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Gefährliche Netze - Datenjagd im Internet  
  Eine neues Buch mit dem Titel "Gefährliche Netze" beschäftigt sich mit Überwachung, Spionage und Datenklau im Internet. Die Hauptdarsteller des Buches sind nicht Agenten des Geheimdienstes, sondern Cookies, Hounds und Web-Bugs.  
Cookies kennen Online-Gewohnheiten
Datenjäger haben viele Instrumente, mit denen sie das Privatleben jedes einzelnen ausspionieren und verfolgen können. Wer im Web surft, hinterlässt Spuren. Raffinierte Datenjäger lesen diese Spuren auf, verwerten und verkaufen sie.

Die Spione sitzen in jedem Computer. Kleine Datenpakete, genannt Cookies, schleusen sich über die Banner-Werbungen ins Netz ein und spionieren die Gewohnheiten der User aus. Mit jedem Click im Netz gibt der User mehr über sich bekannt.
Doubleclick: 120 Millionen User-Profile
Ob ihn Reisen interessieren oder medizinische Themen, welche News ihn interessieren, was er einkauft. Die meisten Daten laufen in der amerikanischen Firma Doubleclick auf. Und diese erstellt genaue Benutzerprofile.

120 Millionen solcher Profile soll Doubleclick bereits gesammelt haben. Doubleclick besitzt auch Informationen über die Internet-Einkaufsgewohnheiten von 88 Millionen Haushalten. Die Daten sind viel wert. Denn man weiß, wofür sich der User interessiert und er bekommt gezielt Angebote im Netz. Wieder über Banner und auch über E-mail.
Spams und Junk-Mail
Viele Mailboxen gehen vor unerwünschten Mails über. Die Spams oder Junk-Mails wird man auch schwer los. Wer einmal auf die Liste von PR-Versendern gekommen ist, hat es schwer, sich wieder auszutragen.

Etwa 20 Prozent der pro Tag erhaltenen Mails sind unerwünschte Werbebotschaften. Die elektronische Werbung wir immer offensiver genutzt und Adresshändler fetten ihre Datenbanken mit immer mehr E-Mail-Adressen und Handy-Nummern auf.
Big-Brother-Award für Daten-Sammlung
Der Datenbestand der Adressverlage ist gewaltig. Die Schober-Information-Group ist der größte in Deutschland und Österreich. Daten von 5 Millionen Namen und 2,7 Millionen Haushalten in Österreich bietet er an. Zu jeder Adresse bietet die Firma auch bis zu hundert Zusatzinformationen an.

Für ihre Bemühungen in Österreich wurde Schober Direct Marketing mit dem österreichischen Big-Brother-Award ausgezeichnet. "Diese Auszeichnung wird an jene Organisationen und Unternehmen verliehen, die sich dadurch verdient gemacht haben, die Privatsphäre anderer zu missachten und zu unterwandern", schreibt der Autor des Buches Gerald Reischl. "Datenprovider wissen mitunter mehr als man selbst weiß".
Zukunft gehört Internet-Detektiven
Ein Beruf mit Zukunft ist der Internet-Detektiv. Gegen Bezahlung kann man fast jede Information bekommen. Online-Detekteien wie "digdirt" bieten etwa den Namen zu einem Autokennzeichen für 39 Dollar und den Kontostand des Konkurrenten für 45 Dollar an.

Jede Firma kann für 190 Dollar eine Software kaufen, mit der Chefs ihre Angestellten kontrollieren können. In amerikanischen Call-Centern ist es bereits üblich, dass man eine bestimmte Taste drückt, wenn man auf Kaffeepause geht. Jeder Tastendruck wird protokolliert. Wer diese Tasten oft drückt, gilt als nicht sehr effektiv.
Handys: Die ganz persönlichen Wanzen
Das beste Überwachungssystem aber sind die WAP-Handys. "Über das Handy ist man auf Schritt und Tritt auffindbar", sagt der Journalist Gerald Reischl. Nokia, Motorola, Ericsson und Alcatel haben zur diesem Zweck den sogenannten Location Server entwickelt.

Dieser steht mit dem Netzwerk des Mobilfunkbetreibers in Kontakt. Von ihm erhält er die Information, in welcher Funkzelle sich das Handy eingebucht hat und erkennt so, wo sich der Kunde befindet. Der Autor Reischl: "Vor allem mit den Handys der Zukunft sind die Überwachungsmöglichkeiten enorm. Man weiß genau, wo jemand ist, was er kauft, wie sein Kontostand ist. Wir haben uns mit dem Mobiltelefon ein Überwachungsinstrument zugelegt, das, ohne dass wir es merken, sukzessive ausgebaut wird und immer mehr zu unserer persönlichen Wanze wird."

Was bei der WAP-Technologie funktionert, funhktioniert auch, wenn Behörden Mobiltelefon-User verfolgen wollen.
Web-Waschmaschine
Ganz entziehen kann man sich der Überwachung nur, indem man sich dem Handy - und Computergebrauch ganz entzieht. Vorübergehend kann man sich auch durch eine falsche Identität schützen. Das Buch "Gefährliche Netze" bietet viele Möglichkeiten an, wie man sich gegen die Spione im Netz wehren kann.

Gegen die Unmenge an Datenmüll kann man sich etwa mit der Web-Waschmaschine schützen. Diese blockt Werbebanner, animierte Infos und Frames mit Werbeinhalten ab. Die Waschmaschine kann man unter www.webwasher.com downloaden. Auch Tipps zum Schutz vor Viren bietet das im Ueberreuter-Verlag erschienene Buch.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010