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Buch: Erinnerungen an den Nationalsozialismus  
  An der Uni Wien haben Zeitgeschichte-Studenten Personen aus ihrem Umfeld zur Zeit des Nationalsozialismus befragt. 14 Erinnerungsgespräche sind nun als Buch erschienen.  
"Schock" der eigenen Familiengeschichte
Wie war das damals? Nicoletta Bertagnoli, Lehramtsstudentin Geschichte und Germanistik an der Universität Wien, z.B. hat ihren Großonkel befragt: Er bezeichnet im Gespräch das Jahr 1938 als "gute Veränderung, als sehr gute Änderung" und beschwert sich über die Lügen der Geschichtsschreibung. Hitler habe ihn zum Mensch werden lassen - diese Ansicht vertrete ihr Großonkel noch heute, schreibt sie.

Nicoletta Bertagnoli auf Radio Österreich 1: "Während des Interviews war das für mich ein Schock. Ich hatte vorher keinen engen Kontakt zu meinem Großonkel - ich dachte, es würde mir daher leichter fallen. So war es aber nicht, denn es ist dennoch 'Familie'..."
14 Lebenswege
Die Lebenswege von 14 "Zeitzeugen" - Opfer, Täter und Mitläufer -haben Zeitgeschichte-Studentinnen und Studenten der Universität Wien ursprünglich für ein Seminar aufgezeichnet.

Die Autorinnen und Autoren sind großteils Ende 20 bis Mitte 30 und porträtieren Verwandte oder Bekannte, die zur Zeit des Nationalsozialismus ähnlich jung waren. Das Buch wurde vom Zeithistoriker Gerhard Botz herausgegeben.
Fußballregeln zum Überleben
Martin Greiner, Senior-Student an der Universität Wien, hat den Lebensweg des 17jährigen Davis Lopper aufgezeichnet:

"Davis Lopper war ein begeisterter Fußballer. 1938 emigrierte er aufgrund der Umstände nach Belgien. Ich schildere seine Laufbahn, die ihn von Belgien in die Außenlager eines KZ [Anm. Konzentrationslager Auschwitz] gebracht hat, und wie er mithilfe seiner Fußballregeln - so hat er das formuliert - sein Überleben sicherstellen konnte."
Aufmerksamkeit für Motive der Täter
Hannah Lessing, die Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus, meint im Vorwort zum Buch:

"Wer vermeiden will, dass sich die Gräuel wiederholen, hat die Verantwortung, nicht nur der Opfer zu gedenken, sondern auch den Motiven der Täter die Aufmerksamkeit zu schenken, die nötig ist, um zu verstehen, wie es zu einer derartigen Enthemmung und Barbarisierung einer Gesellschaft mitten in Europa kommen konnte."

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 20.12.05
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"Schweigen und Reden einer Generation. Erinnerungsgespräche mit Opfern, Tätern und Mitläufern des Nationalsozialismus" Herausgegeben von Gerhard Botz. Mandelbaum-Verlag. Ca. 160 Seiten.
->   Mandelbaum-Verlag
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01.01.2010