinnen deutliche Spuren hinterlassen. Die bräunliche Farbe wurde nach Übermittlung der Bilder hinzugefügt und soll eine Annäherung an die staubige Oberfläche des Mars darstellen.
Wahrscheinlich riesigen Eissee gefunden
John Murray von der Open University in Milton Keynes (Großbritannien) glaubt bei seinen Auswertungen sogar einen riesigen, noch existierenden Eissee gefunden zu haben. Die Oberfläche des 800 mal 900 Kilometer großen Areals ist mit Packeis-ähnlichen Strukturen bedeckt.

Mit einer Tiefe von rund 45 Metern dürfte der See in etwa die Größe der Nordsee haben. Zählungen von Einschlagskratern, die von mehr Meteoritenhagel auf den Mars stammen, ergaben ein Alter des Sees von rund fünf Millionen Jahren. Er entstand also in einer Zeit, als auf der Erde bereits mehr oder weniger aufrecht gehende Affen unterwegs waren.
Organismen könnten in Eismassen konserviert sein
Der See gilt als heißer Kandidat für eingefrorenes Leben auf dem Roten Planeten. Sollten sich jemals Organismen entwickelt haben, so müssten sie in den Eismassen bestens konserviert sein.

[science.ORF.at/APA, 17.3.05]
->   "Mars Express"-Website der ESA
->   Mehr über den Mars im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010