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ORF ON Science :  News :  Kosmos .  Leben 
 
Leben aus dem All  
  Glauben die einen, Leben sei in grauen Vorzeiten aus einer chemischen Ursuppe entstanden, vermuten andere, die Erde sei mit biologischem Material aus dem Weltraum zum Leben erweckt worden.  
Das Gebiet ist also nach wie vor ein Feld für Spekulationen und Hypothesen. Und deshalb hat die europäische Raumfahrtorganisation ESA die Suche nach Leben außerhalb unseres Planeten, aber auch die Suche nach dem Ursprung des Lebens auf der Erde zu einem Arbeitsschwerpunkt der nächsten Jahre gemacht.
200 Astrobiologen in Frascati
Wie viel Humankapital mittlerweile in diese Suche fließt, davon konnte man sich vom 21. - 23. Mai beim ersten europäischen Astrobiologie-Workshop im italienischen Frascati überzeugen.

Fast 200 Wissenschafter aus so unterschiedlichen Feldern wie der Astronomie oder der Molekularbiologie haben ihre Strategien für die Suche nach extraterrestrischem Leben dort vorgestellt.
Der Mars-Express
Am meisten versprechen sich die Sternfahrer vorläufig vom Mars - er ist der Erde am ähnlichsten - wenn auch in seiner geologischen Geschichte unserem blauen Planeten voraussichtlich drei Milliarden Jahre voraus. Jetzt ist der Mars zumindest an der Oberfläche verwüstet - die Vulkane sind erloschen, der Planet ausgekühlt - wahrscheinlich, weil er viel kleiner ist als die Erde.

Wie es wirklich um Leben auf dem Mars bestellt ist, das soll der MARS EXPRESS ermitteln. Der Countdown läuft bereits - Starttermin ist laut ESA-Forschungsleiter Bernard Foing im Juni 2003, die geplante Ankunft im Dezember 2003.
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Bernard Foing: "Der Mars Express hat Instrumente an Bord, die den Wasserkreislauf auf dem Mars studieren sollen. Mars Express ist aber auch mit einer Sonde ausgestattet, die auf der Mars-Oberfläche landen wird - das ist der Beagle Two. Beagle Two soll feststellen, ob noch große organische Moleküle auf der Mars-Oberfläche zu finden sind bzw. unter welchen Voraussetzungen Leben auf diesem Boden überleben könnte. "
->   Homepage des Mars Express
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Eisbakterien als Modell für die Suche nach Leben
Aber wonach werden die Raumfahrer auf dem Mars genau suchen? - Die Wissenschaftler nehmen vielfach die extremsten irdischen Lebensformen als Modell - zum Beispiel so genannte extremophile Bakterien.

David Gilichinsky von der russischen Akademie der Wissenschaften hat in einer der unwirtlichsten Gegenden dieser Erde - im Permafrost - nach Leben gesucht und eine überraschende biologische Vielfalt entdeckt, weitaus mehr als in Gletschern oder Schneewehen.

Die Stärke des Permafrostbodens - der Lebensraum ist sehr stabil mit Temperaturen zwischen minus 10 und minus 20 Grad - möglicherweise ein Modell für Leben auf dem kalten Mars.
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Heißsporne aus der Tiefsee
Neben den kalten Mikroben gibt es auch regelrechte Heißsporne. Der Weltrekordhalter in Sachen Hitze wurde vom deutschen Mikrobiologen Karl Stetter in einer heißen Quelle in der Tiefsee entdeckt, in einem so genannten Black Smoker. Pyrolobus Fumerii wächst am besten bei 106 Grad Celsius, gedeiht aber auch noch bei maximal 113 Grad. Das ist die höchste bekannte Temperatur, in der ein Organismus noch wachsen kann. Bemerkenswert ist, dass diese Mikrobe auch noch eine Stunde bei 121 Grad Celsius übersteht.
->   Mehr über die Mikrobe
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Wie das Leben auf die Erde kam
Jährlich landen mindestens 100 Tonnen extraterrestrisches Material - Staub genauso wie Meteoriten - auf der Erdoberfläche. In der Anfangszeit der Erde müssen bereits Millionen Meteoriten vom Mars auf die Erde gelangt sein - während des "Heavy Bombardements".

Gerda Horneck vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum DLR hat untersucht, unter welchen Voraussetzungen Bakterien im Weltraum eine solche bis zu einer Million Jahre dauernde Reise zwischen Mars und Erde überleben könnten.

Das Ergebnis ihrer Langzeitversuche mit Bakterien am Space-Shuttle: Die Mikroben müssten in einem mindestens zwei Meter großen Meteoriten eingeschlossen sein - diese Schutzschicht würde sie ausreichend vor dem aggressiven UV-Licht der Sonne, der kosmischen Strahlung und dem Vakuum im All abschirmen.
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Überlebenskünstler aus dem Salz
Dass es Bakterien gibt, die bis zu 250 Millionen Jahre isoliert überleben, das hat auch die Salzburger Molekularbiologin Helga Stan-Lotter bewiesen. Sie hat Überlebenskünstler entdeckt, die rund eine Viertel Milliarde Jahre im Salzgebirge in Bad Aussee eingeschlossen waren - nach mehreren Monaten auf einer Nährkultur begannen sich die Mikroben wieder zu teilen und ihren Stoffwechsel anzuwerfen. Da viele Meteoriten Salz enthalten, könnten auch die Halobakterien Pendler zwischen den Welten sein.
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Überlebensstrategien
Am besten überleben Bakterien als Sporen im Weltraum - das ist eine Art Ruhezustand, in dem der Stoffwechsel der Mikroben so gut wie zum Erliegen kommt. Und diese Sporen dürften auch das Erbgut, die DNA, am besten schützen.

Vielleicht werden die Raumfahrer in den nächsten Jahrzehnten aber auch Leben am Mars entdecken, das dereinst auf der Erde heimisch war - denn physikalisch ist ein Meteoritenflug von der Erde zum Mars einfacher als umgekehrt.
Ursprung des Lebens
Die Suche nach Leben außerhalb unseres Planeten ist zweifellos ein großes Ziel. Aber ebenso anspruchsvoll ist die Suche nach dem Ursprung des Lebens - als aus chemischen Baustücken plötzlich Organismen wurden.

Hypothesen, wonach sie von Kometen oder Meteoriten auf die Erde gebracht worden seien, stehen neben Spekulationen, die ersten organischen Bausteine seien in heißen Quellen in der Tiefsee, in so genannten Black Smokers, entstanden.

Wie aber aus diesen chemischen Spielsteinen plötzlich Leben entstand, das sich selbst kopieren und weiterentwickeln kann, das bleibt weiterhin ein Rätsel. Immerhin ist es Günther Kiedrowski von der Ruhruniverstität Bochum bereits vor 15 Jahren gelungen, künstlich sich selbst vervielfältigende Moleküle herzustellen. Leben bedeutet das aber noch lange nicht.
Erdähnliche Planeten
Nicht hin zur Sonne, sondern an den Rand unseres Sonnensystems soll das vorläufig ambitionierteste Projekt der ESA führen - DARWIN. Quasi als Späher und zur Vorbereitung werden ab 2006 die Infrarot-Teleskope Eddington und Corot ins Weltall geschossen, um nach sehr weit entfernten, erdähnlichen Planeten zu suchen: Rund 1000, vermutet ESA-Forschungsleiter Bernard Foing, könnten dabei entdeckt werden. 200 davon könnten Wasser und damit vielleicht Leben beherbergen.
75 Lichtjahre weit schauen
Und wenn die ESA dann weiß, wie viele erdähnliche Sterne für die Suche nach Leben in Frage kommen, wird sie frühestens ab 2010 DARWIN losschicken - ein Infrarot-Teleskop, das 75 Lichtjahre weit über den Rand unseres Sonnensystems hinaussehen kann.

Darwin wird nach Biomarkern suchen - zum Beispiel Ozon oder Kohlendioxid, Wasser oder Methan - also Spuren, die zumindest nach unseren Vorstellungen typisch sind für Leben.

Franz Zeller, Ö1-Dimensionen
->   Lebensformen unter extremen Bedingungen
->   Salzbakterien
->   Life begins in deep Space
->   European Space Agency (ESA)
 
 
 
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01.01.2010