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Lungenkrebs-Sterberate bei Frauen steigt weiter  
  Die Sterblichkeitsrate bei Frauen mit Lungenkrebs ist in den meisten europäischen Ländern weiter gestiegen. Trotzdem glauben Forscher, dass die Anzahl der Todesfälle europaweit nicht so stark zunehmen wird wie in den USA.  
Hoffnungsvoller Trend: In einigen Ländern sinkt die Lungenkrebs-Todesrate unter jungen Frauen. Dies zeigen die Ergebnisse einer, auf 33 europäische Staaten bezogenen Studie eines Teams um die Biostatistikerin Cristina Bosetti vom Forschungsinstitut "Mario Negri" in Mailand.
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Die Studie "Lung cancer mortality in European women: recent trends and perspectives" erschien am 13.7.2005 als Online-Vorab-Publikation in "Annals of Oncology".
->   Abstract in "Annals of Oncology"
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Vergleichsstudie über 20 Jahre
In der laut den Autoren ersten umfassenden Vergleichsstudie wurde für die Jahre 1980 bis 2001 die Anzahl der Todesfälle durch Lungenkrebs in 33 europäischen Ländern ausgewertet.

Die Ergebnisse beziehen sich auf Frauen in allen Alterstufen, speziell wurde die Sterblichkeit im mittleren (von 35 bis 64 Jahren) und jüngeren Alter (von 20 bis 44) herausgegriffen.
Hohe Sterblichkeit im Norden, geringere im Osten
Frauen sind insgesamt seltener von Lungentumoren betroffen als Männer. Jedoch sinkt die Anzahl der Lungenkrebs-Todesfälle bei Männern seit den späten 80er Jahren, während die Sterblichkeitsrate bei Frauen in den meisten europäischen Ländern ansteigt.

Besonders viele Todesfälle bei Frauen beobachteten die Forscher in Dänemark, Island, Irland und Großbritannien (20 bis 25 pro 100.000 Einwohnerinnen).

Nur in den Ländern Lettland, Litauen, England, Wales, Russland und der Ukraine ist die weibliche Lungenkrebs-Sterblichkeit von 1990 bis 2001 gesunken.
Leichter Rückgang bei jungen Frauen
Bei jüngeren Frauen zeigte sich in einigen Ländern innerhalb der letzten Jahre ein leichter Rückgang der Todesfälle. Zu diesen Staaten zählen Österreich, Ungarn, Italien, Niederlande, Polen, Schweden und die Schweiz.

Bereits seit den späten 60er Jahren kann in Irland und Großbritannien ein dauerhafter Rückgang der Lungenkrebs-Todesfälle bei jüngeren Frauen beobachtet werden.

In Frankreich und Spanien dagegen ist die Sterblichkeitsrate in der Gruppe der 20 bis 44-jährigen weiter angestiegen.
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Ergebnisse für die Europäische Union
In den Ländern der EU erhöhte sich die Todesrate von 7,8 pro 100.000 Einwohnerinnen im Jahr 1980 auf 11,2/100.000 im Jahr 2000. Die gesamte EU betreffend, kann der Mortalitätsrückgang unter jüngeren Frauen nicht nachvollzogen werden: In dieser Gruppe stiegen die Todesfälle von 1,1/100.000 im Jahr 1980 auf 1,7/100.000 im Jahr 2000.
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Weniger Todesfälle unter jungen Österreicherinnen
Während die weibliche Gesamt-Sterblichkeit an Lungentumoren in Österreich seit den 80er Jahren von 7,3 auf 11,1/100.000 angestiegen ist, verzeichnet man bei jüngeren Frauen einen Abwärts-Trend.

1990 starben im statistischen Mittel 2,1 von 100.000 Österreicherinnen im Alter von 20 bis 44 Jahren an Lungenkrebs. Anfang des neuen Jahrtausends waren es "nur" mehr 1,7 von 100.000.
Rauchen beeinflusst Todesfälle am stärksten
Laut den Forschern dürften die von Land zu Land unterschiedlichen Mortalitäts-Raten mit den Rauchgewohnheiten zusammenhängen.

Auch die Differenz zwischen Sterblichkeits-Raten von Männern und Frauen sei durch den verschiedenen Rauchkonsum erklärbar.

In einigen nördlichen Ländern wie Belgien, Dänemark, Schweden und den Niederlanden, wo der Rauchkonsum unter Frauen kürzlich zurückgegangen ist, erwartet man für die Zukunft niedrigere Sterberaten.
Blick in die Zukunft
Die Forscher glauben, dass die Lungenkrebs-Häufigkeit bei Frauen aus den EU-Ländern weiter ansteigen wird, um sich in den Jahren 2015 bis 2020 bei einem Wert von 15/100.000 zu stabilisieren.

Wenn Anti-Rauch-Kampagnen die Frauen davon überzeugen können, das Rauchen aufzugeben, könnte der Wert sogar auf 13/100.000 abfallen.
Europa liegt hinter USA
Da Frauen in Europa im Vergleich mit den USA später mit dem Rauchen begonnen haben, dürfte die Mortalität durch Lungenkrebs in Europa entsprechend geringere Werte erreichen, glaubt Cristina Bosetti.

In den USA lag die Sterblichkeitsrate im Jahr 2000 bei 24/100.000.

"Es liegt an uns, das Rauchen bei europäischen Frauen unter Kontrolle zu halten. Wenn wir das nicht mit effektiven Interventionen betreiben, müssen wir nach wie vor mit einer weiblichen Lungenkrebs-Epidemie in Europa rechnen", so Cristina Bosetti in einer Aussendung.

Alexandra Egger, science.ORF.at, 13.7.05
->   Forschungsinstitut "Mario Negri"
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->   Frauengesundheit: Lungenkrebs immer häufiger (06.04.05)
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01.01.2010