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Älteste alphabetische Inschrift als Fluch übersetzt  
  Ein Mainzer Sprachwissenschaftler hat die älteste alphabetische Inschrift der Welt neu entziffert und übersetzt. Es handelt sich laut Uni-Aussendung um einen rund 3.000 Jahre alten Fluch auf Grabschänder.  
Der Althebräisch-Experte Reinhard Lehmann fotografierte die vollständig erhaltene phönizische Inschrift aus der Zeit von 1000 vor Christi auf einem Sarkophag (Steinsarg) aus Byblos im Nationalmuseum von Beirut und entschlüsselte die Zeichen.
Nordphönizischer Dialekt
Bei der Inschrift des 1923 im Zuge französischer Ausgrabungen in Jbeil, dem antiken Byblos, entdeckten Ahirom-Sarkophags handelt es sich um die älteste vollständig erhaltene phönizische Inschrift.

Die 38 Wörter umfassende, in einem alten nordphönizischen Dialekt geschriebene Inschrift kann immer noch als das älteste zusammenhängend lesbare Zeugnis der im Prinzip bis heute verwendeten Alphabetschrift gelten.
Große Inschrift erst bei Zweitbestattung angebracht
 
Bild: Reinhard Lehmann, Uni Mainz

Vergrößerung der ersten vier Buchstaben der Inschrift

Sprachwissenschaftler Lehmann hat die Inschrift neu entziffert, philologisch kommentiert und übersetzt.

Dabei gelang ihm der Hinweis, dass der Text bisher nicht in allen Punkten korrekt gelesen wurde und dass die große Sarkophaginschrift des Ahirom offenbar mehrere Jahrhunderte später erst im Zuge einer Zweitbestattung angebracht worden war.
Poetische Fluchformel
Bild: Reinhard Lehmann, Uni Mainz
Schmalseite des Sarkophags
Ein erster, kürzerer Abschnitt der Inschriften befindet sich am Rand der Sarkophagwanne und weist den Sarg in seiner letzten Nutzungsphase als die letzte Ruhestätte eines sonst unbekannten Königs Ahirom aus.

Der längere, auf dem Deckel angebrachte Abschnitt enthält einen Fluch gegen jeden, der die Stadt Byblos überfallen oder den Sarkophag öffnen würde. Eine weitere, etwas ältere kurze Inschrift war in der Südwand des 10 Meter tiefen Grabschachtes entdeckt worden.

Der Text des Sarkophagdeckels sei eine "poetisch perfekt durchstrukturierte Fluchformel", heißt es in der Aussendung.

[science.ORF.at/APA/dpa/idw, 24.6.05]
->   Reinhard Lehmann, Universität Mainz
 
 
 
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01.01.2010