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Start von Weltraumsegler "Cosmos 1" steht bevor  
  Am Dienstagabend soll der erste Weltraumsegler "Cosmos 1" starten. Die private amerikanisch-russische Sonde mit ihren acht Segeln wird allein vom Licht der Sonne angetrieben.  
Wie Bälle, die von einer Wand zurückspringen, werden die Lichtpartikel von den Segeln reflektiert. Diese winzigen Stöße beschleunigen die Sonde.

Die Entwickler sagen voraus, dass mit der neuen Antriebstechnik eines Tages ein Segeltörn durch unser Sonnensystem bis zum äußersten Planeten Pluto in weniger als fünf Jahren möglich sein wird.
Start am 21. Juni
Nach mehreren Terminverschiebungen soll am Dienstag den 21. Juni von einem russischen U-Boot in der Barentssee eine Volna-Rakete - eine umgerüstete Interkontinental-Rakete - mit "Cosmos 1" an Bord gestartet werden.

Beim Einschwenken in einen Orbit 825 Kilometer über der Erde wird sich entscheiden, ob der Kontakt zu der vier Millionen US-Dollar (3,3 Millionen Euro) teuren Sonde hergestellt werden kann oder der Segler verloren geht. Im Juli 2001 scheiterte ein Test mit "Cosmos 1" wegen eines Raketenfehlers.
Segelsetzen dauert eine Woche
Bild: Rick Sternbach, The Planetary Society
Die ersten 37 Minuten im Weltall treibt eine Batterie den Solarsegler an. In den folgenden 15 Minuten entfaltet "Cosmos 1" dann sein achtteiliges Sonnensegel.

Die dreieckigen und 15 Meter großen Segel sind wie die Blätter eines Hubschraubers angebracht, aber frei beweglich. Anders als bei einem irdischen Segelboot dauert es bis zu einer Woche, bis alle Weltraumsegel perfekt gesetzt sind.

Solarsegel sind ein im Weltall noch unerprobter Antrieb von Raumfahrzeugen. Als Material wird mit Aluminium beschichtetes Mylar verwendet, das derzeit als das leichteste Gewebe bei höchster Festigkeit gilt. Das Material ist 20 Mal dünner als menschliches Haar. Das gesamte Weltraumsegelschiff wiegt nur rund 100 Kilogramm.
Nach drei Jahren 160.000 km/h schnell
Zwar beschleunigt "Cosmos 1" wegen des winzigen Drucks der Lichtteilchen am Anfang mit 18 Zentimeter pro Stunde langsamer als andere Fortbewegungsmittel, aber später legt der Segler gewaltig an Fahrt zu.

Je länger und kontinuierlicher das Sonnenlicht auf die Segel wirkt, desto schneller wird die Sonde. Nach 100 Tagen würde die Geschwindigkeit bei rund 16.000 Kilometern pro Stunde liegen. Nach drei Jahren wären es schon 160.000 km/h.

Weil das Sonnenlicht mit zunehmender Entfernung immer geringer wird, müsste etwa auf Höhe des Planeten Jupiter Laser-Technik einspringen, um das Schiff weiter zu beschleunigen. Auf die Dauer ist das solare Segeln nach Angaben der Wissenschafter schneller als die bisherige chemische Raketenantriebstechnik.
Gefahr durch kosmische Partikel
Nach dem Positionieren der Sonnensegel wollen die Flugpioniere bereits in der zweiten Woche nach den Worten von Projektdirektor Louis Friedman ihren "Sieg verkünden". Der Solarsegler soll dann "kontrolliert" durch das Weltall gleiten.

Wie lange "Cosmos 1" durchhält, steht noch in den Sternen. Friedman spricht von Wochen bis Monaten. Einschläge kosmischer Partikel in die Sonnensegel bilden die größte Gefahr.

Friedman war in den siebziger Jahren Programmdirektor für das Solarflugprogramm bei der US-Weltraumbehörde NASA. Heute ist er Direktor der privat gesponserten "Planetary Society" und einer der führenden Köpfe hinter dem Projekt.

Die Flugelektronik und die Sonde wurden vom russischen Space Research Institut (IJI) und NPO Lavochkin, einem der größten russischen Weltraumunternehmen, entwickelt.

Hans Dahne, dpa, 16.6.05
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01.01.2010