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Europa vor erstem Flug zur Venus  
  Mit sieben Instrumenten an Bord soll der "Venus Express" den wolkenverhangenen Planeten erforschen und - wenn man die "Magellan"-Sonde ausnimmt - "das Zehnfache der Daten aller bisherigen Flüge liefern".  
Das jedenfalls verspricht Hakan Swedhem, bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) für die wissenschaftliche Auswertung des Venusfluges zuständig.

"Zu geringsten Kosten in Rekordzeit gebaut", soll die etwa 1,2 Tonnen schwere Sonde am 6. August mit einem Flugzeug ins kasachische Baikonur gebracht und voraussichtlich am 26. Oktober von einer Sojus/Fregat-Rakete ins Weltall gehievt werden.
Ab 6. April 2006 den Schleier der Venus lüften
"Europa lüftet den Schleier der Venus", lautet der Slogan der ESA und der Sonden-Bauer von EADS Astrium. Das könnte vom 6. April 2006 an der Fall sein, falls denn alles nach Plan läuft und der 220 Millionen Euro teure "Venus Express" den Planeten erreicht.
Viele offene Fragen zur Venus
Gibt es auf dem höllisch heißen Planeten Erdbeben oder aktive Vulkane, und warum sind Venus und Erde bei ziemlich ähnlicher Größe, Masse und Dichte derart unterschiedlich? Und vor allem: Welche Rolle spielen Kohlendioxid sowie Treibhauseffekt für unseren nächsten Nachbarn, der die Sonne etwas dichter umkreist als die Erde?

Die Wissenschaftler haben einen Haufen Fragen, die durchaus auch für den Heimatplaneten Erde wichtig sind.
Erkundung aller Planeten des inneren Sonnensystems
Die Europäer sind die einzigen, die in diesen Jahren Weltall-Erkunder zu allen Planeten des inneren Sonnensystems entsenden.

Zunächst war es der "Mars Express", und nach der Venus folgt 2012 die Mission "Bepi-Colombo" zum sonnennächsten Planeten Merkur.

Der erste Flug der Europäer zur Venus stand allerdings wegen erheblicher Sparmaßnahmen bei der ESA eine Zeit lang in den Sternen. Doch die Reise musste dann doch nicht storniert werden, weil auf das Design des "Mars Express" zurückgegriffen werden konnte.
Instrumente teils baugleich mit "Mars Express"
Drei der Instrumente an Bord sind baugleich mit denen von "Mars Express", drei stammen vom Kometenjäger "Rosetta", eines wurde neu entwickelt.

Die Messgeräte sollen Wolken, Nebel und die Windgeschwindigkeit in der Venusatmosphäre genauestens untersuchen, und die chemische Zusammensetzung und die Geologie unseres Nachbarplaneten erforschen, ohne der sengenden Hitze über ausgedörrten Geröllwüsten und tiefen Tälern zu nahe zu kommen.
Unwirtliche Bedingungen
Landen wird die Raumsonde nicht können. Auch wenn die sowjetische "Venera 9" nach dem Scheitern mehrerer Landekapseln 1975 weich auf der Venus niederging und erste Panoramabilder von der Oberfläche funkte - auf diesem unwirtlichen Planeten hielten Sonden immer nur kurz den extremen Umweltbedingungen stand.

Unter einer dichten Wolkendecke aus Schwefelsäuretröpfchen herrschen Temperaturen von bis zu 480 Grad Celsius. Der Druck ist mit 93 Bar so enorm hoch wie in nahezu 1.000 Metern Wassertiefe.
Beobachtungszeit: Zwei Venustage
Weil die Venus ein superheißer Planet ist, auf dem manche Metalle und Legierungen sogar schmelzen würden, umrundet die Sonde den Nachbarn auf einer elliptischen Bahn über den Polen und mit einem gebührenden Abstand.

Nicht zuletzt die Solarflügel müssen dabei so konstruiert sein, dass sie dramatischen Temperaturschwankungen von bis zu 350 Grad standhalten. Und das für eine Beobachtungszeit von zwei Venustagen - also immerhin 486 Erdtage lang.

Hanns-Jochen Kaffsack/dpa/science.ORF.at, 29.7.05
->   "Venus Express"-Homepage der ESA
->   Mehr über die Venus im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010