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Papyrologe auf den Spuren des Urchristentums  
  Aufsehen erregt eine Forschungsarbeit aus der hervorgeht, dass alle vier Evangelien des Neuen Testaments von Zeitgenossen Jesu stammen - Der Bibelkundler Carsten Peter Tiede steht damit gegen die Ansicht vieler anderer Bibelwissenschafter.  
Schon in seinem aufsehenerregenden Buch ''Der Jesus-Papyrus''(1997) konnte Professor Carsten Peter Tiede ein Papyrus-Fragment aus den Höhlen von Qumram als einen Teil des Markus-Evangeliums identifizieren.
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Diese Höhlen, wurden vor dem Jahr 70 nach Christus verschlossen und wurden erst in der Neuzeit geöffnet.
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Am Anfang und nicht am Ende des ersten Jahrhunderts
Damit, so schließt Tiede , muss die Evangelienliteratur in die Jahrzehnte unmittelbar nach Jesu Christi Tod im Jahr 30 datiert werden - entgegen anderen Lehrmeinungen, die ihre Entstehungszeit oft bis ans Ende des ersten Jahrhunderts verschieben.
Auch Kreuz als Symbol der Christenheit länger als angenommen in Gebrauch
Bei seinem Vortrag in Wien räumte Tiede getreu seinem Buch "Das Jesus-Fragment" (2000) noch mit einer anderen gängigen Datierung auf : Anhand jüngster Funde weist er nach, dass das Kreuz als Symbol für die Christenheit schon lange vor Kaiser Konstantin im 4.Jahrhundert gebräuchlich war.
Wandmalereien als Beweis
Wandmalereien aus der Zeit der Christenverfolgung zeigten bereits Kreuzesanbetungsszenen , und diese Frühchristen hatten schon eigene Kultgebäude:

''Selbständige christliche Kultgebäude ¿ das was wir heute Kirchen nennen- standen also schon lange vor Konstantin zur Zeit der Diokletianischen Verfolgung ¿ sogar im nördlichen Britannien!''

''Man muss nur die Texte aufmerksam lesen und sich von ein paar Scheuklappen befreien , und dann sieht man, dass das frühe Christentum auch in solchen Dingen ¿ wo immer nur sich Freiräume abzeichneten und wo man eine Lücke sah um handeln zu können- sich durch Kreuz und Kirchen bekannte, und nicht die Scheu hatte die Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit einzugehen.''
Nicht nur in Katakomben
Tiede, Lehrbauftragter an Universitäten in der Schweiz und in Israel, widerspricht somit der These des erst nach und nach zu sich findenden Urchristentums, das ausschließlich in Katakomben existiert hätte.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaftsredaktion
 
 
 
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01.01.2010