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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Große Teile des südlichen Afrikas werden zu Wüste  
  Wenn der prognostizierte Klimawandel im 21. Jahrhundert tatsächlich mit Temperaturanstieg und abnehmenden Niederschlägen einher geht, könnte das auch für das südliche Afrika drastische Auswirkungen haben. Bis 2070 könnten die derzeit ruhenden Sanddünen der Kalahari aktiviert werden und in derzeit landwirtschaftlich genutzte Gebiete wandern - mit drastischen sozialen Auswirkungen.  
Alle Dünenfelder aktiviert
David Thomas und Kollegen von der University of Oxford haben mehrere Modelle entwickelt, die Bodenaushärtung, Austrocknung und Windtätigkeit in Beziehung setzten.

Ihre Ergebnisse waren eindeutig: Alle, auch die zurückhaltend gerechneten Modellierungen, kamen zur Schlussfolgerung, dass mit Ende des 21. Jahrhunderts alle Dünenfelder vom nördlichen Südafrika über Angola bis hin zu Tansania vom ruhenden in einen stark aktivierten Zustand übergehen werden.
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Die Studie "Remobilization of southern African desert dune systems by twenty-first century global warming" von David Thomas, Melanie Knight und Giles Wiggs ist am 30. Juni 2005 in "Nature" erschienen (Bd. 435, S.1218-1221, DOI:10.1038/nature03717).
->   Abstract in Nature
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Pflanzenbewuchs und Wind
Um die Dynamik von Sanddünen modellieren zu können, gelten zwei Faktoren als zentral: Die Erosionsanfälligkeit des Bodens (bestimmt durch Pflanzenbewuchs und Feuchtigkeit) und Erosionsförderung durch die Atmosphäre (in Form von Windenergie).

Wenn der Boden trockener wird und die Oberfläche nicht oder nur gering durch Pflanzen gesichert ist, sitzen die Sandkörner locker. Sie können vom Wind aufgenommen und an einen anderen Ort transportiert werden - sie beginnen zu wandern.
->   Mehr über Dünen bei Wikipedia.de
Klimawandel: Trockenphasen in den Subtropen
Nachdem Klimaprognosen für die nächsten Jahrzehnte eine globale Erwärmung inklusive längere Trockenphasen in den Subtropen vorhersagen, lag es für die britischen Geographen nahe, die Aktivität der großen Dünenfelder in der südlichen, östlichen und nördlichen Kalahari zu kalkulieren.
Bisher keine Wanderdünen in Kalahari
Bisher verfügt die Kalahari über keine Wanderdünen, weil der südliche Teil kaum von Wind betroffen und der östliche und nördliche Teil gut bewachsen ist. Laut den Ergebnissen der Forscher könnte sich das ab 2039 ändern:

Rund um dieses Datum werden zuerst die südlichen Dünen, die auf dem Gebiet von Botswana und Namibia liegen, zu wandern beginnen. Bis 2070 folgen auch jene im südlichen und östlichen Teil der Wüste, wovon Angola, Simbabwe und Sambia betroffen sein werden.
Teilweise voll-dynamische Felder
Teilweise werden die Felder vollständig dynamisch sein, d.h. heute bewachsene Regionen zwischen den Dünen werden verschwinden, wodurch Sandtransfer auch zwischen einzelnen Dünen möglich wird.

Dieses Szenario scheint laut der Forschungsarbeit unausweichlich. Denn selbst jenes Modell mit den kleinsten Klimawandel-Parametern führt zu Austrocknung und vermehrter Windtätigkeit.
Großräumige Migrationsbewegungen
Die Auswirkungen deuten David Thomas und Kollegen nur an: Heute landwirtschaftlich genutzte Gebiete könnten von Dünen verdrängt werden - mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung. Durch die Suche nach neuem Ackerland könnten wiederum großräumige Wanderbewegungen in Gang kommen.

[science.ORF.at, 30.6.05]
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01.01.2010