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BSE-Risikomaterial auch in Würsten nachweisbar  
  Das Gehirn von Rindern gilt als BSE-Risikomaterial: Bei einem Dienstag in Wien zu Ende gegangenen Kongress zur Rinderseuche wurden Möglichkeiten gezeigt, dieses Risikomaterial auch in Würsten nachzuweisen.  
Salami, Leberwurst oder Extra
Gleichgültig ob Salami, Leberwurst oder Extra - Ernst Lücker, Tierarzt und Professor für Fleischhygiene an der Universität Leipzig, sucht in Würsten nach Risikomaterial.

Beigemischtes Hirn in der Wurst kann mittlerweile nachgewiesen werden - und auch die Tierart: ob Hirn von Rind, Schaf oder Ziege oder von als harmlos geltendem Schwein und Geflügel.

Und sogar wie alt das Organ ist, sagt Ernst Lücker. Der Altersnachweis ist ursprünglich Schweizern gelungen, in Leipzig wurde der Test weiterentwickelt. "Ein junges Tier, ein Kalb, ist z.B. nicht infektiös, obwohl es Rind ist. Das Alter (von beigemengtem Fleisch, das kein Muskelfleisch ist; Anm.) ist also schon interessant," so Lücker im ORF-Radio.
Stichproben erwünscht
Ernst Lücker macht sich weniger Sorgen um reines Hirn am Teller oder um die industrielle Wurstproduktion, denn um die lokale Wurstproduktion, um den "Fleischhauer des Vertrauens".

Was im Labor derzeit an Tests möglich ist, erhofft er sich routinemäßig am Markt: "Stichproben würden reichen. Wir haben eine große Fleischindustrie, es werden große Fleischchargen hergestellt. Keiner kann sich leisten, dass so etwas bekannt wird."
Wissenschaft "schreckt ab"
Lücker hat die Zeiträumen 1998-2000 - da habe es in Deutschland noch keine Vorschriften gegeben - und die Zeit danach (v.a. 2003-2005) verglichen: "Das Wissen der Fleischindustrie um die Möglichkeit so etwas aufzudecken hat dazu geführt, dass so etwas nicht mehr gemacht wird."
Lockerung der Altersvorschriften geplant
In der EU wird derzeit überlegt, die Vorschriften der Altergrenze für Rinder-Hirn und Rückenmark von zwölf Monaten auf 21 bzw. 30 Monate anzuheben, weil BSE bei jungen Tieren selten nachgewiesen wird.

Diese Überlegung ist Teil des Fahrplans der EU-Kommission für die BSE-Bekämpfung von Mitte Juli.
->   Fahrplan der EU-Kommission für die BSE-Bekämpfung (pdf-Datei)
Nur wer suchet, der findet?
Bei diesen Überlegungen der EU-Kommission werde eines vergessen, sagt Lücker: "Es gibt alternative Infektionswege, die dazu führen können, dass Tiere viel jünger erkranken - zumindest hypothetisch. Wir haben auch zwei mutmaßliche Fälle in Japan, die jünger als 24 Monate sind. Das könnte bedeuten: Weil wir nicht schauen, haben wir auch nichts gefunden."

Die Wahrscheinlichkeit halte er allerdings für gering. Doch bevor BSE-Maßnahmen gelockert werden, müsste aus seiner Sicht mehr geforscht werden. Und es müssten mehr statt weniger Proben untersucht werden, so der deutsche Fleischhygiene-Experte.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 27.7.05
science.ORF.at
->   Institut für Lebensmittelhygiene, Universität Leipzig
->   Artikel-Sammlung zu BSE auf science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010