News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Innere Uhr von Rentieren tickt anders  
  Im angelsächsischen Kulturkreis sind Rentiere dieser Tage damit beschäftigt, dem Weihnachtsmann bei seinen Aktivitäten zu unterstützen. Laut einer Studie norwegischer Forscher kommt dies ihrem angeborenen Biorhythmus entgegen. Ihre "innere Uhr" richtet sich nicht nach einem 24-Stunden-Rhythmus, wie das bei Tieren in unseren Breitengraden der Fall ist.  
Grund dafür sind die extremen Hell-Dunkel-Unterschiede der Jahreszeiten: Mitternachtssonne im Sommer bzw. die ewige Finsternis der arktischen Winter führen bei Rentieren zu unterschiedlichen Formen des Biorhythmus.

Dies berichten Karl-Arne Stokkan von der Universität Tromso in Norwegen und sein Team in "Nature".
...
Die Studie "Circadian organization in reindeer" ist in "Nature" (Bd. 438, S. 1095; Ausgabe vom 22.12.05) erschienen.
->   Abstract in Nature
...
Verlust des Biorhythmus
Die Forscher untersuchten ein Jahr lang das Verhalten und die Aktivitätsmuster von zwei Rentier-Arten mit Hilfe kleiner Sensoren. Rangifer tarandus platyrhynchus lebt im arktischen Archipel von Svalbard zwischen Grönland und Norwegen, R. t. tarandus im Norden von Norwegen.

In diesen Regionen gibt es nur in wenigen Wochen des Jahres einen "normalen" 24-Stunden-Rhythmus von Tag und Nacht, jeweils im Frühling und im Herbst.

In den Winter- und Sommermonaten verlieren die Rentiere nach Auskunft der Forscher deshalb komplett ihre circadianen Rhythmen.
...
Circadiane und andere biologische Rhythmen
Biologische Rhythmen werden nach der Länge ihrer Perioden klassifiziert. Tagesperiodische Rhythmen (Perioden von etwa 24 Stunden) werden als "circadian" bezeichnet. Daneben gibt es noch "lunare" (28 Tage) "semi-lunare" (14 bis 15 Tage) und "anuelle" (einjährige) Rhythmen.

Die Biorhythmen erlauben es den Organismen, sich an geophysikalische Periodizitäten anzupassen, sich in Populationen zu koordinieren und ihre interne Zeitstruktur durch Synchronisation mit den Außenzyklen (z.B. Tag/Nacht-Wechsel, Mondphasen, Gezeiten, Jahreszeiten etc.) zu stabilisieren.
->   Circadiane Rhythmik (Wikipedia)
...
Zufällige Verteilung von Aktiv- und Ruhephasen
 
Bild: dpa

Die Forscher gehen davon aus, dass alle Tiere am Polarkreis über ähnliche innere Uhren verfügen: In den wenigen Wochen mit regelmäßigem Tag-Nacht-Rhythmus ticken sie "ganz richtig".

Sobald aber die Wintersnächte oder die Mitternachtssonne bevorstehen, schalten sie sich aus. Die Aktivitäten der Tiere - vom Fressen bis zum Schlafen - verteilen sich dann mehr oder minder zufällig über die Zeit.

Für den Weihnachtsmann sind das im Prinzip gute Nachrichten: Er kann sich sicher sein, dass die Rentiere seinen Schlitten auch weiterhin ziehen, ohne dass sie automatische müde werden.

[science.ORF.at, 22.12.05]
->   Universität Tromso
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Körper-Uhren: Organe folgen ihrem eigenen Takt (22.4.03)
->   Klimaveränderung beeinflusst tierische Rhythmen (18.5.02)
->   Das Geheimnis der inneren Uhr (20.7.01)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010