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Aggressive Mäusebanden fressen Albatros-Kücken  
  Auf einer Insel im Südatlantik bilden Hausmäuse regelrechte Banden, um bis zu 200 Mal größere Jung-Albatrosse zu überfallen und zu fressen. Südafrikanische Forscher filmten die grausigen Szenen.  
Das für Mäuse ungewöhnliche Verhalten beobachteten die Wissenschaftler der Universität Kapstadt auf der zu St. Helena gehörenden Gough-Insel im Tristan da Cunha-Archipel.
Phänomen während eines Jahres beobachtet
"Es war ein einziges Blutbad: halbtote Jungvögel mit klaffenden Wunden und heraushängenden Gedärmen", berichtete der Biologe Ross Wanless vom Percy FitzPatrick-Institut für afrikanische Vogelkunde.

Ein Sprecher des Instituts bestätigte der dpa am Freitag, dass Wanless gemeinsam mit seiner Frau Andrea Angel ein Jahr auf der einsamen Insel lebte, um das Phänomen zu untersuchen.
Vögel werden immer wieder an gleichen Stellen attackiert
Die eingeschleppten Mäuse haben ihr aggressives Verhalten offensichtlich erlernt und an ihre Jungen weitergegeben, wie die Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" berichtet.

Die Nager bezwingen die vom Aussterben bedrohten großen Vögel demnach, indem sie mit ihren Zähnen immer wieder die gleichen Stellen attackieren.
->   Video mit den Attacken der Mäuse
Keine Abwehrmechanismen
Da die auf halber Strecke zwischen Afrika und Südamerika gelegene Insel seit Millionen Jahren keine Raubtiere beherbergte, haben die Vögel keine Abwehrmechanismen entwickelt.

Die beiden Wissenschafter waren auf das Phänomen aufmerksam geworden, weil bis zu 80 Prozent des Albatross-Nachwuchses vorzeitig starb.

Derart aggressives Bandenverhalten ist laut Wanless von Mäusen bisher unbekannt. Zudem sei es nur auf einigen bestimmten Anhöhen beobachtet worden.
Mäuse müssen Verhalten erlernt haben
Da nur eine Mäuse-Gruppe Angriffe startete, die andere aber nicht, schlossen die Forscher auf erlerntes Verhalten. Das jedoch sei extrem selten. Die Übertragung erlernter Fähigkeiten von einer Generation auf die andere sei bei wild lebenden Mäusen bisher so noch nicht beobachtet worden.

Das Biologen-Ehepaar veröffentlichte seine Ergebnisse in dieser Woche auf einer Konferenz in Brasiliens Hauptstadt Brasilia. Die beiden Forscher wollen nun auf die Insel zurückkehren, um die Albatrosse durch Entfernung der Mäuse zu retten.

[science.ORF.at/APA/Reuters, 19.7.05]
->   Online-Dienst von "Nature"
 
 
 
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01.01.2010