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Fett macht fett?  
  Der augenblickliche Trend in den Gesellschaften des Körperkults und Fitnesswahns heißt "Low Fat". Gemeint ist: Je weniger Fett konsumiert wird, desto gesünder und schlanker der Mensch. Ein Grundsatz, der offenbar nicht ganz der Wahrheit entspricht, wie neue Studien belegen.  
Die Bewohner der Industrienationen befinden sich schon seit geraumer Zeit im "ernährungswissenschaftlichen Wahn". Alle paar Wochen erscheint eine neue Studie, die diese oder jene Form der Ernährung anpreist, die diversen Lebensmittel unter die Lupe nimmt, und einmal dies, einmal das als ungesund verdammt.
Olive Oil, Well Being And Ageing
Seriöse Wissenschaftler gibt es aber nach wie vor, und die entzaubern im Augenblick so manchen Mythos der Ernährung. Beim einem Kongress im italienischen Chieti, "Olive Oil, Well Being And Ageing", wurde nun unter anderem die Frage erörtert: Macht Fett fett?
Auf die Qualität kommt es an
Das lässt sich mit dem schönen Wörtchen "Jein" beantworten, denn laut der am Kongress teilnehmenden Mediziner kommt es vor allem auf die Qualität und Beschaffenheit des konsumierten Fettes an. Die Menge sei weniger entscheidend, so die griechische Medizinerin Antonia Trichopoulou.

Der große Fehler der Low-Fat-Diäten sei, dass dabei nicht zwischen den einzelnen Fetten unterschieden, sondern eine ganz allgemeine Reduktion empfohlen wird. "Während man in Zentral- und Nordeuropa unter Fett Produkte tierischen Ursprungs wie Butter, Schmalz oder Fleisch zusammenfasst, versteht man in Südeuropa darunter aber vor allem Olivenöl", sagte Trichopoulou.
Ein Hoch auf das Olivenöl
Olivenöl ist allerdings die Königin unter den Fetten. Gerade dieses Öl ist nämlich sehr reich an den so genannten ungesättigten Fettsäuren, deren positive Wirkung auf den menschlichen Organismus in vielen Langzeitstudien nachgewiesen wurde.
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Ungesättigte Fettsäuren
Unsere Nahrungs- und Körperfette sind aus Fettsäuren aufgebaut. Diese lassen sich in drei Gruppen aufteilen Gesättigte Fettsäuren kommen vor allem in Butter, Kokosfett und Schmalz vor, aber auch in fetten tierischen Produkten wie etwa Fleisch und Wurst. Einfach ungesättigte Fettsäuren finden sich besonders in Oliven-, Erdnuss- und Rapsöl. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren kommen in pflanzlichen Ölen, aber auch in Fischölen vor. Einige von ihnen werden auch als essenziell bezeichnet, da der Körper auf ihre Zufuhr mit der Nahrung angewiesen ist. Besonders wertvoll für die Gesundheit: die Gamma-Linolensäure (z. B. in Borretsch-Öl) und die aus Meeresfischen gewonnenen Omega-3-Fettsäuren.
->   Mehr Informationen zu Fettsäuren
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Länger leben mit ungesättigten Fettsäuren
Eine in sieben Ländern (Italien, Ex-Jugoslawien, Niederlande, USA, Griechenland, Finnland und Japan) durchgeführte Langzeit-Studie, an der 15.000 Personen teilnahmen, belegte, dass der Konsum von ungesättigten Fettsäuren die Lebensspanne deutlich erhöht. Die Behauptung, dass der Konsum zu Übergewicht führt, wurde hingegen nicht belegt.
Bessere Gehirnleistung dank Olivenöl
Eine weitere Untersuchung, ausgeführt vom italienischen Geriatrie-Spezialisten Antonio Capurso von der Universität Bari und beim Kongress vorgestellt, stellte einen beachtlichen Effekt von Olivenöl auf die Gehirnleistungen von älteren Menschen fest.

"Eine hohe Einnahme von einfach ungesättigten Fettsäuren schützt anscheinend vor einer altersbedingten Verschlechterung der kognitiven Leistungen", so der Wissenschaftler.
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Details der Studie
Für die Studie wurden 5.632 Personen im Alter von 65 bis 84 Jahren ausgesucht. Patienten, die bereits an einer Demenz litten, wurden ausgeschlossen. Die Teilnehmer wurden in sieben Gruppen geteilt, deren Speisepläne mit zwischen 30 und 130 Milliliter Olivenöl versetzt wurden.

Während sich in der Gruppe mit dem geringsten Olivenöl-Anteil die kognitiven Leistungen weiter verschlechterten, konnte dieser Effekt bei jener im Mittelfeld aufgehalten werden. Bei den Personen, die 130 Milliliter am Tag erhielten, verbesserten sich die Leistungen laut Carpurso sogar.

Als die Studie übrigens mit den gleichen Probanden nach dreieinhalb Jahren wiederholt wurde, waren nur bei jener Gruppe mit dem höchsten Olivenölanteil noch alle Personen am Leben - und in "perfekter körperlicher Verfassung", so der Mediziner.
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Mythos vom gesunden Wein
Auch der Wein bekommt immer häufiger "sein Fett ab". Lange Zeit hieß es, dass mäßiger Weinkonsum vor diversen Krankheiten schütze, so zum Beispiel vor Arterienverkalkung. Doch auch wenn manche das bedauern werden, die Anzeichen bzw. Studien mehren sich, die das Gegenteil belegen.
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Alkohol ist vor allem ungesund
Die Annahme, dass regelmäßiger Genuss von Rotwein das Herzinfarktrisiko vermindere, sei ein unbewiesenes Gerücht, so Wissenschaftler der "American Heart Association" im Jänner. Überhaupt sind Slogans wie "Länger leben mit Rotwein" oder "Gesund und schön mit Bier" eine Schimäre, wie Experten beim 5. Internationalen Suchtkongress im Mai dieses Jahres feststellten.
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Mehr dazu in science.orf.at
->   Wein: Kein Beweis für positive Herzwirkung
->   Alkohol ist vor allem ungesund
Weintrinker ernähren sich gesünder
Eine dänische Studie hat nun ein weiteres interessantes Detail festgestellt: Rebensaft-Anhänger konsumieren offenbar mehr Obst und Gemüse als ihre abstinenten Zeitgenossen.
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Details der Studie
An der Untersuchung nahmen insgesamt 23.284 Männer und 25.479 Frauen im Alter von 50 bis 64 Jahren teil. Es stellte sich heraus, dass Weintrinker unabhängig vom Geschlecht wesentlich mehr Früchte, Salate, Fisch, gekochtes Gemüse und Olivenöl zu sich nahmen als Bier-Fans. Höherer Weinkonsum ging auch mit einem höheren Anteil an diesen gesunden Lebensmitteln einher.
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Der in mehreren Studien angeblich nachgewiesene positive Effekt des Weingenusses auf die Gesundheit könnte also auf die Ernährung zurückzuführen sein, die traditionell mit diesem Getränk einhergeht, hieß es anlässlich des Kongresses.

(red)
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01.01.2010