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Eingeständnis: Vioxx-Infarkte in Studie verheimlicht  
  Um seinen Ruf zu retten, musste jetzt das "New England Journal of Medicine" zu einer drastischen Maßnahme greifen: Es gestand ein, dass in einer Studie drei Infarktfälle verschwiegen worden waren.  
Konkret geht es um eine der wichtigsten wissenschaftlichen Studien über die Verträglichkeit des mittlerweile vom Markt genommenen Antirheumatikums und Schmerzmittels "Vioxx". Darin ließen die Autoren einfach drei Infarktfälle unter den Tisch fallen, hieß es in einer am Donnerstag online veröffentlichten Erklärung der weltweit angesehenen Medizin-Fachzeitschrift.
Neues Medikament mit weniger Nebenwirkungen
In der Vigor-Studie, die im Jahr 2000 veröffentlicht wurde, war das herkömmliche Antirheumatikum Naproxen mit dem Cox-2-Hemmer Rofecoxib (Vioxx/Merck, Sharp & Dohme) verglichen worden.

Es ging primär um den Nachweis, dass das neuere Medikament weniger Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt hervorrufe. Das war ja auch der Grund für die Entwicklung der modernen Cox-2-Inhibitoren.
Mittlerweile laufen Schadenersatzprozesse
Doch 2004 tauchten in einer Studie schließlich jene Informationen auf, die dazu führten, dass Vioxx vom Markt genommen wurde: wegen deutlich erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko für die Benutzer.

Mittlerweile gibt es dazu Schadenersatzprozesse in den USA, eine Studie schätzte die Zahl der Geschädigten allein in den USA auf bis zu 114.000.
Prozessenthüllung: Drei Todesfälle verschwiegen
In der Vigor-Studie allerdings wurden offenbar drei Todesfälle durch Herzinfarkt einfach verschwiegen. Die Autoren berichteten von 17 Herzinfarkten in der mit Rofecoxib behandelten Probandengruppe und von vier in der Naproxen-Gruppe.

Doch in einer eidesstattlichen Erklärung im Rahmen eines Vioxx-Prozesses kam heraus: Es waren drei Herzinfarkt-Fälle mehr in der Gruppe der Patienten, die mit dem Cox-2-Hemmer behandelt worden waren.
Zwischenfälle aus Papier-Manuskript entfernt
Das "New England Journal of Medicine": "Die Nichtaufnahme dieser drei Zwischenfälle führte zu einer Unterschätzung des Unterschieds im Herzinfarkt-Risiko zwischen der Rofecoxib- und der Naproxen-Gruppe."

Offenbar - so die Zeitschrift - waren die Zwischenfälle im Papier-Manuskript entfernt worden. Die Diskette mit dem Text hatte sie jedoch enthalten - doch die hatte das Journal erst am 5. Oktober 2005 "angesehen".

[science.ORF.at/APA, 9.12.05]
->   Zur Stellungnahme des "New England Journal of Medicine" (.pdf)
 
 
 
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01.01.2010