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Erbgut von drei wichtigen Schimmelpilzen entziffert  
  Die Genome von drei für den Menschen in mehrfacher Hinsicht bedeutsame Schimmelpilzarten - Aspergillus fumigatus, A. oryzae und A. nidulans - hat ein internationales Team von Wissenschaftlern unter amerikanischer bzw. japanischer Koordination entziffert.  
An der Gen-Analyse von A. fumigatus war auch Hubertus Haas, Forscher am Institut für Molekularbiologie der Medizin-Uni Innsbruck beteiligt. Die Genomsequenz hat laut Angaben der Universität Innsbruck in kürzester Zeit Hinweise zur Aufklärung verschiedener Stoffwechsel- und Signalwege im Schimmelpilz geführt.
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Die Studie "Genomic sequence of the pathogenic and allergenic filamentous fungus Aspergillus fumigatus" von William C. Nierman vom "Institute for Genomic Research" in Maryland und Kollegen ist am 22. Dezember 2005 in "Nature" erschienen (Band 438, S. 1151-1156, doi:10.1038/nature04332).
->   Zum Orginial-Abstract
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Schimmelpilz als Krankheitserreger ...
Kaum eine Gruppe an Organismen hat so gegensätzliche Auswirkungen auf den Menschen und seine Umgebung wie die Schimmelpilze der Gattung Aspergillus, auch Gießkannenschimmel genannt.

So ist A. fumigatus ein gefährlicher Krankheitserreger. Die so genannte Aspergillose macht sich meist als Lungenentzündung bemerkbar, kann aber auch andere Organe befallen. A. fumigatus produziert aber auch hoch wirksame Gifte und Allergie auslösende Substanzen.
->   Mehr über Aspergillose in Wikipedia.de
... Modellorganismen ...
A. nidulans gilt seit langem als Modellsystem für die Schimmelpilzforscher, weil er über einen sexuellen Zyklus verfügt und damit klassischen genetischen Analysen zugänglich ist.

Er ist sehr anpassungsfähig und kann eine Vielzahl von organischen Substraten verwerten.
... und Hilfsmittel in der Nahrungsmittelproduktion
A. oryzae ist dagegen ein gern gesehener Gast bei verschiedenen Prozessen der Nahrungsmittelproduktion. Der Pilz produziert Wirkstoffe, welche etwa Fermentationsvorgänge bewirken. Etwa Soja-Sauce oder Sake werden mit A. oryzae hergestellt.
Schimmelpilze besitzen große Anzahl an Genen
"Bei der Aufschlüsselung des Genoms der drei Aspergillus-Arten bestätigten sich Vermutungen, dass diese Schimmelpilze vergleichsweise eine sehr große Anzahl an Genen besitzen, sagte Haas gegenüber der APA.

11.000 Gene sind es bei A. fumigatus. Zum Vergleich: Hefe hat rund 6.000, der Mensch besitzt 25.000 bis 35.000 Gene.
Erklärung für hohe Anpassungsfähigkeit
Dass ein bisher meist als primitiv angesehener Organismus wie ein Schimmelpilz eine vergleichsweise große Anzahl an Genen besitzt, ist für Haas auch eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Lebensweisen und die Anpassungsfähigkeiten innerhalb der Gruppe Aspergillus.

Wie bei anderen Organismen auch, beginnt mit der Aufklärung des genetischen Codes erst die Arbeit bei Aspergillus, es müssen die Funktionen der einzelnen Gene ermittelt werden.
Erfassung funktioneller Einheiten
Teilweise können die Wissenschaftler über Ähnlichkeiten mit den Genen von anderen Organismen auf Funktionen schließen. Daneben gibt es aber auch so genannten Waisen-Gene, die nur in bestimmten Arten oder Gruppen von Arten existieren.

Haas hat sich in Innsbruck vor allem der Aufgabe gewidmet, welche Basen-Paare auf der DNA überhaupt erst in funktionelle Einheiten, Gene, zusammengefasst werden.

[science.ORF.at/APA, 22.12.05]
->   Institut für Molekularbiologie (Uni Innsbruck)
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Schimmelpilz: Schnellere Resistenz durch Sex (15.7.05)
->   Neue Bekämpfungsmöglichkeit von Schimmelpilz (27.10.04)
->   Forschungsinitiative gegen Schimmelpilz-Gifte (25.3.03)
 
 
 
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01.01.2010