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TU Wien: Migrantenkind promoviert "sub auspiciis"  
  Aus einer "klassischen Gastarbeiterfamilie" stammt der sub auspiciis promovierte Nachrichtentechniker Hüseyin Özcelik. In Österreich könne man eine solche Leistung noch am ehesten schaffen, so Özcelik zur APA.  
An Erfolg von Türken nicht gewohnt
Generell sei man es in Österreich nicht gewohnt, dass Türken einen solchen Erfolg haben. Dies wäre aber weniger ein ethnisches, sondern ein "soziales Phänomen", meinte Özcelik anlässlich seiner Promotion am Dienstag. Özcelik hat als erster türkischer Staatsbürger an einer österreichischen Universität "sub auspiciis" promoviert.

Türken, die als Gastarbeiter nach Österreich gekommen seien, würden vor allem aus sozial schwächeren Schichten mit geringerer Bildungsbeteiligung stammen: "Wer aus einer höheren sozialen Schicht kommt, ist in der Türkei geblieben", so Özcelik.

Für eine "Promotio Sub Auspiciis Praesidentis rei Publicae" müssen in der Schule die Oberstufenklassen mit sehr gutem Erfolg absolviert und die Matura mit Auszeichnung bestanden sowie an der Uni sämtliche Diplomprüfungen, die beiden Rigorosen und die Dissertation mit "Sehr Gut" beurteilt werden.
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Schlechte Bildungschancen für Migranten
Erst vor Kurzem hatte eine Studie gezeigt, dass Kinder aus Migrantenfamilien bei der Schulbildung deutlich benachteiligt sind. Besonders Kinder türkischer Eltern schaffen mehr als die Hälfte nur den Abschluss einer Haupt- bzw. Sonderschule oder des Polytechnikums.
->   Zur Studie in science.ORF.at
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Stammt aus "klassischer Gastarbeiterfamilie"
Er selbst stamme aus einer Anfang der 70er Jahre nach Wien gekommenen "klassischen Gastarbeiterfamilie", in der der Vater gearbeitet habe und die Mutter Hausfrau gewesen sei.

Die ursprüngliche Absicht wäre es gewesen, vier oder fünf Jahre zu bleiben und dann ein Haus in der Türkei zu kaufen: "Dann ist aber alles anders gekommen."
Mehr Selbstständigkeit gefragt
Den sozialen Aufstieg bis zur wissenschaftlichen Karriere zu schaffen, sei durchaus möglich, betonte Öczelik: "Schaffen kann man es schon. Leicht ist es aber nicht."

Das beginne schon im Kindergarten bzw. in der Schule, da einem die Eltern in Deutsch nicht helfen könnten. "Man muss eigenständiger sein", so sein Rezept.
Grundsätzlich gute Chancen in Österreich
Generell sei der Aufstieg in Österreich am ehesten zu schaffen, ist er überzeugt. In Frankreich mit seinen Eliteschulen und -universitäten wäre dies viel schwerer.

Ähnliches gelte für England mit seiner ausgeprägten Klassengesellschaft, "wo jeder weiß, wo er hingehört".
Will noch zweites Studium beenden
Özcelik selbst arbeitet seit kurzem nicht mehr im wissenschaftlichen Bereich, sondern bei einer Unternehmensberatung.

Daneben will er sein 2001 begonnenes Volkswirtschafts-Studium an der Uni Wien "auf jeden Fall beenden" - allerdings vermutlich nicht "sub auspiciis": "Irgendwo im ersten Abschnitt habe ich da einen Zweier bekommen."

[science.ORF.at/APA, 13.12.05]
 
 
 
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01.01.2010