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Sonnenstürme treiben Pottwale an die Nordseeküste  
  Sonnenstürme können Pottwale einer aktuellen Studie zufolge an die Strände treiben. Schon seit Jahrhunderten werden die großen Meeressäuger fehlgeleitet, wenn starke Sonnen-Eruptionen das Magnetfeld auf der Erde stören.  
Das haben der Physiker Klaus Vanselow und der Geologe Klaus Ricklefs vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel entdeckt.

Für ihre Forschung an der Nordseeküste verglichen sie die Zahl der gestrandeten Wale der vergangenen 300 Jahre mit den entsprechenden Daten der Sonnenflecken.
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Die Studie "Are solar activity and sperm whale Physeter macrocephalus strandings around the North Sea related?" ist im "Journal of Sea Research" (Bd. 53, S. 319, April 2005) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Ereignisse der von 300 Jahren untersucht
In der Nordseeregion wurden Walstrandungen schon vor Jahrhunderten als Ereignis in Kirchenbüchern und ähnlichem akribisch vermerkt.

Vanselow und Ricklefs verglichen jetzt 97 Strandungen mit insgesamt 217 verendeten Pottwalen aus den vergangenen drei Jahrhunderten mit den Sonnenaktivitäten, die von Wissenschaftlern seit 1712 aufgezeichnet wurden.

Ihr Ergebnis: Die meisten Wale kamen zu Zeiten erhöhter Sonnenaktivität von ihrem Weg ab.
Magnetfeld der Erde gibt Walen Orientierung
Auf ihren zum Teil Monate langen und zielgerichteten Touren um die halbe Welt können sich Pottwale nicht nur an Küstenlinien orientieren. "Sie benötigen ein Navigationssystem mit universellem Charakter, das auch bei Dunkelheit und unter Wasser funktioniert", erklärt Vanselow.

Die beiden Naturwissenschaftler vermuten, dass die Pottwale ebenso wie zum Beispiel Brieftauben das Magnetfeld der Erde zur Orientierung nutzen: Nicht nur das "starke", das unsere Kompassnadeln zwingt, nach Norden zu zeigen, sondern "die feineren Erdfeld-Anomalien im Promillebereich, die von vielen Tieren wie eine Art natürliches GPS-System (Global Positioning System) genutzt werden", erklärt Vanselow.
Sonnenstürme stören das Magnetfeld
Doch dieses natürliche Orientierungssystem wird immer wieder von der Sonne gestört. Denn unser Zentralgestirn ist kein gleichmäßig glühender Feuerball, weiß Ricklefs. Selbst mit bloßen Augen sind von der Erde aus in einem ungefähr elfjährigen Rhythmus auf der Oberfläche tagelang vermehrt "Sonnenflecken" zu sehen.

Dann schleudert die Sonne besonders große Mengen von ionisierter Materie in den Weltraum. Diese so genannten Sonnenstürme beeinflussen auch das Magnetfeld der Erde.
Nordsee kein Platz für Wale
Die Nordsee war für die Untersuchungen der beiden Walforscher ein Glücksfall: "Pottwale haben keinen Grund, hierher zu schwimmen", sagt Ricklefs. In der Nordsee leben keine Tiefseekraken - das Lieblingsgericht der riesigen Meeressäuger. "Sie folgen also nicht ihrer Nahrung wie andere Wale in diesen Bereich."
Lärm keine Erklärung für Irrwege
Trotzdem verirrten sich auch schon vor 291 Jahren Pottwale in die flache Nordsee. Doch im 18. Jahrhundert gab es noch keine lauten Motorschiffe, die sie vom Weg abbringen konnten, keine Bohrinseln lärmten im Meer, kaum ein Walfänger trieb sie in die Enge, und auch die Verschmutzung der Meere machte noch kein Tier krank.

"Somit fallen andere Strandungsgründe in der Nordsee aus", sagt Vanselow.
Auch andere leiden an den Sonneneruptionen
Dabei sind die Wale nicht die einzigen, die unter den heftigen Sonneneruptionen leiden. Bei starken Sonnenstürmen kam es in Nordamerika schon zu Stromausfällen, zu Störungen des regionalen Funkverkehrs und des Fernsehempfangs.

Weltweit werden sogar Flugrouten verlegt, um Passagiere und Flugpersonal vor erhöhter Strahlung zu schützen, und Brieftauben-Züchter verschieben ihre Wettkämpfe, um ihre wertvollen Vögel nicht zu verlieren.

Wolfgang Runge/dpa, 14.6.05
->   Forschungs- und Technologiezentrum Westküste
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema "Wale"
 
 
 
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01.01.2010