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Tierische Superkräfte für den Menschen  
  Menschen sind im Vergleich mit vielen Tieren eher minderbemittelt: Sie hören und sehen schlecht, können abgetrennte Gliedmaßen nicht nachbilden und unter Wasser geht ihnen schnell die Luft aus. Kein Wunder, dass zahlreiche Forscher die tierischen Superkräfte genau unter die Lupe nehmen und überlegen, wie sie sich auf die schwächliche Kreatur Mensch übertragen lassen.  
Vom ausgeprägten Geruchssinn von Hunden über die Fähigkeit von Salamandern, abgetrennte Gliedmaßen nachzubilden, bis hin zu Seehunden, die eine halbe Stunde gut überstehen, ohne Luft zu holen, reichen die tierischen Vorbilder.

An ihren Beispielen illustriert der "New Scientist", wie weit die Forschung bei der Analyse der tierischen Fähigkeiten und ihrer möglichen Übertragung auf den Menschen ist.
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Der Beitrag "Animal Superpowers" ist in einem Weihnachts-Doppelheft des "New Scientist" erschienen (24./31. Dezember 2005, S. 56-59).
->   New Scientist
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Sensiblere Nasen durch Eliminierung eines Gens ...
Hunde verfügen über 20 bis 40 Mal so viele Geruchsrezeptoren wie Menschen, kein Wunder also, dass sie deutlich mehr olfaktorische Eindrücke wahrnehmen können. Aber auch Menschen könnten ihre Umwelt facettenreicher erschnüffeln, meinen Forscher.

Ein Weg wäre die Eliminierung des Gens Kv1,3. Wenn es bei Mäusen lahm gelegt wird, steigt deren Empfindsamkeit für Gerüche um einen Faktor zwischen 1.000 und 10.000.

Auch Menschen verfügen über dieses Gen, es zu blockieren wäre ein Vorteil für Menschen, die etwa hauptberuflich für die Parfumindustrie arbeiten, meint Debra Ann Fadool von der Florida State University im "New Scientist".
... oder Riech-Training
Kollegen widersprechen hier aber und setzen lieber auf Training: Auch Menschen können ohne Eingriff von außen lernen, mehrere hundert Gerüche zu unterscheiden - es komme nur auf die Übung an, behauptet etwa Matthias Laska von der Yale Universität.

Mit wenigen Tagen Übung sei es möglich, dass jemand die Menschen seiner Umgebung anhand des Körpergeruchs unterscheiden könne.
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Noch rätseln Forscher, warum Menschen einen so schlechten Geruchssinn haben, obwohl sie theoretisch über die Anlagen für eine sensible Nase verfügen. Zuletzt wurde die Hypothese publiziert, dass der Geruchssinn in der Evolution gegen ein besseres Sehvermögen getauscht wurde.
->   Geruchsverlust des Menschen für besseres Augenlicht (21.1.04)
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Nachwachsende Gliedmaßen
Wenn einem Salamander ein Bein abgetrennt wird, dauert es rund 24 Stunden, dass sich über der Wunde eine Schicht Stammzellen bildet, aus denen zuerst Zehen, dann Nerven, Muskeln und Knochen wachsen. Nach drei Monaten ist das neue Bein voll einsatzfähig.

Menschen können von dieser Fähigkeit nur träumen. Trotzdem arbeiten Wissenschaftler an Techniken zur Nachbildung von Körperteilen - allerdings mit großen Einschränkungen. Eingesetzt werden dabei Gerüste, die Kollagen enthalten und Zellen zu schnellerem Wachstum anregen.
Herstellung embryonaler Stammzellen in weiter Ferne
Diese Technik funktioniert bei der Züchtung von Haut und Nervenzellen. Der Schlüssel wäre, aus erwachsenen Stammzellen wieder embryonale herzustellen, die sich in jede Art von Zelle entwickeln können. Aber davon ist die Forschung noch weit entfernt.
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Die Züchtung von Gewebe aus embryonalen Stammzellen funktioniert teilweise schon. Jüngst wurde eine Studie veröffentlicht, laut der menschliche embryonale Stammzellen in Mäusegehirnen Nervenzellen bilden.
->   Menschliche Nervenzellen arbeiten im Mäusehirn (13.12.05)
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Tiefseetauchen wie die Seelöwen
Am 30. Juni 2005 stellte Patrick Musimu einen neuen Rekord in "Free Diving", Tauchen ohne Sauerstoffgerät, auf: 209 Meter kam er hinunter, eine beachtliche Leistung, aber nichts im Vergleich zu Seelöwen: Sie schaffen locker 600 Meter und können dabei rund 30 Minuten unter Wasser bleiben, während es ein Mensch maximal sieben Minuten aushält, ohne Luft zu holen.

Das Geheimnis der Seelöwen heißt Myoglobin, ein Protein in der Muskulatur der Seelöwen, das deutlich mehr Sauerstoff speichern kann als das Hämoglobin.
->   Mehr über Myoglobin in Wikipedia.de
Mit Myoglobin zu mehr Tiefseetauglichkeit
Shane Kanatous von der Universität Texas hofft, Menschen die gleiche Fähigkeit geben zu können. Sein Studienobjekt sind die Robben, denn sie verfügen noch über relativ wenig Myoglobin, steigern den Gehalt aber im Lauf ihrer Entwicklung.

Seine Erkenntnisse könnten es ermöglichen, den Myoglobin-Gehalt im menschlichem Muskelgewebe künstlich zu steigern, entweder durch Medikamente oder eine - noch weit entfernte - Gentherapie. Ein neuer Weltrekord im "Free Diving" wäre dann nur mehr eine Frage des optimalen Medikamentenmix und nicht mehr der körperlichen Fitness.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 21.12.05
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Schneller, höher, weiter: Grenzen der Leistung (17.8.04)
->   Freediver tauchen wie die Wale (27.9.02)
 
 
 
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01.01.2010