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Uni-Zugang: Warten auf das Urteil des EuGH  
  Am 7. Juli verkündet der Europäische Gerichtshof (EuGH) sein Urteil zum Uni-Zugang in Österreich. Wie viele Deutsche dann tatsächlich hier zu Lande studieren wollen, ist ebenso unklar wie die Reaktion der Unis.  
Ein Aufheben der derzeitigen Bestimmung durch den EuGH, wonach Studieninteressenten mit einem ausländischen Maturazeugnis eine Studienberechtigung in ihrem Heimatland nachweisen müssen, könnte indirekt den offenen Hochschulzugang zu Fall bringen.
->   Uni-Zugang: Beschränkungen stehen kurz bevor (28.6.05)
Gesetz für Zugangsschranken in Wartestellung
Seit rund zweieinhalb Monaten ist klar, dass sich Österreich im Falle einer Niederlage vor dem EuGH für Zugangsbeschränkungen entscheidet: Bereits am Tag nach der Urteilsverkündung dürfte den Rektoraten per Gesetz für zwei Jahre das Recht übertragen werden, in jenen Fächern, in denen es in Deutschland einen Numerus Clausus gibt (Humanmedizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, Biologie, Pharmazie, Psychologie), sowie in Betriebswirtschaftslehre (BWL) Schranken festzusetzen.

Dabei soll es eine gesetzlich fixierte Untergrenze geben, die beim Durchschnitt der Studienanfänger der letzten drei Jahre liegen dürfte. Alle anderen Fächer sind nicht betroffen.
Auch BWL mit Beschränkungen
Die Aufnahme von BWL sei deshalb nötig, da der Numerus Clausus in diesem Fach dort erst heuer aufgehoben wird und daher noch mit einem "Rückstau" an Interessenten zu rechnen ist, so Hochschul-Sektionschef Sigurd Höllinger gegenüber der APA.

Die Unis können selbst entscheiden, ob sie eine etwaige Auswahl der Studenten vor Beginn des Studiums oder mittels einer Eingangsphase vornehmen.
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Wie viele Deutsche kommen wirklich?
Wie viele Studenten aus dem Ausland nach einer Aufhebung der derzeitigen Zulassungsregelung nach Österreich drängen könnten, ist nicht vorhersehbar. In jenen sechs Fächern, in denen es etwa einen bundesweiten Numerus Clausus gibt, sowie in Betriebswirtschaftslehre wurden in Deutschland heuer rund 63.000 Studenten abgewiesen. Dazu kommen noch Interessenten aus grenznahen Regionen etwa in der Slowakei - wie mobil diese sind, darüber fehlen die Erfahrungswerte.
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Genaue Regelungen noch unklar
Über die genaue Ausgestaltung der Regelung gibt es aber noch Unklarheiten: So ist etwa noch offen, wie mit jenen Studenten umgegangen wird, die bereits vor dem für 7. Juli erwarteten Urteil bzw. einer damit verbundenen Gesetzesänderung mit der Ermächtigung für die Unis, Kapazitätsgrenzen einzuziehen, inskribiert haben.

An einigen österreichischen Universitäten beginnt bereits in der kommenden Woche die Zulassungsfrist - so etwa an der Universität Wien, der Medizin-Universität Wien, der Technischen Universität Wien und der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien.

Die Frage dreht sich darum, ob jene Studenten, die bis zur gesetzlichen Neuregelung bereits immatrikuliert haben, sich trotzdem etwaigen nachträglich beschlossenen Aufnahmsprüfungen unterziehen müssen.
Medizin-Universität Wien: "First come, first serve"
Ebenfalls noch nicht klar ist, welche Art von Aufnahmehürden die Unis einziehen. Die Medizin-Universität Wien hat sich bereits für das "First come, first serve"-Prinzip entschieden. Demnach soll bereits im ersten Studienabschnitt die Zahl der Studienplätze für Praktika und Übungen auf 1.560 beschränkt und nach der Reihenfolge der Anmeldung vergeben werden.

Der 1.561. Interessent wird zwar aufgenommen, erhält aber keinen Platz im Kleingruppen-Unterricht.

Anders an der Medizin-Uni Graz: Dort erfolgt die Auswahl erst nach einem Semester - mittels Eignungstest, Kenntnistest und Prüfungsleistungen im ersten Halbjahr. Die anderen Universitäten haben sich noch nicht festgelegt und wollen zunächst auf das neue Gesetz warten.
ÖH für Reflexionspause
Bekämpft werden Aufnahmeverfahren von der ÖH, die den offenen Hochschulzugang erhalten will. Stattdessen plädiert sie dafür, sich zunächst ein halbes Jahr oder ein Jahr Zeit zu nehmen.

In dieser Zeit solle das Geld für die erwarteten zusätzlichen Studenten aus Deutschland bereitgestellt und diese auch aufgenommen werden. Dabei könne man gleichzeitig schauen, wie viele tatsächlich kommen würden.
Mehr Studienplätze?
Die SPÖ fordert, dass alle österreichischen Maturanten aufgenommen werden müssen. Zur Not sollen neue Studienplätze geschaffen werden.

Zusätzliche Plätze kann sich grundsätzlich auch die ÖVP vorstellen - allerdings müssten diese für alle Bewerber offen, auch mit der Gefahr, dass diese wieder von ausländischen Studenten belegt werden.

[science.ORF.at, APA, 30.6.05]
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01.01.2010