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Start von "Venus Express" verschoben  
  Die europäische Planetensonde "Venus Express" wird frühestens in der kommenden Woche zu dem nächsten Nachbarn der Erde aufbrechen können. Das berichtete die Europäische Weltraumorganisation ESA am Montag in Paris. Die Vorbereitungen des ursprünglich für diesen Mittwoch auf dem russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan geplanten Starts war am vergangenen Freitag wegen einer Verunreinigung der Sojus/Fregat-Trägerrakete abgebrochen worden.  
Bis 25. November Zeit
Grafik: APA
Der Start der ersten europäischen Venus-Sonde werde sich "wahrscheinlich um eine Woche oder länger verschieben", teilte die ESA mit. Die Europäer haben bis zum 25. November Zeit für den Start.

"Venus Express" ist quasi eine Recycling-Mission. Sie weist nicht nur die gleiche Grundkonstruktion wie Mars Express auf, sondern verwendet auch etliche für die Mars-Sonde sowie die Kometen-Mission "Rosetta" gebaute Reserve-Instrumente.

"Mars-Express" erreichte Ende 2003 den Roten Planeten. Das Landefahrzeug Beagle ging zwar verloren, der Orbiter arbeitet aber höchst erfolgreich. Erst kürzlich meldete die Europäische Weltraumorganisation ESA die Weiterführung des Projekts um wenigstens ein Jahr.
Relativ billig
 
Illustration: ESA/Carreau

Künstlerische Darstellung des "Venus Express"

Durch das Technologie-Recycling ist "Venus Express" vergleichsweise billig. So kostete die Sonde knapp 200 Millionen Euro, bei Mars Express lagen die Kosten noch bei 300 Millionen Euro.

Das Raumfahrzeug wird fünf Monate bis zur Venus benötigen und soll dann in eine polare Umlaufbahn um den Planeten einschwenken. Die Missions-Dauer ist für 500 Erden-Tage angelegt, was - auf Grund der langsamen Eigendrehung des Planeten - nur rund zwei Venus-Tagen entspricht.
Erster Besuch seit zehn Jahren
Der letzte Besuch eines Raumfahrzeugs bei der Venus liegt schon einige Zeit zurück, von 1990 bis 1994 lieferte die US-Sonde "Magellan" teils sensationelle Daten von dem Planeten.

Das Besondere an der Venus ist ein extremer Treibhauseffekt in der Atmosphäre. So wird der Planet auf bis zu 500 Grad aufgeheizt, der Druck liegt um rund das 90-Fache über dem auf der Erde.
Vergleich von Erde, Mars und Venus
 
Grafik: APA

Entfernungen im Schnitt (Millionen Kilometer)

Gerade diese Bedingungen interessieren die Forscher. So soll geklärt werden, wie und warum Venus, Erde und Mars im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichten so völlig unterschiedliche Richtungen gegangen sind.

Die Venus hat eine extreme Treibhaus-Atmosphäre, der Mars hat seine Atmosphäre fast verloren und kühlte stark aus, nur die Erde bietet ideale Bedingungen für Leben.

Die ESA untersucht derzeit alle drei Planeten mit den gleichen Instrumenten. Die Antwort auf die Frage, wie sich die Erde in einem erdgeschichtlichen Zeitrahmen von Millionen Jahren entwickeln wird, ist dabei nicht nur für Weltraumforscher von Bedeutung.
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Österreichischer High-tech an Bord
Wie schon bei "Mars Express" ist auch österreichisches Know-how mit an Bord. So lieferte das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz ein Instrument zur Messung des Magnetfeldes in der Umgebung der Venus. Die Thermalisolierung des Satelliten stammt von Austrian Aerospace (AAE).
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Untersuchung der Atmosphäre
Dazu wird "Venus Express" mit sieben Instrumenten erstmals die komplette Atmosphäre des Planeten untersuchen und sich speziell dem Treibhauseffekt und den starken Stürmen in der Gashülle widmen.

Es soll auch geklärt werden, warum die Venus so langsam rotiert und ein so schwaches Magnetfeld hat. Eine Landeeinheit ist bei "Venus Express" nicht vorgesehen.
Niedrige Lebensstufen denkbar
Grafik und Bild: APA
Österreichische Beteiligung
Auch die permanente Suche nach Leben wird bei der Venus-Mission eine Rolle spielen.

Die Wissenschaftler nehmen zwar nicht an, dass es auf der Oberfläche des Planeten Leben gibt. Aber in einer gewissen Höhe der Atmosphäre existiert eine Schicht mit vergleichsweise harmlosen Bedingungen, und manche Wissenschafter spekulieren damit, dass sich dort eine Art fliegendes Leben in Form von Bakterien oder Einzellern entwickelt haben könnte. Die ESA-Sonde könnte Hinweise auf solches Leben finden.

[science.ORF.at/APA, 24.10.05]
->   Venus Express (ESA)
->   Institut für Weltraumforschung (ÖAW)
->   Austrian Aerospace
 
 
 
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01.01.2010