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Langstreckenflüge beeinträchtigen Gedächtnis  
  Langstreckenflüge sind offenbar gefährlicher als bisher angenommen. Sie reduzieren die geistigen Wahrnehmungskräfte und drücken aufs Gedächtnis, wie eine britische Studie an Flugbegleitern zeigt.  
In Rahmen der Studie untersuchten Wissenschaftler der Universität Bristol die Gehirne von 20 Frauen, die mindestens fünf Jahre als Flugbegleiterinnen gearbeitet hatten und dabei regelmäßig mehrere Zeitzonen durchflogen.
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Die Ergebnisse der Studie werden im Wissenschaftsmagazins "Nature Neuroscience" veröffentlicht.
->   Nature Neuroscience (kostenpflichtig)
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Ungefähr die Hälfte der Frauen hatte lediglich zwei bis drei Tage Zeit, den so genannten Jetlag zu überwinden. Der anderen Hälfte blieb eine Woche zur Anpassung an die neue Ortszeit.
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Jetlag
Beschwerden, die sich nach Langstreckenflügen infolge der Umstellung auf andere Zeitzonen einstellen. Dazu zählen allgemeine Erschöpfung, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen.
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Mehr Adrenalin produziert
Blutuntersuchungen zeigten zum einen, dass die Langstreckenfliegerinnen mehr Adrenalin produzieren. Adrenalin ist als Stresshormon bekannt.

Zudem testete Kwangwook Cho, der Leiter der Studie, laut BBC auch das Gedächtnis und die Wahrnehmungsfähigkeit der Frauen mit Hilfe von Tests. Sowohl das Kurzzeitgedächtnis als auch die abstrakte Kognition seien beeinträchtigt gewesen, zitiert die BBC Cho.
Gehirn wird kleiner
Das lässt sich offenbar auch direkt im Gehirn feststellen: Auf kernspintomographischen Aufnahmen fanden die Forscher nachweisbare Spuren des häufigen Jetlags im Gehirn.

Die Schläfenlappen (Temporallappen) waren kleiner bei Flugbegleitern, die sich nicht ausreichend auf neue Zeitzonen umstellen konnten. Das gleiche Phänomen ist von Patienten mit schweren Depressionen oder nach einem traumatischen Unfall bekannt.
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Melatonin gegen den Jetlag?
Das körpereigene Hormon Melatonin wird hauptsächlich nachts in der Zirbeldrüse synthetisiert. Seine wichtigste Funktion: die Koordination biologischer Rhythmen. In anderen Worten: Melatonin steuert maßgeblich unsere innere Uhr. Von außen zugeführtes Melatonin könnte deshalb zur Behandlung gestörter Schlaf-wach-Rhythmen, wie sie beim Jetlag vorkommen, eingesetzt werden (Es spiegelt dem Körper Dunkelheit vor, erzeugt Bettschwere und Schlafbereitschaft.). Daran wird bereits geforscht, im Augenblick ist Melatonin jedoch in Österreich nicht als Medikament zugelassen. Jubelmeldungen über die Wirksamkeit des Hormons (auch gegen Alterungserscheinungen oder gegen Krebs) stammen vor allem aus den USA. Dort ist Melatonin allerdings auch frei erhältlich - und frei vermarktbar.
->   Mehr Informationen zu Melatonin
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Nicht nur Jetlag "im Verdacht"
Das Forscherteam befürchtet, dass sich nicht nur Jetlags auf das Gehirn und die Wahrnehmungskräfte auswirken. Sie nehmen an, dass alle Unterbrechungen des gewohnten Tag-Nachtzyklus längerfristig die Hirnstruktur verändern und damit die Geisteskräfte beeinträchtigen.

Schichtarbeiter und Eltern von Neugeborenen dürften ebenfalls zum Kreis der Betroffenen zählen.

(APA/dpa/red)
->   Universität Bristol
 
 
 
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01.01.2010