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Titan ähnelt der Erde - und ist doch ganz anders  
  Mit der Landung der Huygens-Sonde der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im Jänner auf Titan haben Wissenschaftler die ersten direkten Messungen der Atmosphäre und Oberflächenbeschaffenheit des größten der Saturnmonde erhalten. Mehrere Publikationen zeichnen nun ein Bild des Mondes, das dem der Erde ähnelt - samt Wettersystem und geologischer Prozesse. In vielen Aspekten gibt es aber auch deutliche Unterschiede.  
An der Auswertung der Messungen von sechs Messinstrumenten sind Wissenschaftler des Instituts für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) maßgeblich beteiligt.
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Gleich sechs Studien und Begleitpublikationen sind als Online-Vorabpublikationen am 1. Dezember 2005 in "Nature" erschienen.
->   Nature
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Methan statt Wasser, Wassereis statt Gesteine
Bild: ESA
ESA-Illustration von der
Landung der Huygens-Sonde
Durchaus mit der Erde vergleichbar sind Meteorologie, Geologie und Flussdynamik auf Titan. ESA-Missionsleiter Jean-Pierre Lebreton weiß aber auch von markanten Unterschieden zu berichten: "Anstatt flüssigem Wasser hat Titan flüssiges Methan, gefrorenes Wassereis ersetzt die Gesteine".

Beim Landeanflug der Sonde wurden geologische Formationen, die ausgetrockneten Flussbetten und Abflusskanälen gleichen.

Die Forscher gehen davon aus, dass flüssiges Methan als Regen oder Eruption eines Vulkanes die Oberfläche des Titan periodisch überflutet und damit die Landschaft prägen könnte. Der Boden sei nicht ausreichend mit Methan gesättigt, so dass Bodennebel entstehen könnten.
Weiche Landeebene - wie in "Flussdelta"
"Der Boden ist sehr viel weicher, als wir gedacht haben", so Günter Kargl vom IWF in Graz zur APA.

Der Boden der Landeebene - Kargl fühlt sich dabei an ein "Flussdelta" erinnert - sei am ehesten mit "feuchtem Lehm oder Sand" vergleichbar, der wohl aus "Körnchen aus gefrorenem Wasser mit wahrscheinlich noch Verunreinigungen durch Kohlenwasserstoffen", besteht.

Entsprechend seien die wie Gesteinsbrocken oder Schotter aussehenden Strukturen im Bereich des Landeplatzes aus gefrorenem Wasser.
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Die European Space Agency hat am 30.11.05 anlässlich der "Nature"-Publikationen eine eigene Website mit den neuesten Erkenntnissen geöffnet:
->   Results from Mars Express and Huygens (ESA)
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Atmosphäre mit Kohlenstoff und Stickstoff
Bild: ESA
Titan, der größte Saturnmond
Irdischen Teleskopen verbirgt sich Titan durch eine dichte Atmosphäre.

Die Sonde hat beim Abstieg Proben aus der Atmosphäre entnommen und mit dem Aerosol-Sammel- und Pyrolysegerät (ACP) an Bord analysiert.

Es gibt klare Hinweise dafür gibt, dass die Wolken auf Titan aus Aerosolen (fein verteilte Flüssigkeiten oder Feststoffe in Gasen) bestehen, die Kohlenstoff und Stickstoff beinhalten. Komplexere Stoffe als Kohlendioxid waren nicht zu finden.
Gemeinsame Quelle der Aerosole
Die Messungen ergaben weiters, dass die Aerosol-Zusammensetzung zwischen 130 und 20 km Höhe homogen ist, was wiederum auf eine gemeinsame Quelle hinweist: Die Aerosole könnten im photochemischen Smog der Atmosphäre des Mondes entstehen und durch Regen und Winde auf die Titan-Oberfläche gelangen.
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Erst am Anfang der Auswertungen
Die Staubteilchen und Tröpfchen wurden von dem französisch-österreichischen Instrument ACP (Aerosol Collector and Pyrolyser) analysiert, von den Grazer Experten stammen Hard- und Software.

Insgesamt stehe man bezüglich der Auswertung noch am Anfang, so Manfred Steller vom IWF. Generell können an Bord nur chemischen Bestandteile gemessen wurden, in aufwändigen Laborversuchen muss die ursprüngliche Zusammensetzung der Aerosole ermittelt werden.
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Methan vermutlich nicht biologischen Ursprungs
Auf Grund des Anteils an Stickstoff- und Kohlenstoff sowie des einzigen gefundenen Edelgases Argon in der Titan-Atmosphäre können die Forscher schließen, dass Methan auf dem Saturn-Mond wohl nicht aus biologischer Aktivität stammt.

Möglicherweise gibt es ein riesiges Kohlenstofflager im Inneren von Titan, durch Vulkanismus kommt das Material an die Oberfläche. Für Vulkanismus spricht auch das gefundene Argon.
Obere Atmosphäre "wärmer" als erwartet
Messungen zur Temperatur- und Druckverteilung und die elektrischen Vorgänge von der äußersten Titan-Atmosphäre bis zur Oberfläche haben gezeigt, dass es in der oberen Schicht wärmer ist als erwartet, wobei wärmer relativ zu sehen ist.

Während in 500 km Höhe Temperaturen von minus 121 Grad Celsius vorherrschen und das absolute Minimum auf 44 km Höhe (minus 203 Grad Celsius am Übergang von der Troposphäre zur Stratosphäre) gemessen wurde, liegt die Oberflächentemperatur bei minus 179 Grad Celsius.
Elektrische Schicht entdeckt
Das IWF ist auch für das Experiment PWA (Permittivity, Wave and Altimetry Experiment) verantwortlich, das in der Titanatmosphäre elektrische Größen gemessen hat. So wurde u.a. eine Ionen-reiche Schicht zwischen 40 und 140 km Höhe mit erhöhter elektrischer Leitfähigkeit festgestellt.

Diese Schicht ist für die Ausbreitung der von Blitzen ausgesandten Radiowellen sehr wichtig. "Signaturen von Blitzen" wurden gemessen, es stünde jedoch noch nicht fest, ob sie nicht möglicherweise durch die Huygens-Sonde selbst verursacht wurden, so Konrad Schwingenschuh vom IWF. Wahrscheinlich wurden diese Blitze am Südpol des Titan erzeugt.
Messung fremder Töne ...
Ein kleiner, beinahe unscheinbarer Sensor, der vom IWF gebaut wurde, hat auch die Töne aus einer bisher fremden Welt gemessen, die nach der geglückten "Huygens"-Mission erstmals auf der Erde gehört werden konnten.

Donnergrollen hat man keines ausmachen können - das war auch nicht direkt vorgesehen. Vielmehr will man auf Grund der gemessenen Töne auf die Windgeschwindigkeit schließen, so Schwingenschuh.
... lässt auf Windverhältnisse schließen
Die Windverhältnisse auf Titan wurden mit dem "Doppler Wind Experiment" anhand von Radioteleskop-Daten erhoben. Es zeigte sich, dass für gewöhnlich die Winde in jene Richtung blasen, in der der Mond rotiert.

Zwischen 60 und 100 km Höhe gibt es eine Zone mit besonders schwachen Windbewegungen, wie man sie sonst nur an der Titan-Oberfläche misst und die in etwa der Gehgeschwindigkeit entsprechen.

[science.ORF.at/APA, 30.11.05]
->   IWF
->   Cassini-Huygens-Mission der ESA
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Titan
 
 
 
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01.01.2010