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Forscher: Misserfolg nicht als Talentmangel werten  
  Misserfolge bei Sportwettkämpfen auf fehlendes Talent zurückzuführen, ist laut Psychologen Gift für die Seele. Oft sind monatelange Therapien nötig, um die Wahrnehmung der eigenen Leistung in positive Bahnen zu lenken.  
"Wenn Athleten denken, ich bringe es nicht, schadet das der Psyche ungemein", sagte der Sportpsychologe und Stressforscher Oliver Stoll von der Martin-Luther-Universität in Halle in einem dpa-Gespräch vor Beginn eines Angst- und Stresskongresses in Halle.
Besser an Formtief denken
Wichtig sei, die Ursachen für das Verlieren nicht bei unverrückbaren Komponenten wie der grundsätzlichen Fähigkeit zu suchen, sondern etwa in Formtiefs, gegen die angearbeitet werden kann.
Ullrich: Ansprüche zurückschrauben ohne aufzugeben
Mental starke Persönlichkeiten wie etwa der deutsche Radsportstar Jan Ullrich seien weniger gefährdet. "Er tritt mit dem hohen Ziel an, die Tour de France zu gewinnen, aber er kann die Ansprüche zurückschrauben.

Jetzt will er eben aufs Treppchen", sagt der Psychologe über den Radprofi, dessen Abstand zum Kontrahenten Lance Armstrong sich im Verlauf der Tour immer mehr vergrößert hat. "Er kann zugeben, dass ein anderer besser ist, ohne an seinen Fähigkeiten zu zweifeln", sagt Stoll. Ullrich würde seiner Einschätzung nach auch nicht aufgeben.
Videoaufzeichnungen verdeutlichen Selbstkritik
Wer nach Misserfolgen oft an sich selbst zweifele, dem könne jedoch geholfen werden. "Ich lasse auf Video aufgezeichnete Wettkämpfe von Betroffenen kommentieren und nehme dies ebenfalls auf Tonband auf", erklärt Stoll seine Herangehensweise.

Wenn die Sportler das dann später hörten, würde vielen bewusst, wie hart sie mit sich ins Gericht gingen. Um die niederschmetternde Denkweise aus dem Kopf zu verbannen, seien aber oft monatelange Therapien nötig.

[science.ORF.at/APA/dpa, 19.7.05]
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01.01.2010