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20.000 Gene: Erbgut des Hundes entziffert  
  Nach Mensch, Affe, Ratte und Fruchtfliege sind die Molekularbiologen nun "auf den Hund gekommen". Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut des "besten Freundes des Menschen" entziffert. Es hat knapp 20.000 Gene und damit etwas weniger als Herrchen oder Frauchen.  
Die Erbgutanalyse soll nicht nur genauere Einsicht in Hundekrankheiten geben, sondern auch der Gesundheit des Menschen dienen.

Außerdem verfügen Chihuahua und Dänische Dogge über denselben Grundbestand an Genen, auch wenn sie gar nicht danach aussehen. Dies berichtet ein internationales Forscherkonsortium in der Fachzeitschrift "Nature".
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Die Studie "Genome sequence, comparative analysis and haplotype structure of the domestic dog" und Begleitartikel sind in "Nature" (Bd. 438, S. 803; 8.12.05) erschienen.
->   Abstract in Nature
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2,4 Milliarden DNA-Bausteine von Boxerhündin Tasha
Bild: NHGRI/Nature
Boxerdame Tasha
Für das Hundegenom stand eine Boxerdame mit Namen Tasha Modell. Das Team um Kerstin Lindblad-Toh vom Bostoner Broad-Institut entzifferte rund 2,4 Milliarden DNA-Bausteine auf Tashas 39 Chromosomen.

Die Hündin wurde unter mehr als 100 Kandidaten ausgewählt, weil sich die Basenpaare ihrer DNA auf den ersten Blick besonders leicht zu entschlüsseln schienen.

Es habe sich aber herausgestellt, dass es keinen Unterschied zum grundlegenden Genbestand anderer Hunderassen gebe, sagte Eric Lander, Co-Leiter der Studie.
Beste Freunde - und Spiegel - der Menschen
Bild: Nature
Nature-Cover der Woche:
Hunde vor Watson/Crick
Interessant sind Hunde für Genetiker auch deshalb, weil sie im gleichen Umfeld leben wie der Mensch. Fast spiegelbildlich zu seinen Besitzern leiden die Tiere unter Krebs, Herz- und Kreislaufproblemen sowie einer Reihe anderer Krankheiten.

Das gibt der Forschung die Möglichkeit, Leiden des Menschen am Hund zu ergründen.

"Im Vergleich mit dem Genom des Menschen und anderer bedeutender Organismen liefert das Hundeerbgut ein leistungsfähiges Hilfsmittel, um genetische Faktoren für die Gesundheit und Krankheit des Menschen zu identifizieren", kommentiert der ehemalige Chef des weltweiten Humangenomprojekts, Francis Collins.
Ähnlichkeit aller Säugetiere
Rund fünf Prozent des Erbguts repräsentieren nach ersten Analysen Steuerelemente, die bei Mensch, Hund und Maus ähnlich sind. Möglicherweise seien diese bei allen Säugetieren weitgehend gleich, berichten die Forscher.

Vor dem Boxer Tasha waren auch bereits drei Viertel des Erbguts eines männlichen Pudels entziffert worden, allerdings mit geringerer Qualität.

Zahlreiche weitere Organismen, von Pilzen bis zu Säugetieren, sind bereits sequenziert.
->   Hunde-Erbgut grob entziffert (26.9.03)
400 Millionen Nachfahren des Wolfes
Die Analyse des nun präsentierten Erbguts soll auch die Evolution des Hundes, Unterschiede zwischen verschiedenen Rassen sowie deren Vor- und Nachteile für menschliche Bedürfnisse und die Anfälligkeit für Krankheiten aufklären.

Seit der Hund, ein Abkömmling asiatischer Wölfe, vor 15.000 bis 100.000 Jahren zum Haustier des Menschen wurde, haben Züchter mehrere hundert Rassen entwickelt.

Der Jagdgefährte, Beschützer und Helfer des Menschen ist dabei immer mehr zum Schoßtier geworden, heißt es in einem Begleitartikel in "Nature". Demnach leisten heute 400 Millionen Hunde in aller Welt ihrem Menschen Gesellschaft.

[science.ORF.at/APA/dpa/AP, 7.12.05]
->   Dog Genome Sequencing Project, Broad Institute (MIT)
->   NHGRI Dog Genome Project
->   Dog Genome Resources (NIH)
->   EMBL Bank
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Die Geschichte des "treusten Freundes" des Menschen (22.11.02)
->   Wie der Wolf zum Hund wurde (5.2.02)
 
 
 
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01.01.2010