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Tokio: Erdbeben-Gefahr liegt näher als gedacht  
  Die Erdbeben-Störungszone unterhalb Tokios befindet sich näher an der Oberfläche als bisher angenommen. Oberflächliche Beben sind erfahrungsgemäß nicht nur stärker, sondern richten auch mehr Schäden an.  
Die Ergebnisse eines neuen Gutachtens bringen schlechte Nachrichten für die Millionenmetropole: Tokios Einwohnern könnte das nächste "große Beben" bald bevorstehen.
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Das Gutachten "Earthquake Source Fault Beneath Tokyo" von Hiroshi Sato, Universität von Tokio, Japan, wurde am 15.7.2005 im Journal "Science" (Bd.309, Seite 462) veröffentlicht.
->   "Science"
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1923: Erdbeben ließ 105.000 Menschen sterben
Tokio zählt mit ungefähr 33 Millionen Einwohnern zu den am dichtest besiedelten Erdbebengebieten der Welt. Im Bereich der Stadt treffen zwei Ozeanplatten aufeinander: Die Philippinische Platte schiebt sich unter diejenige, auf der die Insel Honshu liegt.

Im Jahr 1923 wurden bei einem Erdbeben der Stärke 7,9 mehr als hunderttausend Menschen getötet.
Störungszone knapp unter der Erdoberfläche
Wegen der starken seismologischen Aktivität überwacht ein Netzwerk von Sensoren die seismischen Veränderungen in der Region.

Die genaue Lage der Störungszone unterhalb der Erdoberfläche wurde bisher aber nicht ermittelt. Forscher vermuteten die Störungszone in einer Tiefe zwischen 20 und 40 Kilometern.

Laut dem neuen Gutachten liegt die Zone aber nur vier bis 26 Kilometer unterhalb der Stadt Tokio.
Mittels Luftgewehren genaue Tiefenanalyse
Zur Analyse der genauen Lage der Störungszone sendeten Sato und sein Team mittels Luftgewehren, Lastwägen und Explosionen Vibrationen in den Boden.

Danach untersuchten sie die Wellenformationen, die an Gesteinsschichten unterhalb der Oberfläche abprallten.

Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die Störungszone näher an der Oberfläche liegt und ein Beben deshalb größeren Schaden anrichten könnte als ursprünglich angenommen.
Skepsis bezüglich Aussagekraft
Bodenbewegungen werden von der Art des Erdreichs und der genauen Richtung, in die das Gestein abgleitet, kontrolliert, erklärt Hiroshi Sato. Er glaubt, dass das Gutachten helfen könnte, den Zeitpunkt des nächsten "großen Bebens" vorherzusagen.

Andere Experten geben zu bedenken, dass Sato Wellen untersucht haben könnte, die nicht von der Hauptstörungslinie, sondern von einem höher gelegenen Nebenast reflektiert wurden.

[science.ORF.at, 15.7.05]
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Erdbeben: Instant-Prognose für 24 Stunden möglich (19.05.05)
->   Gletscher-Rückzug begünstigt Erdbebenaktivität (06.05.05)
->   Tsunami: Forscher befürchten weitere Mega-Beben (27.04.05)
 
 
 
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01.01.2010