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Weiter Streit um koreanischen Klonpionier Hwang  
  Der Klonpionier Hwang Woo Suk in Südkorea steht weiter unter heftiger Kritik: Sein US-Forschungspartner hat sich von einer gemeinsamen Publikation distanziert. Dafür fordern führende Klon-Kollegen ein Ende der öffentlichen Debatte.  
Hwangs einstiger Partner, Gerald Schatten von der Universität von Pittsburgh, bat das Fachjournal "Science", seinen Namen von der im Juni erschienenen Arbeit zurückzuziehen. Das berichtete der Rundfunksender NPR am Mittwoch in New York.
Zweifel an Daten und Fotos
Schatten wirft Hwang vor, Teile der Studie manipuliert zu haben. Etliche Daten sähen "zu gut aus, um wahr sein zu können", äußerte Schatten in seinem Schreiben an den Herausgeber von "Science".

Darüber hinaus habe er Zweifel an den Fotos der angeblich elf Stammzellenlinien, von denen die meisten Duplikate zu sein schienen.

Die Studie in "Science" hatte weltweit Aufsehen erregt und galt als vielversprechender Ansatz zur Behandlung schwer kranker Patienten mit eigenem, aus embryonalen Stammzellen gewonnenem Gewebe.
->   Mehr dazu: Erstmals Stammzellen von Kranken geklont (20.5.05)
Koreanische Kommission soll überprüfen
Hwang selbst hat eine Expertenkommission beauftragt, seine Arbeit zu überprüfen, nachdem Zweifel an ihren Ergebnissen laut geworden waren. Die Untersuchungen sollen Fachleute der Nationaluniversität von Seoul leiten, an der Hwang selbst arbeitet.
Dolly-Väter für unabhängigen Test
Eine hochkarätige internationale Forschergruppe hat sich in die Debatte eingeschaltet und das Ende der öffentlichen Diskussion gefordert. Nebst anderen haben die beiden "Väter" des Klon-Schafs Dolly, Ian Wilmut und Alan Colman, den Aufruf unterschrieben.

Die Gültigkeit der Forschungsresultate von Hwang Woo Suk sollten innerhalb der Scientific Community überprüft werden, schreiben die insgesamt acht Klon-Spezialisten.

Sie fordern Hwang dazu auf, einen unabhängigen Test seiner Studien zuzulassen und seine Stammzelllinien zu überprüfen.
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Der Brief "Human Embryonic Stem Cells" ist im "Sciencexpress", dem Online-Publikationsportal von "Science" erschienen (doi: 10.1126/science.1123832).
->   Zum Brief
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Irrtum oder Betrug?
Hwangs Gruppe hatte nach eigenen Angaben vom Mai erstmals Stammzellen aus geklonten Embryonen erkrankter Menschen isoliert. Die Forscher hoffen, so unter anderem eines Tages gezielte Stammzell-Therapien für schwer kranke Menschen entwickeln zu können.

Es seien elf Stammzelllinien von elf geklonten Embryonen gewonnen worden, hatten die Forscher berichtet.

Erst jetzt fiel auf, dass es sich bei einigen veröffentlichten Fotos nicht um die beschriebenen Originale handelt. Hwang erklärte dies mit einem Irrtum. Vorwürfe der Manipulation von Forschungsergebnissen wies sein Team zurück.
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Kritik auch an den Kritikern
Dass hinter der Debatte um Hwang auch Forschungspolitik steht, darauf hat die "Zeit" vor kurzem hingewiesen. In dem Artikel wird auch die Rolle von Gerald Schatten in Frage gestellt. Der US-Forscher habe "zu Hwangs Publikationen nicht mehr beigetragen, als die Manuskripte Korrektur zu lesen", heißt es.
->   Der Artikel in der "Zeit"
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Rücktritt nach unethischen Eizellspenden
Hwang hatte im November zugeben müssen, dass er entgegen internationalen Ethikstandards die Eizellspenden von zwei Mitarbeiterinnen für seine Forschung genutzt hatte. Auch wurden Eizellspenderinnen bezahlt.

Der Forscher hatte seinen Rücktritt von allen öffentlichen Ämtern erklärt, seine wissenschaftliche Arbeit will er jedoch fortsetzen.

Hwangs Team war es in 2004 als Erstem gelungen, Stammzellen von einem geklonten Embryo zu isolieren.

[science.ORF.at, 15.12.05]
->   Hwang Woo Suk (Wikipedia)
Mehr zur Vorgeschichte in science.ORF.at:
->   Eizellen-Spenden: Südkoreas Klon-Pionier tritt zurück (24.11.05)
->   Erstmals Hund geklont (3.8.05)
->   Koreanische Forscher klonten menschlichen Embryo (12.2.04)
 
 
 
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01.01.2010