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Blicke ins Innere der Himmelsscheibe von Nebra  
  Forscher haben erstmals das Innenleben der 3.600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra sichtbar gemacht. Die Handwerker müssen über ein komplexes Wissen in Gusstechnik und Kunsthandwerk verfügt haben.  
"Jetzt können wir aus dem Inneren der Scheibe unter die Goldauflagen sehen", sagte der Leiter des Lehrstuhls für Gießereitechnik an der Universität Magdeburg, Rüdiger Bähr.
Älteste konkrete Sternenabbildung der Welt
Die Himmelsscheibe ist die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Die Scheibe ist rund zwei Kilogramm schwer und im Durchmesser 32 Zentimeter groß.

Die Goldauflagen zeigen ein Schiff, Sonne, Mond, Sterne und als Ansammlung von sieben Goldpunkten den Sternenhaufen der Plejaden. Außerdem sind am Rand der Scheibe zwei Bögen, so genannte Horizontbögen, zu sehen.
->   Mehr zur Himmelsscheibe von Nebra bei Wikipedia.de
Zuerst gegossen, dann geschmiedet
"Wir haben eine kleine Tür in die Welt der technischen Geheimnisse der bronzezeitlichen Handwerker aufgestoßen", sagte der Archäologe und Chemiker Christian-Heinrich Wunderlich vom Landesamt für Archäologie in Halle.
Scheibe als Einzelstück
Bild: Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung
Die Himmelsscheibe von Nebra
Nach Angaben Wunderlichs beweisen die Innenaufnahmen, dass die Scheibe tatsächlich zunächst gegossen und dann geschmiedet wurde.

"Außerdem konnten wir anhand der vergrößerten Aufnahmen auch Herstellungsfehler erkennen, die einem bronzezeitlichen Handwerker mit Sicherheit nicht passiert wären, wenn er die Himmelsscheibe als Massenware produziert hätte."

So sei die Rückseite der Goldauflagen von vielen Spannungsrissen durchzogen, die wie Blitze aussehen." Die Forscher schlussfolgern daraus, dass die Himmelsscheibe ein Einzelstück ist.
Computertomograf eingesetzt
Die Entdeckung wurde mit Hilfe eines industriellen Computertomographen möglich. Dadurch konnte das Innenleben der Scheibe ohne Zerstörungen erforscht werden.
Auch zwei Schwerter untersucht
Die Forscher untersuchten auch zwei bei der Scheibe gefundene Bronzeschwerter und machten dabei eine erstaunliche Entdeckung: "Das Innere der beiden Klingen ist löchrig wie ein Schweizer Käse", sagte Wunderlich.

"Das waren reine Prunkschwerter, die zum Kampf nicht taugten, weil ihre Klingen sofort zerbrochen wären."
Scheibe und Schwerter von Grabräubern entdeckt
Zwei bereits verurteilte Raubgräber hatten die Scheibe zusammen mit den beiden Schwertern und anderen Bronzestücken 1999 auf dem Mittelberg (Burgenlandkreis) in Sachsen-Anhalt entdeckt.

Die Polizei konnte den Schatz im Februar 2002 bei einer fingierten Verkaufsaktion in der Schweiz sichern.

[science.ORF.at/APA/dpa, 28.6.05]
 
 
 
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01.01.2010