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Entwicklungsplan der Uni Wien beschlossen  
  Die Universität Wien will ab dem Studienjahr 2008/09 ihr Studienangebot vollständig auf das dreigliedrige Studiensystem umstellen. Die Zahl der Professuren soll steigen, neue Schwerpunkte gesetzt werden.  
Das sieht der vom Universitätsrat einstimmig beschlossene Entwicklungsplan der größten Hochschule des Landes vor.
Knapp 60 Professuren mehr
Die Zahl der Professuren soll von derzeit 342 auf mehr als 400 wachsen. Die Widmung neuer Professuren wiederum wird vor allem nach Maßgabe der mehr als 100 fakultätsinternen Forschungsschwerpunkte erfolgen.

Die Uni soll "im Kreis der führenden Forschungsuniversitäten Europas positioniert werden", es gibt außerdem sechs universitäre Forschungsschwerpunkte.
Zustimmung von vielen Seiten
"Der Prozess war mühsam", meinte der Vorsitzende des Uni-Rats, Max Kothbauer, bei einer Pressekonferenz am Dienstag zum Zustandekommen des Entwicklungsplans.

Immerhin habe das Rektorat versuchen müssen, nach dem Widerstand innerhalb der Uni gegen das neue Universitätsgesetz (UG) 2002 das Vertrauen wiederherzustellen.

Schließlich hätten aber nicht nur der Uni-Rat und der Senat den Entwicklungsplan einstimmig gebilligt - auch die Betriebsräte haben schließlich zugestimmt.
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Sechs Forschungsschwerpunkte
Die sechs universitären Forschungsschwerpunkte lauten: "Ethische und gesellschaftliche Perspektiven des Alterns", "Europäische Integration und südöstliches/östliches Europa", "Interkulturelle Kommunikation", "Materialwissenschaften - Funktionalisierte Materialien und Nanostrukturen", "Symbioseforschung und Molekulare Prinzipien der Erkennung" sowie "Rechnergestützte Wissenschaften".
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Rektor Winckler: "Erhebliche Umgestaltung"
Bereits in den nächsten Wochen neu ausgeschrieben werden über 40 Professuren, in den kommenden Jahren über 100. "Es wird eine erhebliche Umgestaltung stattfinden", betonte Rektor Georg Winckler.

Dies sei die Folge des "schiefen Altersaufbaus" der Professorenschaft. Die Welle von Neuanstellungen zu Beginn der 70er Jahre schaffe einen "Echoeffekt" 35 bis 40 Jahre später.
Keine Ausnahmen bei Dreigliedrigkeit angestrebt
Bei der Umgestaltung der Studienarchitektur nach dem Bologna-Modell auf das dreigliedrige System (Bakkalaureat, Magisterium, Doktorat) soll kein Fach ausgenommen werden - auch die Lehramtsstudien und das Jus-Studium nicht.

Bei den Rechtswissenschaften müsse man aber berücksichtigen, dass "der Arbeitsmarkt sich das noch nicht vorstellen kann", so Winckler. Daher müssten noch Diskussionen geführt werden. Für Änderungen beim Lehramt bedarf es einer Gesetzesänderung.
Lehramtsstudien sollen an Uni bleiben
Bei den Lehramtsstudien plädiert die Universität Wien im Entwicklungsplan dafür, dass die Ausbildung der AHS- und BHS-Lehrer komplett an der Uni verbleibt.

Die Zukunftskommission für das Schulwesen, die eine vollständige Verlagerung des Bakkalaureats an die Pädagogischen Hochschulen verlangt hatte, hätte dabei die "Wichtigkeit der fachwissenschaftlichen Ausbildung" nicht ausreichend berücksichtigt, so Winckler.

Kothbauer ging sogar weiter und trat auch für die Ausbildung der Hauptschullehrer an der Universität ein.
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Kooperation bei Hauptschullehrern
Winckler wiederum will bei der Ausbildung der Hauptschullehrer mit den künftigen Pädagogischen Hochschulen kooperieren und etwa gemeinsame Bakkalaureat-Angebote machen. Die Magister-Studien wiederum sollten aber komplett an der Uni absolviert werden.
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Strukturierte Doktoratsprogramme
Nachwuchsförderung will die Universität über strukturierte Doktoratsprogramme (Initiativkollegs) betreiben. Zwölf dieser Programme sollen besonders unterstützt werden. Pro Kolleg wird bis zu zwölf Doktoranden eine Beschäftigung angeboten.
Kosten der Umstellung: 20 bis 25 Mio. Euro
Für die Umsetzung des Entwicklungsplans würden 20 bis 25 Mio. Euro gebraucht, "um alles fliegen zu lassen", meinte Max Kothbauer.

Die Umgestaltung koste natürlich Geld, machte Georg Winckler klar: So müssten nach der Umstellung auf die neue Studienarchitektur eine Zeit lang zahlreiche Angebote parallel geführt werden.

Dinge wie die Initiativkollegs seien aber unbedingt erforderlich, "auch wenn wir Familiensilber dafür verkaufen müssen". Die erforderlichen Mittel könnten vom Ministerium, aber auch vom Wissenschaftsfonds FWF oder aus EU-Geldern kommen.
"Grosso modo geordnete Finanzverhältnisse"
Insgesamt habe die Universität "grosso modo geordnete Finanzverhältnisse", so Kothbauer zur Bilanz 2004. Es gebe natürlich "Bereiche, die dramatisch stöhnen". Gleichzeitig plane man aber eine Investitionsoffensive in der Höhe von 20 bis 30 Mio. Euro.

In diesem Sektor habe man auf Grund der Sparbudgets der Jahre 2000 bis 2003 erheblichen Nachholbedarf. Die Uni verfügt über ein Budget von 400 Mio. Euro, das zu rund 80 Prozent vom Bund und zu je zehn Prozent aus Studiengebühren und Drittmitteln stammt.
Fächer werden nicht abgeschafft
Der Entwicklungsplan habe nicht nur Gewinner, konzedierte Rektor Winckler. Natürlich gebe es auch Verlierer, so seien natürlich nicht alle von den Forschungsschwerpunkten erfasst.

Gleichzeitig bekenne er sich aber zu einer breiten Ausrichtung der Universität: "Wir werden nicht Fächer abschaffen."
Jährliche Überprüfung des Entwicklungsplans
Der Plan wird außerdem jedes Jahr überprüft und gegebenenfalls angepasst - das nächste Mal vor den Verhandlungen mit dem Ministerium über die Leistungsvereinbarungen.

Auch die Forschungsschwerpunkte sind nicht festgelegt: Ausdrücklich vorgesehen sind etwa Forschungsplattformen zur Förderung innovativer, sonst nicht verankerter Forschungsgebiete. Nach positiver Evaluation können diese in einen Forschungsschwerpunkt übergeführt werden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 5.7.05]
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01.01.2010