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Signalprotein regelt Zell-Selbstmord-Rezeptoren  
  Ein bestimmtes Signalprotein regelt in Leberzellen offenbar den Zell-Selbstmord. Auf die Bedeutung des Eiweißstoffes für die so genannte Apoptose sind Wiener Wissenschaftler gestoßen.  
Ein Team um Manuela Baccarini von den Max F. Perutz Laboratorien an der Abteilung für Mikrobiologie und Immunologie der Universität Wien hat sich dem Signalprotein Raf-1 gewidmet, das bereits in zahlreichen Studien über die Entstehung von Krebs untersucht wurde.

Die Wissenschafter veröffentlichen die Ergebnisse aus dem vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekt in der neuesten Ausgabe von "Journal of Cell Biology".
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Die Studie "Raf-1 sets the threshold of Fas sensitivity by modulating Rok-alpha signaling" ist im "Journal of Cell Biology""(Bd. 171, 19.12.05) erschienen.
->   Journal of Cell Biology
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"Todeskuss" für Zellen
Der Hintergrund: Wenn es der Leber schlecht geht, wird ein Schutzmechanismus aktiviert - der so genannte programmierte Zelltod oder Apoptose. So werden infizierte oder beschädigte Leberzellen in den Tod getrieben.

Bei der Aktivierung des Schutzmechanismus haben die so genannten Fas-Rezeptoren auf der Oberfläche der Leberzellen eine ganz bestimmte Rolle: Sie nehmen das als FasL (Fas-Ligand) bezeichnete Signalmolekül auf und initiieren anschließend die Selbstzerstörung der Zelle.

Immer wieder ist die Interaktion zwischen FasL und dem Rezeptor, also der Andockstelle, auch als "Todeskuss" für Zellen bezeichnet worden.
Menge der Rezeptoren entscheidend
Wie viele Fas-Rezeptoren aber an der Zelloberfläche auftauchen, hängt offenbar von der Aktivität von Raf-1 im Inneren der Zellen ab. Können Zellen selbst kein Raf-1 produzieren, kommt es zu einer Überexprimierung von Fas-Rezeptoren.

Manuela Baccarini: "Dieser beträchtliche Anstieg der Anzahl von Fas-Rezeptoren führt bei den (von den Wissenschaftlern, Anm.) verwendeten Mäusezellen zu einer extremen Empfindlichkeit für das FasL-Signalmolekül."
Viele Signalproteine bei Embryonalentwicklung
Das könnte auch erklären, warum in der Embryonalentwicklung Raf-1 offenbar besonders stark "aufgedreht" ist. Da hat das Protein offenbar die Funktion, den Zellselbstmord zu verhindern und damit das Wachsen von Geweben und Organen zu ermöglichen.
Unterbrechung der Signalübertragung
Wie diese Abläufe zusammen wirken, erklärte die Wissenschaftlerin in einer Aussendung: "Zur korrekten Funktionsweise der Fas-Rezeptoren gehört auch, dass sie nach Bindung des FasL-Signalmoleküls und Aktivierung der Apoptose in das Zellinnere transportiert werden. Dort werden sie quasi wieder verwertet und wieder funktionstüchtig an die Zelloberfläche zurück transportiert.

Während dieses Vorgangs wird die Signalübertragung unterbrochen." Das bedeutet, dass dann eben keine Apoptose stattfindet.

Umgekehrt: Wenn Raf-1 fehlt, dann werden die Rezeptoren nicht in das Zellinnere aufgenommen. Sie bleiben im aktivierten Zustand auf der Zelloberfläche und bewirken ein kontinuierliches Initiieren des programmierten Zelltods.
Ansatzpunkte für neue Therapien
Die neuen Erkenntnisse sind deshalb wichtig, weil sie Ansatzpunkte für neue Therapien - sowohl über die Hemmung als auch über die Förderung der Apoptose - liefern könnten.

Bei manchen Lebererkrankungen führt nämlich der programmierte Selbstmord der betroffenen Zellen erst zu einem möglicherweise durch Medikamente vermeidbaren Gewebe- und Organschaden.

Bei anderen Leiden - zum Beispiel bei Leberkarzinomen - wäre eine Förderung der Apoptose der entarteten Zellen hingegen wünschenswert.

[science.ORF.at/APA, 19.12.05]
->   Manuela Baccarini, Uni Wien
->   FWF
->   Mehr zum programmierten Zellselbstmord in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010