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Seibersdorf: Streit um Führung voll entbrannt  
  Das Tauziehen um die Macht über die Austrian Research Centers (ARC) droht endgültig zu einem Kampf "jeder gegen jeden" zu werden, schreibt die Tageszeitung "Der Standard" in der Mittwoch-Ausgabe.  
Am Dienstag waren nicht einmal mehr die Frontlinien klar erkennbar, sie verlaufen quer durch alle Lager, heißt es.
Industriebtriebe völlig uneinig
Während die Syndikatsgruppe A, also das Infrastrukturministerium, wenigstens ungefähr weiß, wer und was bei Österreichs größter außeruniversitärer Forschungsgruppe künftig passieren soll, ist die aus rund 50 heimischen Industriebetrieben bestehende B-Gruppe demnach uneinig wie nie zuvor.
Ex-Verkehrsminister Reichhold als Vorstand?
So habe sich im Dunstkreis der Industriellenvereinigung eine Gruppe herauskristallisiert, die nicht nur mit einer Ablöse des wissenschaftlichen ARC-Geschäftsführers Erich Gornik spekuliert, sondern sich sogar vorstellen kann, Ex-Verkehrsminister Mathias Reichhold (jetzt bei Magna) als Vorstand zu installieren.

Auch die Berufung eines dritten Geschäftsführers für angewandte Forschung kann man sich vorstellen, schreibt der "Standard".
Industrie droht mit Austritt
Die ablehnende Antwort eines industriellen Eigentümers, der nicht genannt werden wolle, ließ nicht auf sich warten: "Wenn Reichhold kommt, dann gibt es eine konzertierte Aktion für den Austritt der Industrie aus Seibersdorf."

Denn die ARC seien keine Versorgungsanstalt für Ex-Politiker. "Seibersdorf braucht einen, der die Leistungen verkauft. Und einen Finanzer, der die finanzielle Basis schafft. Und sonst nichts", sagt der Industrielle.
Drängen auf totalen Rückzug der Politik
Andere in der eigens zur Lösung der Probleme installierten gemeinsamen Reformarbeitsgruppe aus Ministeriums- und Industrievertretern drängen gleich auf den totalen Rückzug der Politik:

Die Politik habe genug Schaden angerichtet, und die Wirtschaft wisse besser, mit welcher Strategie die Seibersdorfer am Markt reüssieren könnten, wie es heißt.
Entsorgung des Atomreaktors als Problem
Das allerdings könnte teuer kommen. Zieht sich die Politik zurück, müsste die Industrie die Haftungen für die bereits 2000 eingeleitete Entsorgung des Atomreaktors in ihre Bücher nehmen.

Ein Ansinnen, das sie bisher gescheut hat wie der Teufel das Weihwasser, handelt es sich dabei doch um Aufwendungen, die seinerzeit mit "jenseits der 70-Millionen-Euro-Grenze" beziffert worden waren, so die Tageszeitung.
Großer Druck auf Aufsichtsratspräsident Schenz
Ob die am Dienstagnachmittag bei Vizekanzler und Infrastrukturminister Hubert Gorbach (B) anberaumte Krisensitzung mit ARC-Aufsichtsratspräsident Richard Schenz die Wogen glätten konnte, stand zu Redaktionsschluss des "Standard" nicht fest.

Der Druck, der auf Schenz lastet, sei jedenfalls groß. Ihm werde insbesondere von der Industrie angekreidet, dass er die Seibersdorfer vor den Beamten nicht ausreichend beschützt habe.
Endgültige Fixierung Mitte Dezember
Ein bisschen Zeit zum Aufräumen bleibt den ARC-Eigentümern noch: Die entscheidende Aufsichtsratssitzung ist erst am Freitag, und die Gesellschafterversammlung, in der Umbau und Vorstandsbestellung (gesucht: ein Finanzchef) fixiert werden muss, findet am 15. Dezember statt.

[science.ORF.at/APA, 30.11.05]
 
 
 
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01.01.2010