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"Hubble" entdeckt blaue Sterne um Schwarzes Loch  
  Astronomen der US-amerikanischen und europäischen Weltraumagenturen haben eine Scheibe mit blauen Sternen entdeckt, die um ein Schwarzes Loch in der Galaxie "Andromeda" kreisen. Sie konnten damit zwar die Quelle des mysteriösen blauen Lichts klären, durch die Entdeckung stehen sie aber vor neuen Rätseln.  
Die Forscher zeigen sich "perplex" darüber, wie die Scheibe aus Sternen sich in der Nähe eines schwarzen Lochs überhaupt formen konnte. Denn laut astrophysikalischen Grundannahmen sollten die enormen Kräfte des Lochs die Materie in dessen Umgebung auseinander reißen.

Eine Verdichtung von Masse zu Sternen sollte demnach eigentlich unmöglich sein.
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Schwarze Löcher
Der Ausdruck "Schwarzes Loch", 1967 von John Archibald Wheeler geprägt, verweist auf den Umstand, dass selbst Elektromagnetische Wellen, wie etwa Licht, nicht daraus entweichen können und es einem menschlichen Auge daher schwarz erscheinen würde. Der Grund: Das Gravitationsfeld von Schwarzen Löchern ist so stark gekrümmt, sodass es Materie, Licht und Information gewissermaßen verschluckt.
->   Weitere Informationen über Schwarze Löcher
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"Zaubertrick" per Teleskop beobachtet
 
Bild: R. Gendler

"Diese Sterne zu beobachten, gleicht dem Zuschauen bei einem Zaubertrick: Obwohl man gesehen hat, dass der Magier ein Kaninchen aus dem Zylinder zieht, kann man es sich nicht erklären", schildert Tod Lauer, ein in das Hubble-Projekt involvierter Wissenschaftler, seine Arbeit.

Mit Hilfe des Weltraumteleskops "Hubble" gingen Lauer und seine Kollegen vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik im deutschen Gaching sowie von der Universität Texas einem unerklärlichen blauen Licht nach, das aus der Galaxie Andromeda kommt.

Bild oben: Ein schon 2002 aufgenommenes Bild der Andromeda-Galaxie. Der blaue Gürtel um das Zentrum ist deutlich zu sehen.
Im Zentrum zwei Lichtquellen
 
Bild: NASA/ESA

Aus der Ferne sahen die Wissenschaftler nur zwei helle Punkte, die als Lichtquellen fungieren könnten.

Bild oben: Ein Hubble-Bild von der Galaxie "Andromeda", in dessen Zentrum man zwei leuchtende Objekte sehen kann.
Zwei Sternenringe entdeckt
 
Bild: NASA/ESA

Die zwei Objekte stellten sich bei genauerer Analyse als Sternenringe heraus: Das blaue Licht kommt von einer Scheibe mit über 400 Einzelsternen, die vor etwa 200 Millionen Jahren entstanden ist.

Bild oben: So könnte der blaue Sternengürtel laut der Arbeit eines Illustrators aussehen.
In Ring mit älteren rot leuchtenden Sternen eingebettet
 
Bild: NASA/ESA

Umschlossen wird der blaue Ring von einem Gürtel aus deutlich älteren, rot leuchtenden Sternen (siehe Bild oben).

Die Daten untermauern die Existenz des massereichen Schwarzen Lochs in der Galaxie "Andromeda". Alle anderen Erklärungsversuche für die große Masse-Ansammlung im Kern der Nachbargalaxie würden damit ausgeschlossen, betonen die Forscher.

"Mit dem Nachweis des Schwarzen Lochs im Zentrum der Scheibe blauer Sterne wird deren Entstehung aber schwer verständlich", sagte Ralf Bender vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik.

Das Gas, aus dem sich Sterne bilden könnten, umrunde das Schwarze Loch so schnell, dass eine Sternentstehung nahezu ausgeschlossen erscheine. "Aber die Sterne sind da."
Geschwindkeit: 3,6 Mio. km/h
Mit Hilfe des Hubble-Teleskops gelang es den Forschern auch, die Geschwindigkeit der blauen Sterne zu bestimmen: Sie kreisen mit 3,6 Millionen Kilometern pro Stunde um das Schwarze Loch.

Zur Veranschaulichung: Sie würden nur 40 Sekunden brauchen, um die Erde einmal zu umrunden. In sechs Minuten hätten sie die Distanz zwischen Erde und Mond zurückgelegt.
Mysterium bleibt ungeklärt
"Wir wissen noch immer nicht, wie eine solche Konstellation im Weltall möglich ist", unterstreicht das internationale Forscherteam in einer Aussendung der Europäischen Weltraumagentur (ESA).

Sie wollen sich nun mit Hilfe von "Hubble" auf die Suche nach weiteren derartigen Mysterien in fernen Galaxien machen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 21.9.05]
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Die Erkenntnisse des internationalen Forscherteams sind am 20. September 2005 im Fachblatt "Astrophysical Journal" (Bd. 631, S. 280) erschienen.
->   Zum "Astrophysical Journal"
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->   Hubble Information Centre (NASA/ESA)
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01.01.2010