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Telefon im Auto: Problem ist Umschalten im Gehirn  
  Autofahren und Telefonieren - auch mit Freisprechanlage - ist laut Experten keine gute Kombination. Das Umschalten im Gehirn zwischen verschiedenen Aufgaben führt zu verzögerten Reaktionen.  
Die Psychologie-Professorin Mei-Ching Lien von der Oregon State University hat dazu verschiedene Labor-Versuche unternommen, bei denen Probanden mit einzelnen (single-tasking) oder mehrfachen (multi-tasking) Aufgaben gleichzeitig konfrontiert werden.
Reaktionszeit bei "single-tasking": 300 Millisekunden
So mussten die Versuchspersonen beim single-tasking beispielsweise immer wieder auf das Erscheinen von rotem Licht reagieren, etwa durch einen Tastendruck quittieren.

Obwohl es individuelle Unterschiede gab, lag die typische Reaktionszeit bei etwa 300 Millisekunden.
"Multi-tasking": 800 Millisekunden
Dann fügten die Wissenschaftler in den Versuchsaufbau eine zweite, von der ersten sich unterscheidende Aufgabe ein. Die Probanden mussten beispielsweise eine bestimmte Form erkennen und darauf reagieren.

Das Wechseln führte zu deutlichen verzögerten Reaktionszeiten, auch wenn die Versuchspersonen darauf vorbereitet waren. "Die Einführung einer zweiten Aufgabe erhöhte die Reaktionszeiten auf etwa 800 Millisekunden", so die Forscherin.
Mit Autofahren vergleichbar
Grafik: APA, Quelle: Oregon State University
Für Lien sind die Experimente durchaus mit Autofahren und dabei Telefonieren vergleichbar.

Auch wenn es viele Menschen glauben, dass beides mehr oder weniger automatisch abläuft, bedarf es doch des ständigen Umschaltens zwischen den komplexen Anforderungen des Verkehrs und etwa der Beantwortung einer Frage des Telefonpartners.

Dabei sind die Reaktionszeiten jeweils verlängert. Bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometer pro Stunde macht die Verlängerung der Reaktionszeit von 300 auf 800 Millisekunden einen Weg von 14 Metern aus, eine Strecke, die entscheidend sein kann.

Für die Psychologin ist es auch ein Unterschied, ob ein Autofahrer telefoniert, oder sich mit einem Beifahrer unterhält. Wird es im Verkehr brenzlig, kann sich der Beifahrer danach richten und ruhig sein. Ein Gesprächspartner am Telefon kann das nicht.

[science.ORF.at/APA, 13.12.05]
 
 
 
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01.01.2010