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ÖAW: "Gelehrtengesellschaft keine Folklore"  
  Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) fühlt sich vom Forschungsrat unter Druck gesetzt, hält aber an der Verbindung von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgereinrichtung fest.  
Diese sei "Trademark" und "Credo" der Akademie, sagte ÖAW-Präsident Herbert Mang im Gespräch mit der APA. "Es wäre sträflich, eine Situation herbeizuführen, welche die Gelehrtengesellschaft letztlich auf ein Nebengleis stellt und ihr folkloremäßigen Charakter verleiht."
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RFT-Kritik an Akademie
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) hat in seiner jüngsten Empfehlung über Forschungssondermittel nur 20 Prozent der insgesamt für die ÖAW beantragten 22,7 Mio. Euro freigegeben.

Über die restlichen 80 Prozent will er erst dann entscheiden, wenn bis März 2006 ein Reformbericht der ÖAW vorliegt. U.a. fordert der Rat "zeitgemäße Führungsstrukturen für das Management der ÖAW-Institute".
->   Forschungsrat für neue Führungsstrukturen der ÖAW (20.12.05)
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Reformkommission eingesetzt
"Reformen sind immer notwendig, es bedarf aber keines äußeren Zurufs dafür", meinte Mang. Die Akademie habe in ihrem 157-jährigen Bestehen unzählige Reformen ohne Zuruf getätigt und werde das auch diesmal tun.

Man habe eine aus überwiegend jüngeren ÖAW-Mitgliedern zusammengesetzte Reformkommission eingesetzt, "die sich nicht scheuen wird, alle heißen Eisen anzufassen, die es in der Akademie gibt."

Vorgabe an die Kommission sei es, "das was uns unveräußerlich erscheint, nämlich die Symbiose von Gelehrtengesellschaft und Forschungsträgerorganisation, bestmöglich in Richtung der Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts überzuführen".
Mang: Missverständnis bei Management der Akademie
Dabei sieht sich Mang zu einer "Klarstellung" veranlasst: "Die Gelehrtengesellschaft und das Präsidium führen und managen die ÖAW-Institute nicht, ebenso wenig, wie das Parlament das Land managt."

So habe etwa das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) neben dem wissenschaftlichen Geschäftsführer Josef Penninger zwei kaufmännische Geschäftsführer sowie einen Aufsichtsrat - für Mang "genau das, was der stellvertretende RFT-Vorsitzende Günther Bonn fordert".
Beratung durch neues Gremium
Natürlich habe nicht jede kleinere Akademie-Einrichtung eine solche Konstruktion. Die Reformkommission werde aber prüfen, wo bessere, zeitgemäße Verwaltungsstrukturen für ÖAW-Institute notwendig seien.

Die Akademie wolle sich in diesem Prozess auch von außen beraten lassen, wobei Mang auf das neue Beratungsgremium der ÖAW, den Senat, verweist, der sich vergangene Woche konstituiert hat.
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Mitglieder des Senats
Dem neun Mitglieder umfassenden Gremium gehören - auf Grund ihrer Funktion - u.a. Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP), Jörg Haider (BZÖ) als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, der Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, Clemens Jabloner, aber auch RFT-Chef Knut Consemüller an.
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Keine Gefahr für Akademie durch äußeren Druck
Dass Bonn betont hatte, das Gelehrtensystem nicht zerstören zu wollen, beruhigt Mang nicht: "Das heißt eigentlich, dass das Nichtgewollte, nämlich die Zerstörung der Gelehrtengesellschaft, letztlich in die Zuständigkeit des Rates fällt - und das ist aus meiner Sicht eine unfassbare Denkweise und ein grobe Missachtung des rechtlichen Status der Akademie".

Der Akademie-Präsident sieht seine Einrichtung dennoch nicht gefährdet. "Eine starke Organisation wird durch einen gewissen Druck durchaus stärker, nur eine schwache Organisation muss sich vor Druck von außen fürchten."
Zurückhaltung bei "Junger Akademie"
Der vom Rat geforderten inhaltlichen Abstimmung mit den durch das Universitätsgesetz neu aufgestellten Unis will Mang nichts entgegenhalten. Die Akademie gründe ohnedies nur Dinge, die komplementär zu den Unis seien.

Noch zurückhaltend äußert sich Mang zu der Idee, eine "Junge Akademie" einzurichten, die sich etwa aus den Preisträgern des Wissenschaftsnachwuchspreises "Start" zusammensetzen könnte.
Begrenzte Mitgliedschaft wird angedacht
Das Vorhaben sei noch nicht sehr weit gediehen, er wisse aber schon, was er nicht wolle: "Bei der feierlichen Sitzung zwei Sitzreihen mit 20 brav geschniegelten jungen Leuten, die sonst keine Sichtbarkeit haben." Vielmehr sollte eine solche "Junge Akademie" ein ordentliches Budget haben, um eigene Veranstaltungen durchführen zu können.

Nachgedacht wird noch über eine begrenzte Mitgliedschaft (Mang: "Es ist ja nicht gesagt, dass jeder davon später Akademiemitglied wird") und die Aufnahmekriterien. Außerdem müsse man - "in einer Demokratie, wie wir sind" - noch die Gelehrtengesellschaft dafür gewinnen.

[science.ORF.at/APA, 22.12.05]
->   Österreichische Akademie der Wissenschaften
 
 
 
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01.01.2010